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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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– Bonn ist nun mal britische Zone, da müssen wir sehr vorsichtig agieren. Und ihr beiden Ratten wollt aus diesem Loch heraus, bevor der dritte Weltkrieg ausbricht oder hier noch jemand auf die Idee kommt, euch aufzuknüpfen, und da ist das doch genau das Richtige für euch. Arbeitet für uns, und wir vergessen den Schlamassel, den ihr hier angerichtet habt.«
    »Überzeugt«, sagte Ettore und grinste noch breiter. »Wie hieß dieses Kaff noch mal?«
    »Bonn«, brummte der Major. »Morgen seid ihr da. Schreibt mir ’ne Ansichtskarte.«

    Die drei Männer hatten sich einen Abend, eine Nacht und einen Vormittag lang angeschwiegen. Es war Ettore, der als Erster den Mund aufmachte.
    »Schrecklich arrogant, diese Tommys.«
    Es dauerte eine weitere Stunde, bis Jacques entgegnete: »Man sollte ihnen allen die Nasen abschneiden. Mal schauen, was sie dann noch in die Luft strecken.«
    Wieder Schweigen. Dann nahm Ettore den Faden wieder auf. »Ohne die Amis, Kanadier und das ganze andere Pack hätten die Engländer keinen Fuß aufs Festland bekommen. Abgesoffen wären sie alle in ihrem scheiß Kanal.« Dann sah er den dritten Insassen der kleinen, gerade mal drei mal drei Meter messenden Zelle direkt an. »Wir waren in Paris, als die Schweine in der Normandie gestrandet sind. Hätten nicht gedacht, dass sie so schnell vorwärts kommen.«
    Der dritte Mann nickte. »Hätte man den Führer nur rechtzeitig zu wecken gewagt, er hätte die richtigen Befehle gegeben.«
    Es war das erste Mal, dass Ettore und Jacques die Stimme ihres Zellengenossen vernahmen.
    »Wie?« Jacques tat überrascht. »Der Führer wurde etwa nicht unverzüglich über die Invasion informiert?«
    Die Antwort war ein stummes Kopfschütteln. Ettore sah den Mann nun unvermittelt an. Kurzes, graues Haar, der übliche Schnitt. Vielleicht fünfzig Jahre alt. Lehrergesicht. Strenger Blick, mit dem er den Sizilianer nun ebenfalls scharf musterte. Hätte Ettore noch seine Haare behalten, wäre dieser Blick sicher noch schärfer und kälter ausgefallen. Doch der glänzend schwarze Pferdeschwanz war einem gefühllosen Militärfriseur zum Opfer gefallen. Ettore nahm sich vor, den Deutschen dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Vorerst wollte er sich jedoch überwinden, dem Mann die Hand zu geben, und streckte ihm seine Rechte entgegen. »Ettore Violenza. Agent des Duce und des Führers.«
    Nach kurzem Zögern ergriff der Deutsche die Hand und drückte sie. »Ludwig Rickert. Oberbürgermeister von Bonn.«
    Auch Jacques reichte Rickert die Hand. »Jacques Assaraf.«
    Danach herrschte wieder langes Schweigen. Diesmal war es Rickert, der den Faden wieder aufnahm: »In Paris haben sie euch kassiert? Was habt ihr denn da gemacht?«
    Ettore antwortete: »Unser Auftrag bestand darin, die Résistance zu unterwandern und maßgebliche Köpfe zu liquidieren oder an die SS auszuliefern. Wir wollten Rol-Tanguy, den Chef der Pariser Untergrundbewegung, in den Wirren der Kämpfe um die Stadt festnehmen, daran wurden wir leider gehindert. Die Kellerratte macht jetzt Karriere, während viele gute Leute kaltgestellt werden.«
    Ludwig Rickert nickte. Seine Stimme klang bitter: »Alles wird zerstört, was wir über viele harte Jahre aufgebaut haben. Es siegt nicht immer das Starke und Gute. Viele Hunde sind des Tigers Tod. Aber es ist noch lange nicht vorbei. Noch stehen Millionen Deutsche standhaft unter Waffen. Der Führer wird den Gegenschlag organisieren. Berlin ist uneinnehmbar, von dort aus erfolgt die Rückeroberung des Westens, sobald der Russe ausgeblutet ist und die Ostfront sich beruhigt hat.«
    »Deinen Optimismus möchte ich haben«, meinte Jacques. »Aber es stimmt schon, verloren ist unsere Sache nicht. Doch wir dürfen nicht warten, bis Rettung aus dem Osten kommt. Wir müssen selbst den Widerstand hier aktiv halten. Wer ist denn jetzt in Bonn Bürgermeister von Londons Gnaden, solange du hier einsitzt?«
    Rickert zuckte mit den Achseln. »Das ist noch nicht entschieden. Ich hoffe nicht, dass man sich für diesen Eduard Spoelgen entscheidet. Der Kamerad Bruno Stroger hat gute Chancen. Wir haben ihn rein gehalten, es existiert nicht einmal ein Dokument, das ihn als Mitglied der Partei identifizieren würde. Ihr seht, der Widerstand arbeitet längst.«
    »Das ist gut«, meinte Ettore. »In meiner Heimat scheint der Kampf verloren. Gestern wurde der Duce ermordet. Deutschland und der Führer müssen dagegen standhalten. Wir werden in ein paar Tagen hier wieder heraus sein, denn es

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