Trattoria Finale
Ettore von klein auf anständiges italienisches Essen bekommen, wär das nicht passiert. Aber die Hure hatte sich ja in den Kopf gesetzt, zu Hause für die Familie zu kochen. Catastrofico! Alles, was sie konnte, war, irgendwelche Sachen in Fett zu werfen. Davon muss man doch schwul werden!«
Nun musste auch Aglaia lachen. »Dann sind wohl die meisten Holländer schwul, oder? Es sei denn, sie essen regelmäßig italienisch.«
»Ja, macht ihr euch nur lustig«, lächelte Basilica.
»Und – wie ging das dann mit euch weiter?«, wollte Rachel wissen.
»Es war dann also schnell klar, dass Ettore niemals dir gehören wird? Und was hat die Familie dazu gesagt?«
Die Alte machte eine weit ausholende Handbewegung. »Er machte es sich einfach. Die beiden blieben damals nur ein paar Tage, dann gingen sie zurück nach Deutschland. Machten selten Jobs in Italien. Ich folgte ihnen, als sie diese Villa hier gekauft haben. Eine Frau muss ja für Ordnung sorgen.«
»Aber Ettore hat dich nie erhört?«, fragte Aglaia.
Basilica lächelte wieder. »Nun ja, es gab da so die eine oder andere Situation – als wir noch jung waren. Aber sobald Jacques in der Nähe ist, habe ich nichts zu melden. Damit muss ich leben.«
»Solange du lebst – oder Jacques«, bemerkte die Russin.
»So ist das.« Ornella Pellegrino nickte gedankenverloren. Dann gab sie sich einen Ruck. »So, jetzt wollen die beiden im Garten ein Boccia-Turnier veranstalten, damit nicht das ganze Wochenende nur herumgesessen und gefressen wird. Lasst uns nach draußen in die Sonne gehen. Das Wetter ist herrlich. Fast italienisch.«
12. Kapitel
Als die drei Frauen auf die sonnenüberflutete Terrasse traten, waren die anderen bereits dabei, Farben für ihre Spielbälle auszusuchen. Jacques und Ettore hatten sich nicht lumpen lassen und ein verchromtes Boccia-Set angeschafft, dessen Spielbälle nicht nur durch unterschiedliche Muster, sondern auch durch eingelassene Farbplaketten unterschieden wurden.
Kai griff sich sofort die weißen Bälle. »Ich bin die Polizei, also bekomme ich als der Gute hier weiß!«, rief er und fügte dann grinsend hinzu: »Die Gastgeber haben doch bestimmt rosa und hellblau für sich reserviert, oder?«
Ettore gab das Grinsen zurück. »So sei es – wir haben nichts anderes von dir erwartet, Kaiman.«
Jacques fragte in die Runde: »Welche Farben sind sonst so genehm? Mister Macomber, was ist mit dir?«
»Dark green«, antwortete Stanley einsilbig wie immer. Sein Schatten Wilson fügte hinzu: »Dann nehme ich hellgrün.«
»Schwarz ist meine Farbe«, sagte Trigorin und schaute so finster wie möglich drein, um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen.
Ugo Ferrero griff sich irgendwelche Kugeln. Die Farbe war ihm egal, da es sich nicht um etwas Essbares handelte. Als alle sich für ihre Spielbälle entschieden hatten, sagte Jacques: »Wir spielen Coppia. Jeder sucht sich einen Spielpartner für ein Zweierteam.« Dann warf er die kleine Kugel quer über den Rasen und rief: »Wer das Schweinchen berührt, bekommt einen Extrapunkt!«
»Da wir hier in Bonn sind: Wusstet ihr eigentlich, dass Konrad Adenauer Boccia liebte?«, fragte Ettore die anderen. »Er spielte es gerne während seiner Italien-Urlaube.«
Jacques fügte hinzu: »Mein Motek will damit die Überleitung zu unserer nächsten Geschichte bauen. Wir hatten ein ganz besonderes Abenteuer in der Adenauer-Republik, welches wir gerne zum Besten geben möchten.«
»Habt ihr etwa Konrad Adenauer bei einem eurer Jobs getroffen?«, fragte Rachel.
»Aber ja«, antwortete Ettore. »Wir haben tatsächlich Boccia mit ihm gespielt. Allerdings war es ein anderer deutscher Politiker, der viel mehr mit einem Auftrag zu tun hatte. Das war nämlich Ben Wisch.«
»Wer?«, fragte Kai. »Hört sich eher nach einem arabischen Fürsten an als nach einem Deutschen.«
Rachel schüttelte den Kopf. »Um Gottes willen, Mankowski. Ben Wisch war der Spitzname von Hans-Jürgen Wischnewski. Der Held von Mogadischu, das müsste dir doch was sagen.«
»Stimmt«, grinste Kai. »1977. Die GSG 9 stürmt die Landshut, alle Terroristen tot oder gefangen, ein Kollege nur wurde verletzt. Halsdurchschuss, aber gut verheilt. Geile Leistung.«
»Ist klar, dass du das genau kennst«, lachte Ettore. »Aber unser Zusammentreffen mit Ben Wisch war viel früher. 1961. Wischnewski sammelte damals Geld von den in Deutschland lebenden Algeriern für den Kampf der algerischen FLN gegen die französische Kolonialmacht. Besser
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