Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
tatsächlich kümmern, was aus mir wird. Aber kaum klingelt sein verdammtes Handy, schon verschwindet er. Es wird Zeit, von hier weg zu kommen. Mein eigenes Leben zu führen. Wenn er nur ein bisschen Mumm hat, kommt er herauf, um sich zu entschuldigen. Um zu beteuern, dass er nicht zu einer anderen Frau musste. Aber er kommt nicht.
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Ruhelos wandere ich auf und ab. Christian musste weg, und so kann ich meiner Nervosität freien Lauf lassen. Ich muss raus hier. Weg von hier. Diese Wohnung macht mich verrückt. Ich komme mir vor wie eine Gefangene. Außerdem habe ich den Eindruck, dass wir es übertreiben. Das Rhein-Main-Gebiet ist groß. Es ist unwahrscheinlich- von Ron oder seinen Helfern entdeckt zu werden, selbst wenn ich mich nicht in Christians Apartment verstecke. Ich könnte Rollerbladen oder zum Einkaufen gehen.
Entschlossen gehe ich die Treppe hoch zum Gästezimmer. Ich werde mir eine Einkaufstour gönnen. Das habe ich mir verdient. Und danach werde ich im Lady Fitness in Bad Soden trainieren. Dort sind Männer nicht zugelassen. Es gibt kaum einen Ort, an dem ich sicherer sein könnte, finde ich zumindest. Wo verflixt noch mal ist meine Trainingshose? Auf jeden Fall nicht in diesem Koffer. Ärgerlich raffe ich die Kleidungsstücke zusammen, die ich bei meiner Suche auf den Boden geworden habe. Dieses Leben aus dem Koffer geht mir auf die Nerven. Dort unter dem Bett … Genau, das muss sie sein.
Auf dem Bauch liegend, ziehe ich das Kleidungsstück unter dem Bett hervor. Scheint eine Weile her zu sein, seit Christian hier sauber gemacht hat. Wenn überhaupt jemals dort geputzt wurde. Neben meinem Fundstück und etlichen Staubbällen finde ich eine Plastikkarte. Das Ding sieht aus wie eine Kreditkarte. Ich werfe einen flüchtigen Blick darauf und dann wird mir klar, dass er mich angelogen hat. Und mehr noch er hat mein Vertrauen missbraucht. Dieses miese Schwein!
Ich werde noch wütender, als ich daran denke, dass ich die Geschichte, Christian sei ein Callboy, geglaubt habe. Er hat sich garantiert über meine Blödheit totgelacht. Ich Idiotin habe geglaubt, ein intelligenter Überflieger wie er, würde tatsächlich den bezahlten Liebhaber spielen. Und dachte auch noch, ihm würde etwas an mir liegen.
Mit einem Schups befördere ich den dicken Umschlag in den Briefkasten. Ein anonymes Schreiben an die Polizei. Ich weiß, so etwas ist feige, aber ich habe nicht die Absicht, wegen Mordes vor Gericht gestellt zu werden. Aus diesem Grund habe ich geschrieben, dass im Garten von Ron Krämer eine Leiche vergraben wurde. Außerdem habe ich die Fotos beigelegt, die Ron zusammen mit Madeleine zeigen.
Nachdem meine Mission erfüllt ist, kaufe ich ein Zugticket. Normalerweise meide ich die öffentlichen Verkehrsmittel. Seit mein Leben jedoch ein einziges Chaos ist, scheinen sie zu einer Notwendigkeit geworden zu sein.
Mit einem Seufzer schiebe ich mich durch das Abteil und suche meinen Sitzplatz. Es wird eine lange Fahrt werden. Jede Menge Zeit also, um über meine Zukunft nachzudenken. Natürlich weiß ich, dass die Beamten auch mich verhören wollen. Aber das wird nicht einfach werden, denn sie müssen mich erst einmal finden. Schließlich bin ich die nichts ahnende Ex-Freundin. Niemand weiß, wer den Toten vergraben hat.
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Eine Ewigkeit scheint vergangen zu sein, als ich endlich auf Ibiza ankomme. Die Insel ist im Moment der einzige Ort, an dem ich sein will. Dort kann ich mich im Gewühl der Touristen verlieren oder mit Anna die Gegend erkunden. Niemand wird vermuten, dass ich ein zweites Mal hierher flüchte.
Ich lasse mich in die weichen Kissen sinken und genieße die Aussicht auf den Hafen von Ibiza-Stadt. Merke mit einem Mal, wie müde ich bin. Ein paar Minuten. Nur für ein paar Minuten die Augen schließen.
Als ich aufwache, ist es später Nachmittag, ich habe länger geschlafen, als geplant. Nach einem schnellen Abstecher ins Badezimmer ziehe ich mich an und gehe die Stufen von der Altstadt zum Hafen hinunter. Auf diesem Weg klingelt mein Handy. Christian. So ein Pech . Mit einer Grimasse drücke ich auf „Ablehnen“. Soll er sich die Finger wund wählen. Soll er sich sein schlaues Gehirn darüber zerbrechen, was aus mir geworden ist.
Es dauert keine fünf Minuten und das Handy klingelt wieder. Und wieder. Ich erwäge, das verdammte Ding ins Wasser zu werfen, beschließe dann aber das Gespräch entgegenzunehmen. Eigentlich wollte ich ihn etwas zappeln lassen. Naja.
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