Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
weißt, dass du nicht da sein wirst? Ich habe Besseres zu tun, als hinter dir herzurennen!“
Beide, Frau Gardner und Ron, starren mich konsterniert an. Dann erst nimmt Ron das Chaos wahr, das ich im Büro seiner Sekretärin angerichtet habe.
„Bist du völlig verrückt geworden?“ Hinter ihm öffnet sich die Tür. Zwei Männer in Uniform schieben sich hindurch.
Ich schätze, jetzt ist Christian auf sich allein gestellt.
Mit einem tiefen Atemzug lehne ich an der Platane, in deren Schatten der Audi geparkt ist. Ich warte auf Christian, hoffe, er konnte rechtzeitig aus Rons Büro verschwinden. Falls er mich gehört hat. Da Rons Büro im Erdgeschoß liegt, sollte es kein Problem sein, durch das Fenster den Rückzug anzutreten.
Wo bleibt er? Unruhig mustere ich die Passanten. So langsam brennt mir der Boden unter den Füßen, denn ich will weg. Ron hat bestimmt seine Helfer informiert, dass ich hier bin. Der kleine Schulhof, in dem wir den Wagen geparkt haben, ist zwar nicht so leicht zu finden, aber trotzdem möchte ich so schnell wie möglich die Gegend verlassen. Irgendwann werden sie hier auftauchen, da bin ich mir sicher.
Eine vertraute Gestalt nähert sich. Endlich!
„Hast du die Aufnahmen machen können?“
„Jetzt nicht. Lass uns erst von hier verschwinden.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, setzt sich Christian in den TT und lässt den Motor an.
Frustriert betrachte ich die endlosen Zahlenkolonnen, die auf dem Bildschirm auf- und abmarschieren, je nachdem, in welcher Richtung ich mit der Maus scrolle. Außer, dass Rons Arbeit ganz schön langweilig sein muss, sagt mir das alles nichts.
„Verstehst du, was das soll?“
„Ja. Dein lieber Ron hat Geld gewaschen, und zwar in ganz großem Stil.“ Mit einem Finger deutet Christian auf einen Namen: „Und der Typ hier ist ziemlich bekannt in der russischen Unterwelt.“
Ich muss schlucken. Mit der russischen Unterwelt will ich nichts zu tun haben.
„Außerdem versucht Ron, jede Menge Geld für sich abzuzweigen … Und das ist auf Dauer nicht gesund“, fügt Christian hinzu.
„Ja?“
„So wie es aussieht, waren seine Investitionen äußerst erfolgreich. Er hat durch den Crash kaum Geld verloren, sondern es auf mehreren Konten geparkt.“
„Das ist ja nicht schlecht, dann kann er das Geld zurückzahlen.“
„Ja. Aber ich glaube nicht, dass er das vorhat. Schau dir all die Überweisungen ins Ausland an. Ron ist dabei, sein Geld auf den Kaimanninseln zu parken.“
„Oh.“
„Ich schätze, in ein paar Wochen wird er aus Deutschland verschwinden.“
„Dieser Mistkerl. Er macht sich aus dem Staub, und ich kann mich mit Leichen und irgendwelchen Schlägern abgeben.“
„Sieh es positiv. Du hast ihm in den letzten Tagen mit Sicherheit mehr Ärger gemacht, als er sich jemals hätte träumen lassen.“
„Ja. Nur hat er es geschafft, dass die letzten Tage für mich ein einziger Albtraum waren!“
„Immer noch besser, als hinter Gittern zu sitzen.“
„Du hast gut reden. Um deine Haut geht es ja nicht.“ Mit einem Seufzer fahre ich das Netbook herunter. Es ist zwar noch früher Nachmittag, aber mit einem Mal bin ich erschöpft.
„Wenigstens hast du jetzt Unterlagen, die beweisen, dass Ron kein unbeschriebenes Blatt ist. Damit kannst du ihm ganz schön die Hölle heißmachen. Vor allem, wenn du diese Informationen der Polizei übergibst.“
„Ja. Aber ich möchte der Polizei lieber fernbleiben. Dass Ron Geld wäscht, beweist noch lange nicht, dass er auch ein Mörder ist. Im Moment würden die mich garantiert trotzdem für die Hauptverdächtige halten“, murmele ich düster.
„Mach dir keine Sorgen.“ Christian legt mir den Arm um die Schultern und zieht mich an sich. Der Mann macht mich wahnsinnig. Kann er keine eindeutigen Signale aussenden? Kaum, dass ich mit ihm im Bett liege, muss er verschwinden, um eine andere zu beglücken. Was denkt er sich eigentlich? Ärgerlich winde ich mich aus seinen Armen und stehe auf.
„Du machst mich verrückt, weißt du das?“
„Was ist jetzt schon wieder los?“
„Nichts. Alles in bester Ordnung. Stört mich überhaupt nicht, wenn wir gerade im Bett sind und du aufspringst und zu einer anderen Kundin rennst.“ Wütend stürme ich aus dem Zimmer. Verkrieche mich ins Gästezimmer und ziehe mir die Decke über den Kopf. Sehr erwachsenes Verhalten. Aber das ist mir egal. Ich habe es satt. Christian tut die ganze Zeit so, als sei ihm etwas an mir gelegen. Als würde es ihn
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