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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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diesen Gast nun zu nächtlicher Stunde zu besuchen gedachte. Als Ugo vor dem Zimmer des Briten stand und seine Wurstfinger gegen die Tür trommeln ließ, klopfte sein Herz lauter als seine Knöchel auf dem Holz. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn einerseits waren selbst seine Fingerknöchel noch von einer dämpfenden Fettschicht überzogen, und andererseits war sein Kreislauf nach der quälenden Stufenkletterei über zwei Stockwerke völlig überlastet.
    Die Tür öffnete sich. Wilson, der Kammerdiener des einsilbigen Stan, hielt sein Gesicht, das noch keine Anzeichen von Schlaf oder auch nur Müdigkeit zeigte, in den Türspalt. Er zog sich gleich wieder etwas zurück, da ihm der keuchende Atem des Sizilianers, eindrucksvoll aromatisiert von Grappa und Spianata Calabrese, entgegenschlug.
    Ugo deutete das Zurückweichen des Briten als Aufforderung, den Raum zu betreten, was er auch sofort tat.
    »Ciao Wilson«, würgte er hervor und versuchte anschließend, durch fortgesetztes heftiges Atmen seine Lunge wieder in die Gewalt zu bekommen – mit dem Ergebnis, dass das ganze Zimmer sehr schnell nach der scharfen Wurst roch, die Ugo eben noch in großen Mengen verschlungen hatte.
    »Guten Abend, Herr Ferrero«, antwortete Wilson auf Deutsch, da er des Italienischen nicht mächtig war und er überdies wusste, dass Ugo wie die meisten Italiener älteren Semesters nur ungern bis gar nicht englisch sprachen.
    »Ist Stan da?«
    »Yep«, antwortete Stanley Macomber selbst und glitt geschmeidig aus einer dunklen Zimmerecke in die Mitte des Raumes. Ugo musterte den schlanken, durchtrainierten Engländer, der offenbar bettfertig in einen kurzen Pyjama gekleidet war.
    »Ich möchte dir herzliche Grüße von Don Stefano übermitteln«, begann der Dicke. Der einsilbige Stan nickte, vermutlich war ihm diese Eröffnung nicht einmal eine einzige Silbe wert. Ferrero ließ sich nicht beirren, immerhin kannte er Macomber schon seit etlichen Jahren. »Du bist, auch wenn du nicht zur Familia gehörst, immer herzlich willkommen in allen Häusern der Cosa Nostra.«
    Wieder nickte Stan kurz.
    Ugo räusperte sich kurz und sah sich im Raum um, als würde er hoffen, die nun sorgsam zu wählenden Worte an den Wänden geschrieben zu finden. Vielleicht suchte er aber auch nur unbewusst nach Essbarem.
    »Und das soll natürlich auch so bleiben. Don Stefano schätzt dich und deine Arbeit wirklich sehr.«
    »Fine.«
    »Genau. Das ist fein. Don Stefano ist aber nun so ein ganz winziges bisschen besorgt, weil du dich auf sein Angebot nicht gemeldet hast.«
    Ugo legte zwei seiner Salamifinger eng zusammen, um die Winzigkeit der Sorge seines Paten zu visualisieren.
    »Und nun ist es meine Aufgabe, dich zu fragen, warum das so ist und wie du zu dem Angebot stehst.«
    Er sah Stanley erwartungsvoll an. Der lächelte und meinte: »Das ist so ein Ding.«
    Ugo wartete auf mehr, was aber nicht kam. Als er fragend die Hände hob, ergänzte Wilson: »Mister Macomber meint, dass der Pate ihm ein Optionsgeschäft vorgeschlagen hat. Klare Deals sind ihm lieber.«
    Ugo nickte und tat so, als verstünde er genau.
    »Gut. Was glaubst du denn, warum die beiden dich eingeladen haben? Haben sie vielleicht auch einen Auftrag für dich?«
    Stanley zuckte mit den Achseln. »Weiß ich nicht. Noch nicht.«
    »Nun ja«, versuchte Ugo es weiter. »Man fährt doch nicht von London ins kleine Bonn, wenn man nicht weiß warum.«
    »Doch«, entgegnete Stan. »Hier kann’s gut sein, so oder so.«
    »Aha.« Der Sizilianer sah Hilfe suchend in Richtung Wilson, der aber keine Anstalten machte, den einsilbigen Ausführungen Macombers etwas Erhellendes hinzuzufügen.
    »Bene«, meinte Ugo schließlich. »Die Familie will einfach wissen, wer wo steht. Ist doch klar unter Freunden, oder?«
    »Yep«, stimmte Stan zu.
    »Molto bene«, bekräftigte der dicke Sizilianer, deutete eine Verbeugung an und verließ mit einem gemurmelten »Buona notte« das Zimmer. Während er sich durch das Treppenhaus nach unten walzte, überlegte er sich, was an dem Gespräch eigentlich gut gewesen war. Immerhin war er weder schlauer geworden noch hatte er etwas dabei gegessen.

    Als Zippo Violenza die Haustür öffnete, betrachtete er grinsend die nächtlichen Neuankömmlinge, die von der Außenwache zum Portal geleitet worden waren.
    »Ihr seid das Sondereinsatzkommando vom BKA, nicht wahr?«
    »Jawohl«, war die knappe Antwort.
    »Und das Codewort?«
    »Kaiman«, kam es wieder ebenso kurz.
    »Molto

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