Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
geschlafen?«
Er zuckte die Achseln. »Geht so.«
Sie nahm einen ausgiebigen Schluck des heißen Gebräus, um sich zu stärken. »Derek, wir müssen uns über einiges unterhalten«, sagte sie und schob seine Zeitung beiseite, damit sie sein Gesicht sehen konnte. »Bitte.«
Er faltete den Wirtschaftsteil zusammen und sah sie abwartend an.
Sie räusperte sich. Am liebsten hätte sie über Hollys vorzeitige Abreise gesprochen, aber sie wusste, erst gab es Wichtigeres zu klären.
Er war ganz offensichtlich noch sauer wegen gestern, also sagte sie ohne Umschweife: »Es tut mir leid, dass ich dir verschwiegen habe, wo ich mich herumtreibe. Aber du hättest garantiert protestiert, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich ins Wave gehe, um Leute zu befragen. Ich bin eben den Weg des geringsten Widerstandes gegangen.«
Er hob überrascht eine Augenbraue. »Entschuldigung angenommen. Danke.«
»Gern geschehen.« Sie hatte nachts lange wachgelegen und sich gefragt, wie sie die verfahrene Situation zwischen ihnen wieder ins Lot bringen konnte.
Denn da gab es so einiges, das wieder ins Lot gebracht werden musste. Ohne Holly hatten sie keinen Puffer mehr, der ständig vor sich hinplapperte und sie zum Lachen brachte. Jetzt waren sie gezwungen, sich mit Gabrielles Arbeit zu befassen, und mit diesem verdammten Fluch, der zwischen ihnen stand. Denn Derek, das wusste sie, würde nichts unternehmen, um die Wand einzureißen, die sie trennte. Er hatte nach wie vor Angst vor ihrer Liebe, statt darauf zu vertrauen.
»Und ich verspreche, es wird nicht wieder vorkommen. In Zukunft weihe ich dich ein, wenn es um etwas geht, das du wissen solltest«, fügte sie hinzu.
»Gut.« Er griff nach der Zeitung, doch Gabrielle ließ unerbittlich die Hand darauf niedersausen.
»Ich bin noch nicht fertig.«
Sie musste noch etwas loswerden, ehe es ihm auf anderem Wege zu Ohren kam, wenn er das nächste Mal in Stewart oder Perkins unterwegs war.
Er rieb sich die Nasenwurzel. »Was denn noch?«
Seine verstockte Distanziertheit brachte sie schier zur Weißglut. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt und gerufen: »Ich weiß, dass du deine Wut auf mich nur als Schutzschild verwendest, um dich nicht mit den Gefühlen auseinandersetzen zu müssen, die wir füreinander empfinden!« Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte und nicht bereit war, auf ihn zu verzichten, aber er war ganz augenscheinlich nicht in der passenden Stimmung dafür. Und wenn das nicht die Untertreibung des Jahrhunderts war, was dann?
Gabrielle holte tief Luft. »Heute kommt ein Fernsehteam nach Stewart, um eine Folge für die Sendung Ein Tag im Leben einer populären Schriftstellerin zu drehen.«
Er funkelte sie finster an. »Damit bist dann wohl du gemeint, wie?«
Sie nickte. »Kennst du außer mir irgendwelche populären Schriftstellerinnen aus der Gegend?«, fragte sie fröhlich und lächelte.
Er blieb ernst. »Warum ausgerechnet jetzt?«
Sie schluckte und starrte auf ihre ineinander verschränkten Finger hinunter. »Warum nicht? Wer weiß schon, wann und warum Fernsehen und Zeitungen beschließen, sich auf ein bestimmtes Thema zu stürzen?«
»Gabrielle?«
»Hm?«
Er beugte sich über den Tisch und hob ihr Kinn an, so dass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. »Hast du das absichtlich eingefädelt, um Mary Perkins zu ärgern? In der Hoffnung, dass sie dann die Karten auf den Tisch legt?«
Gabrielle biss sich auf die Unterlippe. »Schon möglich.«
»Verflucht noch eins!«, stieß er hervor und ließ die flache Hand auf die Tischplatte donnern. »Ist dir noch immer nicht klar, was für ein Risiko du damit eingehst?«
Sie musterte ihn entnervt. »Oh doch, und ob. Aber dieses Risiko wird bestehen bleiben, solange diese Verrückte in ihrem Büro in ihrer riesigen viktorianischen Villa sitzt, sich hinter dem Einfluss ihrer Familie verschanzt und harmlose Bürger manipuliert und terrorisiert. Ich werde in Gefahr schweben, solange sie genügend Zeit hat, Pläne auszuhecken und darauf zu achten, dass man sie nicht dabei ertappt, wie sie mir oder den Menschen, die ich liebe, etwas zuleide tut«, stieß Gabrielle aufgebracht hervor.
»Dann geh mit mir zur Polizei. Sollen die sich doch mit dieser Hexe herumschlagen«, sagte er beschwörend, geradezu flehentlich.
»Meinst du wirklich, man wird uns glauben? Es klingt doch total verrückt, dass die
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