Trattoria Finale
gut.«
»Du bist ganz schön verspannt, mein Liebchen«, meinte Jacques. »Stehst du das auch durch?«
Ettore öffnete die Augen und dreht sich um. »Aber natürlich! Meinst du, ich werde alt?«
»Du bist alt, Motek.« Jacques lächelte versöhnlich und strich durch Ettores langes Haar. »Aber schön wie eh und je.«
»Alter Schmeichler. Verwirr mich jetzt bloß nicht. Sag mir lieber, wer deiner Meinung nach auf uns angesetzt ist.«
»Im Zweifel alle natürlich. Aber im Ernst, Kostja Trigorin will uns seit Jahren lieber tot als lebendig, und für Arsenic wären wir ein Lieblingsjob. Stanley könnte vielleicht auf unserer Seite stehen. Hat er dich schon wegen unseres Angebotes angesprochen?«
»Natürlich nicht«, antwortete Ettore. »Dann hätte er ja mehrsilbig werden müssen. Ich werde seinen Wilson ansprechen.«
»Und der dicke Ugo? Hat die Familie ihn beauftragt?«
»Ich würde es nicht ausschließen wollen. Er genießt das Vertrauen des Heimatclans, und außer der Familie und einer guten Mahlzeit ist er im Übrigen niemandem treu. Mag sein, dass er die Lage checken und ein Urteil über uns fällen soll.«
»Muss er das überhaupt?«, fragte Jacques. »Hat sich jemals ein Mitglied der Familie offiziell zur Ruhe gesetzt, ohne beigesetzt worden zu sein?«
Ettore lachte tonlos. »Die Zeiten haben sich geändert. Es ist ein reines Business geworden. Und wir haben eine Lebensversicherung – eine, die nicht mit Geld zu beziffern ist.«
»Diese Information sollten wir behutsam einstreuen, aber nicht allzu lange damit warten, oder?«
»Stimmt. Solange wir noch leben. Was hältst du von Miss CIA?«
»Allgemein oder in Bezug auf ihre Eignung zum Bekanntmachen unserer Lebensversicherung?«
»Wie du willst.«
»Sie ist hübsch, gebildet, kultiviert und sehr clever. Eine echte Herausforderung in jeder Beziehung.«
Ettore gab Jacques einen Nasenstüber. »Du wirst doch auf deine alten Tage nicht noch abtrünnig werden?«
»Nicht doch, mein eifersüchtiges Schnuckelchen. Das ist eher etwas, was Ornella von dir erhofft.«
»Ach, unsere liebe Basilica«, seufzte Ettore. »Lassen wir sie mal für einen Moment beiseite. Sie ist eine unverbesserliche treue Seele. Zurück zu Rachel Fischer. Was meinst du, sollen wir mit ihr sprechen? Jetzt gleich?«
Jacques nickte zustimmend. »Das ist dein Job. Ich werde derweil dafür Sorge tragen, dass diese Nacht wie geplant verläuft. Bist du fit?«
»Natürlich – wenn du mich noch ein wenig massierst.«
»Aber gerne, mein Liebelein«, grinste Jacques und griff beherzt zu.
8. Kapitel
Das Klopfen war leise, aber bestimmt. Rachel ordnete reflexartig kurz ihre Haare und sagte: »Avanti!«
Ettore Violenza trat ein und schloss die Tür sofort hinter sich. »Miss Fischer, hatten Sie erwartet, dass ein italienisch sprechender Besucher Einlass begehrt?«
Rachel lächelte Ettore an, ohne zu antworten, und er meinte nach einer kurzen Pause, in der sich ihre Blicke ineinander vertieften: »Sie beeindrucken mich, Rachel. Sie sind viel zu klug für falsche Komplimente, daher etwas sehr ehrlich Gemeintes: Sie sind mit Abstand die spannendste Person unter all meinen Häschern.« Nach einer weiteren Pause, in der die CIA-Agentin nichts erwiderte, fügte er noch hinzu: »So, wie Kaiman mit Abstand der bekloppteste Bulle ist, den ich kenne. Aber zusammen sind Sie beide von einem enormen Unterhaltungswert, wenn ich das so despektierlich sagen darf.«
»Sie dürfen, Mister Violenza«, antwortete Rachel nun lächelnd und lud den Besucher mit einer Handbewegung ein, auf einem Sessel Platz zu nehmen. »Sind wir deshalb hier? Um Sie zu unterhalten?«
»Zu einem gewissen Teil ja. In meinem Alter nehmen die spannenden und kurzweiligen Momente im Leben doch etwas ab. Ich will keine Greisenmelancholie im Angesicht Ihrer jugendlichen Schönheit verströmen, deshalb setze ich gleich hinzu, dass wir Sie definitiv nicht nur wegen der Kurzweil eingeladen haben. Nein, es ist vielmehr so, dass unser Abschied vom aktiven Berufsleben nur gelingen kann, wenn auch unsere Jäger, die uns seit Jahrzehnten engagiert begleiten, angemessen vertreten sind. Und, wiederum ohne blumige Komplimente machen zu wollen, ich kann mir keine respektablere Vertreterin der Gegenseite vorstellen als Sie, Miss Fischer. Oder darf ich Sie Rachel nennen?«
»Sie taten es bereits, Ettore« antwortete die Amerikanerin immer noch lächelnd. »Und Sie dürfen.«
»Mille grazie, bellissima.«
»Aber nun mal Klartext. Welche Rolle
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