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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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überzeugen müssten, falls unser Projekt jemals aus den Startlöchern käme.
    Doch vorläufig befanden wir uns noch in der Entwicklungsphase, und Makaay hielt die Presse fern. Es war alles eine Frage der Wahrnehmung. Bei hochmoderner Technik rechnete man mit Fehlschlägen; man lernte aus ihnen ebenso viel wie aus den Erfolgen – wenn man niemals einen Fehlschlag erlitt, trieb man die Dinge wahrscheinlich nicht ehrgeizig genug voran. Aber Makaay hatte sein halbes Leben mit dem Versuch verbracht, das Unverkäufliche zu verkaufen, und er wusste, dass die Öffentlichkeit, die Medien und Politiker diese Wahrheiten selten verstanden. Deshalb würden die einzigen Zeugen einer etwaigen Katastrophe vorerst die Mitglieder des Kernteams sein.
    Plus einer potenziellen Verbündeten, erklärte er mir.
    »Die Edith Barnette? Ist das Ihr Ernst? Die muss doch mindestens achtzig sein.«
    Barnette war Vizepräsidentin der folgenreichen Amin-Regierung gewesen. Damals war sie äußerst unbeliebt gewesen und hatte einen Großteil der Kritik für die schmerzhaften Folgen von Amins gewaltiger ökonomischer Umstrukturierung einstecken müssen; sie hatte darauf verzichtet, nach Amin selbst ins Weiße Haus einzuziehen. Aber die Historiker hatten Barnette schließlich als die Architektin des gesamten Patronats-Programms und als treibende Kraft hinter dem Versuch identifiziert, die notwendige Politik im Kongress und auch auf internationaler Ebene durchzusetzen. Das war natürlich alles schon lange her.
    »Offiziell hat sie keine Macht. Aber sie hat Kontakte im ganzen Capitol sowie bei den Vereinten Nationen und in den Patronats-Gremien.« Makaay lächelte. Sein VR-Bild war makellos. »Die Währung meiner Welt ist die öffentliche Meinung, Michael, und die ist mehr wert als Gold – viel mehr sogar als die konventionelle politische Macht. Wenn es uns gelingt, Barnette auf unsere Seite zu ziehen, wird es uns letztendlich gelingen, in der Diskussion den Sieg davonzutragen, glauben Sie mir.«
    »Und was ist, wenn etwas schief geht?«
    »Wenn es nicht allzu gravierend ist, wird Barnette uns vergeben. Sie gehört zu den wenigen ihrer Sorte, die dazu klug genug sind. Und sie hat das Herz immer am rechten Fleck gehabt, Michael. Sie versteht, was wir hier vorhaben – oder sie wird es am Ende des Testtags verstehen.«
    Obwohl Barnette dort sein würde, wäre ich persönlich viel lieber zu Hause geblieben. Ich hatte die Nase voll vom Reisen und legte nicht den geringsten Wert darauf, meinen müden Hintern bis nach Alaska, dem Dach der Welt, zu schaffen. Aber Shelley überredete mich, die Reise zu unternehmen. Wir müssten Makaays Instinkten vertrauen, sagte sie erneut. Weshalb arbeiteten wir denn sonst mit ihm zusammen?
    Also gab ich nach; ich reiste nach Alaska. Doch während ich mich durch meine lange Reise quälte, eine ganze Reihe mehr oder weniger schrecklicher Flüge hintereinander, behielt ich meine andere Agenda im Kopf, die rätselhafte und unheimliche Geschichte mit Morag. Die ganze Sache war äußerst beunruhigend und isolierte mich von meiner Familie und meinen Freunden, aber ich konnte sie nicht wegwünschen. Tief im Innern spürte ich instinktiv, dass mein seltsamer Kontakt zu Morag zu den wichtigsten Dingen in meinem Leben gehörte. Ich war entschlossen, ihn nicht aufzugeben – obwohl ich keine rechte Vorstellung hatte, wie ich ihn aufrechterhalten sollte. Irgendwie, wusste ich, würde Morag zu mir kommen.
    Wie sich herausstellte, hatte ich hundertprozentig Recht.
     
    Das Flugzeug flog über eine ausgedehnte braune Ebene, und das Meer war eine Stahlplatte, auf der sich müde Wellen kräuselten. Weder an Land noch auf dem Meer war auch nur ein Pünktchen Blau oder Grün zu sehen.
    Prudhoe Bay war eines von einer Reihe von Ölfeldern, die sich an der Nordküste Alaskas verteilten: der North Slope, wie die Einheimischen sie nannten. Der Anlagenkomplex erstreckte sich auf einer Länge von ungefähr zweihundert Kilometern an der Küste entlang. Dutzende von Bohranlagen verliefen über das Land. In jeder Anlage sah man den zentralen Bohrturm, ein dürres Dinosaurierskelett aus rostigem Eisen, umgeben von kleinen, schachtelförmigen Gebäuden. Der Boden zwischen den Bohranlagen wurde von schnurgeraden Straßen durchschnitten, die jetzt nicht mehr benutzt wurden; der Asphalt zerbröckelte und war mit Schlamm überzogen. Aus der Luft war es ein sehr seltsamer Anblick, ein fremdartiger Wald aus Eisen und Asphalt.
    Die Dimensionen des Ganzen

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