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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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gibt keinerlei Beweise für unsere Arbeit. Dann werden wir sehen, was wir tun können. Wie können wir Kontakt zu diesem Bruno Stroger aufnehmen? Hast du vielleicht Informationen für ihn, die wir übermitteln sollen?«
    Ludwig Rickert schüttelte den Kopf. Er legte sich auf seine Pritsche und schloss die Augen. Das Gespräch war beendet.

    »Natürlich, der Mann wird misstrauisch gewesen sein«, meinte Ugo Ferrero und schob sich eine halbe Roulade in den Mund. Da er nach kurzem Kauen feststellte, dass noch etwas Platz in seinem Mund war, schob er die zweite Hälfte gleich hinterher. »Wie habt ihr den Kerl denn dazu bekommen, euch Informationen zu geben, wo er euch doch gar nicht kannte und ihr noch nicht einmal Deutsche wart?«
    Ettore antwortete: »Der Führer half uns, vermutlich ohne es zu ahnen, hihi. Am Vortag dieses ersten Gespräches mit Ludwig Rickert war ja tatsächlich Mussolini aufgebracht und getötet worden. Das war am 28. April 1945. Und am 30. April brachte Hitler sich um. Wir erfuhren das postwendend – noch bevor es öffentlich wurde. Rickert hat es umgehauen. Der große Führer des Tausendjährigen Reiches – verpisst sich durch Selbstmord, während der abgesetzte Herr Oberbürgermeister und andere immer noch vom Endsieg der Werwölfe träumen. Das hat ihn geknackt.«
    Jacques ergänzte: »Er gab uns Informationen, wie und wo wir den Bruno Stroger treffen konnten. Wir versprachen ihm im Gegenzug, seine Freilassung zu erwirken und dafür zu sorgen, dass sein Spezi neuer Bürgermeister werden konnte. Es funktionierte – wir trafen den Stroger. Aber vorher feierten wir noch ein freudiges Wiedersehen. Ettore, lässt du mich das erzählen?«
    »Natürlich, mein Guter«, lächelte Ettore.

    Ein dichter Strom von Menschen zwängte sich über die Hodges-Brücke, die bei Bad Godesberg von amerikanischen Pionieren über den Rhein errichtet worden war und eigentlich nur aus nebeneinandergelegten Frachtkähnen bestand. Aus dem Gewirr tönte eine laute Stimme: »Das kann ja wohl nicht wahr sein!«
    Der kleine, dickliche Mann schüttelte sich das weiße Pulver aus dem Haar und den Kleidern. Jacques konnte sich ein lautes Lachen nicht verkneifen.
    »Ja, lach nur«, brummte der Neuankömmling missmutig, als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Dein armer sorgengebeutelter Chaim freut sich, dich lebend wiederzusehen, und dafür wird er ausgelacht.«
    »Nicht doch, mein Lieber«, beschwichtigte Jacques und drückte den Onkel an sich. »Es ist nur, du siehst aus wie ein Mehlwurm.«
    Onkel Chaim tippte mit einem Finger an die Schläfe. »Diese Amerikaner sind meschugge. Ohne Entlausung kommt keiner über den Rhein. Chaim und Läuse! Dabei habe ich einen erstklassigen Passierschein!«
    »Es sind die Deutschen, die alle verlaust herumlaufen«, kommentierte Ettore.
    Jacques stellte den Freund vor. »Onkel Chaim, das ist Ettore Violenza.«
    »Schalom!« Chaim küsste Ettore links und rechts, wobei er eine Menge Entlausungspulver an dessen Jacke abstreifte. »Das ist also dein Partner. Ihr habt Wellen geschlagen in Paris, habe so einiges gehört, hehe. Und so lerne ich also endlich den Sohn von Giuseppe Violenza und der schönen Geertje kennen!« Er sah den überraschten Ausdruck in Ettores Gesicht und erklärte: »Ja, mein Junge. Deinen Vater kannte ich schon, da gab es dich noch nicht. Und deine Mutter – oiweh, das war ein Gejammer, als Giuseppe sie nach Sizilien entführte. Da haben viele Männer geweint, glaub’s mir.« Chaim grinste frech. »Sie konnte zwar nichts kochen außer frittierte Muscheln, und selbst die schmeckten absonderlich, obwohl man da eigentlich nichts falsch machen kann, aber sie war die schönste Frau in Amsterdam, das schwöre ich bei Abrahams Bart!«
    Dann wandte er sich wieder seinem Neffen zu. »Ach, mein lieber Junge! Ich bin so froh, dich lebend zu sehen. Hier im Land der Massenmörder. Sieh sie dir an, die Deutschen! Wie sie herumschleichen durch die Trümmer ihrer Städte. Tun so, als wären sie ein geschlagenes Volk. Sie sind noch lange nicht genug bestraft für das, was sie uns angetan haben. Ich glaube, unser allmächtiger Schöpfer ist altersmilde geworden. Vor ein paar tausend Jahren hätte er sie samt und sonders verbrannt, wie sie uns verbrannt haben!« Dann hellte sich seine Miene wieder auf. »Aber am Ende sind doch alle wieder Zivilisten, wollen lachen und vögeln und essen und lieben und leben!«
    Er zog die beiden jungen Männer mit sich fort und

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