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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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Schritt gegangen, als sie einen Schatten wahrnahm. Sie wandte sich wieder um schaltete das Licht nochmals ein. Der Schatten entpuppte sich als Slavko Dobric. Er war nur mit einer schlabbrigen Unterhose und einem Feinripp-Unterhemd bekleidet, was Ornella einen für ihren Geschmack viel zu guten Ausblick auf seine Ganzkörpertätowierung eröffnete.
    »Arsenic, was treibt dich zu so später Stunde in die Küche?«, fragte sie den kurz gewachsenen Serben. »Der kleine Hunger oder suchst du etwas, um deine Gifte unterzumischen?«
    »Bissig wie immer, die gute Basilica«, antwortete Slavko. Er breitete die Arme aus und drehte sich einmal um die eigene Achse. »Siehst du hier eine Möglichkeit, Gift zu verstecken?«
    Ornella winkte ab. »Wo du noch Versteckmöglichkeiten an oder in deinem Körper hast, will ich mir jetzt gar nicht vorstellen, glaube mir.«
    Dobric lachte leise und trat näher. »Wen sollte ich hier vergiften wollen und warum? Dafür bräuchte es doch einen Auftraggeber, oder? Wer sollte mich für was zu diesem schönen Fest beauftragt haben? Ich bin doch zu Gast hier.«
    Die Sizilianerin winkte ab. Sie glaubte nicht, dass Arsenic die gleichen Vorstellungen von Gastfreundschaft hatte wie sie selbst. »Also? Womit kann ich dienen? Brauchst du noch was?«
    »Ich könnte in der Tat noch was brauchen. Bin nämlich gewohnt, vor dem Schlafengehen immer etwas Schokolade zu essen. Haben wir was Süßes in der Küche?«
    Ornella ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. »Schokolade nicht, aber hier ist noch Tiramisù und Mousse au Chocolat. Und in der Gefriertruhe haben wir bestimmt noch Tartufo.«
    »Tartufo wär gut.«
    Ornella kramte im Eisfach herum. Sie förderte zweierlei zutage. »Cioccolato oder Mokka?«
    »Weiß nicht. Was ist süßer?«
    Sie zischte ein unhörbares »Cretino« und gab dem Serben eine Portion Tartufo al Cioccolato und einen Löffel. Slavko begann zu essen. Mit vollem Mund quetschte er beiläufig heraus: »Alles gut zwischen dir und Ettore?«
    Ornella spürte, wie eine Furche zwischen ihren Augenbrauen entstand. »Wie meinst du das?«
    »Na ja«, sabbelte Arsenic zwischen zwei Löffeln. »Ihr seid doch schon so lange zusammen. Und doch – er ist ja so mit Jacques.«
    Bei dem Wort »so« machte er eine Geste, bei der er Mittel- und Zeigefinger übereinanderlegte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Die beiden sind ein Paar, das weißt du genauso wie jeder andere. Was soll ich mit Ettore? Wir sind Freunde.«
    Der Serbe lachte und schob eine Portion nach, während er noch an der vorigen lutschte. »Gibt es Freundschaften zwischen Mann und Frau unter Sizilianern? In meiner Heimat gibt’s das eher nicht. Und von anderswo kenn ich’s auch nicht. Und ich bin schon ganz gut rumgekommen, weißt du.«
    »Es gibt Dinge, die weiß man. Es gibt Dinge, die glaubt man. Und es gibt Dinge, die gehen einen nichts an. Such dir was aus.«
    Slavko lachte nun nicht mehr. Er schluckte das süße Eis herunter, lutschte bedächtig an seinen Zähnen herum und meinte dann: »Jacques ist aber nicht unbedingt dein Freund, oder? Du kennst den Ettore doch noch einige Jahre länger als er, nicht wahr?«
    »Natürlich, Ettore und ich kennen uns, seit wir Kinder waren. Das weißt du. Worauf willst du hinaus?«
    Dobric zuckte mit den Achseln und schob einen Löffel Tartufo nach.
    »Nichts – nur ein Küchenplausch. Habe nur so gedacht, dass sich bei dir was verändert haben muss, als dein Ettore den Jacques kennengelernt hat.«
    »Es ist nicht mein Ettore, du Dummkopf!« Ornella stemmte ihre Fäuste in die Hüfte. »Und jetzt geh schlafen. Ich will die Küche abschließen.«
    »Du schließt die Küche ab?«
    »Normalerweise nicht. Aber wenn in der Nacht Giftmischer durchs Haus schleichen, mach ich ’ne Ausnahme!«
    Jetzt lachte Slavko wieder. »Du bist schon eine. Aber gut, ich habe bekommen, was ich wollte. Schlaf gut.«
    »Ja, du mich auch«, brummte Ornella und sah dem Serben nach, wie er durch den Hausflur und die Treppe hinauf ins Obergeschoss ging. Dabei überlegte sie, was Arsenic eigentlich gewollt und was er bekommen hatte.

    Einhundertfünfzig Kilo waren nicht leicht zu bewegen. Auch nicht von sich selbst. Ugo Ferrero fluchte leise und keuchend vor sich hin. Er hasste Treppensteigen. Ettore wusste das und hatte dem Dicken ein Zimmer im Erdgeschoss herrichten lassen. Der gertenschlanke Stanley Macomber jedoch war problemlos im Dachgeschoss unterzubringen gewesen. Dumm nur, dass der schwergewichtige Sizilianer genau

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