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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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davon, dass ich ja auch noch arbeiten musste, war der Plan in Ordnung. Die Schauspielstunden konnten wir auf die Nachmittage legen. Mit ein bisschen Glück würde meine Kollegin in den nächsten zwei Wochen die Spätschicht mit mir tauschen. Dann könnte ich vormittags arbeiten und die Nachmittage freihaben.
    »Das ist super, wirklich. Danke, Dad«, sagte ich, nachdem ich den Plan ausführlich studiert hatte.
    »Nichts zu danken!« Mein Vater strahlte. Er liebte es, wenn er irgendetwas organisieren konnte. Umso mehr, wenn es mein Leben war.
    »Nur eine Sache macht mir Sorgen«, bremste ich seine Freude. »Was hat es mit dem Mittagessen auf sich? Gemüsepfanne mit Hirsebällchen? Tofuburger? Willst du mich umbringen?«
    »Genau.« Dad räusperte sich. »Darüber wollte ich ohnehin mit dir sprechen. Du musst jetzt wie ein Leistungssportler denken. Die nächsten Wochen werden anstrengend sein. Und damit meine ich nicht nur die körperliche, sondern auch die nervliche Belastung. Da musst du topfit sein. Also kein Fast Food, keine Fertiggerichte, sondern frisches Obst, Gemüse und Kräutertees.«
    »Kräutertees? Nur über meine Leiche!«
    Vater seufzte. »Gut, meinetwegen kannst du auch Smoothies oder Proteinshakes trinken, aber Kaffee ist vorerst tabu. Der treibt den Blutdruck in die Höhe und ist zu toxisch.«
    »Toxisch? Kaffee?«
    »Ja«, antwortete Vater knapp. Ich merkte, wie ihm die Geduld ausging. »Du hast die Wahl: Ich helfe dir gerne. Aber nur, wenn du auch auf meine Ratschläge hörst. Wenn nicht, ziehe ich mich zurück.«
    Verflixt. Ich wusste schon jetzt, dass die nervliche Belastung weitaus schlimmer als die körperliche werden würde.
    »Okay, okay. Du bist der Boss«, gab ich mich geschlagen.
    »Gut. Dann können wir zum nächsten Punkt übergehen«, erklärte Dad. »Morgen Vormittag wirst du mit Stacey Männerkleidung kaufen.«
    »Dad, ich bin morgen früh zur Arbeit eingeteilt. Außerdem habe ich kein Geld für so was. Ich werde eine Jeans und ein T-Shirt tragen. Das nennt man Unisex und ist wahnsinnig praktisch, vor allem dann, wenn man ein Transvestit ist«, protestierte ich.
    »Unisex! So ein Unsinn. Du sollst nach was aussehen und nicht wie eine Tunte im rosa T-Shirt herumlaufen. Ihr geht einkaufen. Ich habe genau für solche Zwecke einen kleinen Fonds angelegt und die letzten Jahre gespart. Jetzt ist die Zeit gekommen, das Geld zu nutzen. Du wirst es ohnehin brauchen, denn du musst deinen Job kündigen. Und zwar heute noch.«
    »Heute? Wenn ich so kurzfristig absage, bin ich die Stelle für immer los!«
    »Lauren«, Vater sah mir fest in die Augen, »wenn du ein Ziel erreichen willst – und zwar mit jeder Faser – dann musst du bereit sein, Risiken einzugehen. Das Geld, das ich für dich angelegt habe, wird für ein halbes Jahr reichen. Das gibt dir im schlimmsten Fall genügend Zeit.«
    Ich holte tief Luft. »Du hast recht. Risiken eingehen. Klar, kein Problem.«
    »Und nicht nur das«, Dad sah mich streng an, »du musst von dir überzeugt sein. Fokussiere dich auf dein Ziel und zweifle nie an deiner Fähigkeit, es zu erreichen.«
    »Dad. Genug mit dem Esoterikgerede, ja?«
    »Das ist kein Esoterikgerede, sondern gesunder Menschenverstand. Und jetzt zieh dich um. Ich möchte dich als Mann sehen und nicht als Zwitter, wenn wir mit den Schauspielstunden beginnen.«
     
    Trotz des Gespräches mit meinem Vater war der erste Blick in den Spiegel ein Schock. Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, wie ein Mann auszusehen. Dann aber musterte ich mein Spiegelbild. Zum ersten Mal schien es, als würde mein Gesicht eine harmonische Einheit bilden. Die Augenbrauen passten perfekt zu den kantigen Konturen. Der kurze Haarschnitt rundete das Erscheinungsbild ab. Ich war attraktiv. Der Gedanke war neu für mich. Zu dumm, dass ich als Frau auf die Welt gekommen war, dachte ich, während ich auf die Suche nach meinen »Unisex«-Klamotten ging.
    Wenig später musste ich feststellen, dass meine Ankündigung etwas voreilig gewesen war. Das Bemühen, mein Aussehen möglichst weiblich zu gestalten, hatte auch auf die Auswahl meiner Kleidung Auswirkungen gehabt. Ich hatte etliche Blusen, T-Shirts mit applizierten Perlen oder in Farben, in denen ich als Mann nicht herumlaufen wollte. Kleider und etliche kurze Röcke ergänzten meine Garderobe. Zum Glück waren Jeans meine erste Wahl, wenn es um Freizeitkleidung ging. Nach langem Wühlen entdeckte ich ein zerknautschtes, einfarbiges weißes T-Shirt. Nachdem ich es

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