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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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zuzuschauen, wie ihm die tüchtige Soldatin den Arm um die Schultern legte. »Du hättest nicht mehr tun können«, sagte Sonia. »Glaub mir, ich habe dein Krankenblatt gesehen. Du bist so weit gegangen, wie du nur konntest.«
    »Tja, eins steht fest«, sagte ich. »Hier kannst du nicht mehr bleiben.«
    Tom schaute hoch, und Zorn loderte in seinem tränenüberströmten Gesicht auf. »Du hast immer gesagt, ich gäbe jedes Mal gleich auf, nicht wahr, Dad? Ich gehe nirgendwohin.«
    Während ich noch darüber nachdachte, was ich sagen sollte, mischte sich Sonia ein. »Ehrlich gesagt, Mr. Poole hat Recht. Die Entwicklungshilfsorganisationen werden ihre Arbeit in dieser Region einstellen, Tom. Du wirst abreisen müssen. Wir können dich nicht direkt in die Staaten zurückbringen. Aber wir können dich mit dem Hubschrauber nach Moskau fliegen, von da aus zu einem Militärstützpunkt in der Nähe von Berlin und dann mit einer zivilen Chartermaschine nach London.«
    Ich hielt den Mund, weil ich aus langer Erfahrung wusste, dass er zwar vielleicht auf Sonia, aber ganz bestimmt nicht auf mich hören würde.
    Schließlich sagte Tom elend: »In Ordnung. Aber das Sequenzierungsprojekt…«
    »Das geht weiter«, sagte Sonia munter. »Diese Arbeit werden jetzt Roboter übernehmen.« Sie stand auf. »Ich regle alles Erforderliche. Und – äh – lasse euch beide allein.«
    Mit energischen Schritten verließ sie das Zelt. Tom und ich blieben zurück, unfähig, wirklich miteinander zu reden, vereinigt per Elektronik und durch mehr als die Entfernung voneinander getrennt. Wir fingen an, Pläne zu schmieden. Ich würde nach England fliegen, um mich dort persönlich mit ihm zu treffen, wenn ich konnte.
    Doch selbst während wir das besprachen, dachte ich darüber nach, was hier passiert war, und fragte mich in einem Winkel meines Bewusstseins, was wohl geschähe, wenn all diese eisigen Methanlager in der Umgebung der Pole des Planeten beschlossen, ihre Schätze in einem gewaltigen globalen Rülpser freizugeben.

 
8
     
     
    Auf der Ozeanwelt fuhr Reath im Schutz des Flitzers mit Alias Ausbildung fort.
    »Hast du noch einmal darüber nachgedacht, was ich dir erklärt habe?«
    »Du hast mir gar nichts erklärt«, sagte sie mürrisch, »sondern mir bloß diese ganzen Bezeichnungen aufgezählt. Die Implikationen von diesem und jenem.«
    Er lachte. »Der unbegrenzten Langlebigkeit. Der unvermittelten Kommunikation. Des emergenten Bewusstseins.«
    »Worüber soll ich da nachdenken? Das sind doch bloß Worte!«
    »Reicht das nicht? Glaubst du, ich hätte einen Satz Lehrbücher für dich, Alia? Transzendentin zu werden ist ein Prozess, bei dem man vor allem etwas über sich selbst herausfindet.«
    »Soll das heißen, ich muss alles allein ausknobeln?«
    »Mag sein, dass du mehr Weisheit in dir entdeckst, als du glaubst. Fangen wir zum Beispiel mit der ersten Stufe an…«
    »Unbegrenzte Langlebigkeit.«
    »Was meinst du, was das bedeutet?«
    Sie überlegte. »Man stirbt nicht.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Weil die Transzendenz von Unsterblichen geschaffen wurde.« Jedes Kind wusste das, obwohl es eigentlich nur wie eine Gruselgeschichte klang.
    »Glaubst du, extreme Langlebigkeit ist möglich?«
    Sie zuckte die Achseln. »Auf der Nord haben wir eine Lebenserwartung von bis zu fünfhundert Jahren, wenn man mal von Unfällen absieht. Zu Michael Pooles Zeit sind die Menschen nur selten älter als hundert Jahre geworden. Sicher wäre es möglich, eine Behandlung zu finden, die den Alterungsprozess vollständig stoppt.«
    »Eine Unsterblichkeitspille?«
    »Ja.«
    »Und wenn ich eine solche Pille hätte und sie dir gäbe, würdest du dann erwarten, ewig zu leben?«
    »Nicht ewig. Es wird immer Unfälle geben. Diese dämliche Plattform könnte jeden Moment in die Höhe steigen und mich ins Meer schleudern.«
    Er lachte. »Ja, du hast Recht. Sagen wir, Unsterblichkeit bedeutet nur, dass man keines natürlichen Todes stirbt. Aber statistisch und mit etwas Glück hättest du eine viel höhere Lebenserwartung. Sogar eine unbegrenzte Lebenserwartung.«
    »Unbegrenzte Langlebigkeit.«
    Er lächelte. »Siehst du, wir greifen diese Begriffe nicht einfach aus der Luft. Und wie fändest du das?«
    »Es wäre ein wundervolles Geschenk. So viel zusätzliches Leben…«
    »Hör auf, Klischees daherzuplappern, mein Kind«, fuhr er dazwischen.
    Sie war schockiert; er schnauzte sie selten an.
    »Denk darüber nach«, sagte er. »Angenommen, es wäre wahr, wie

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