Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
anzufangen, weil ich keine Zeit hatte. Erst habe ich mich auf mein Abitur konzentriert, dann aufs Studium, danach auf die Arbeit. Wenn ich mal eine Beziehung einging, war das nie von langer Dauer. Die Damen fanden alle, ich hätte nicht genug Zeit für sie.“
„Vielleicht war das nicht der einzige Grund.“
„Ach ja. Was glaubst du denn, woran es lag?“
„Hast du schon einmal daran gedacht, es könnte an deiner Art liegen?“ Ich grinse ihn an. Den kleinen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen.
„Wie meinst du das?“
„Christian. Wir sitzen hier nebeneinander auf der Couch und schauen fern. Und was machst du? Du liest eine langweilige Fachzeitschrift! Wenn du das interessanter findest als mich, kann ich dir auch nicht helfen.“
Mist. Verdammt. Das hatte ich nicht sagen wollen. Christian ist meine vorschnelle Antwort nicht entgangen. Mit einem Grinsen legt er die Zeitung weg, beugt sich zu mir hinüber. Zur Sicherheit rücke ich ein Stück von ihm ab. Er soll nicht glauben, dass das eine Einladung war.
Aber so leicht lässt er sich nicht abschütteln.
„Hast du Angst vor mir?“ Seine Augen funkeln, als er mich beobachtet. Warum muss ich mich immer in diese Situationen manövrieren?
„Pffh. Träum weiter“, entgegne ich cool und konzentriere mich wieder auf Russell Crowe. Der ist wenigstens in sicherer Entfernung.
„Na, dann wird es dir ja nichts ausmachen, wenn ich etwas näher komme.“
Als sei ich tief in das Geschehen auf dem Bildschirm versunken, antworte ich nicht, versuche die Tatsache zu ignorieren, dass er jetzt direkt neben mir sitzt.
„Kannst du nicht ein bisschen Platz machen?“, murmele ich und versuche, noch etwas abzurücken. Aber es geht nicht, ich müsste mich auf den Boden setzen, um noch weiter von ihm wegzukommen.
„Ich dachte, du langweilst dich. Hast du nicht selbst gesagt, ich könnte etwas Besseres tun, als Zeitschriften zu lesen?“
„Das war nur ein Beispiel. Um dir deutlich zu machen, was deine Verflossenen gestört haben könnte.“
„Und? Stört es dich auch?“ Diese letzten Worte flüstert er. Er lehnt sich zu mir herüber, seine Augen halten meinen Blick fest, scheinen nach einer Antwort auf eine unausgesprochene Frage zu suchen. Und dann langsam, ganz langsam, als wollte er sicher sein, dass ich mir genau überlegen kann, ob ich von ihm geküsst werden will, streifen seine Lippen mein Haar, wandern zu meinen Ohren. Verweilen.
„Ich kann mir einiges vorstellen, was ich wesentlich interessanter fände“, flüstert er. Und dann küsst er mich. Wie von selbst schlingen sich meine Arme um seinen Hals. Ich will ihn nicht loslassen, nie wieder … Nie wieder? Mit einem Ruck setze ich mich auf. Ich muss verrückt sein. Ich habe mir geschworen, nichts mit ihm anzufangen. Nicht schon wieder auf den falschen Mann hereinzufallen.
„Du hast recht. Lass uns hochgehen. Hier ist es zu eng“, Christian hat offensichtlich nicht gemerkt, dass sich meine Stimmung geändert hat. Er steht auf und zieht mich hinter sich her, bleibt am Fuß der Treppe stehen. Küsst mich, während in meinem Kopf die Fragen durcheinanderwirbeln. Nur, um sich in wenigen Sekunden in nichts aufzulösen. Er küsst so gut. Und es ist ja nicht so, als müsste ich ihn gleich heiraten. Ich weiß genau, worauf ich mich einlasse. Es ist nur ein kleines Abenteuer.
Bevor ich weiter nachdenken kann, liege ich auch schon nackt auf dem Bett, während sich Christian gerade die Jeans auszieht. Mit einem zufriedenen Seufzer schließe ich die Augen, atme seinen Duft ein. An so etwas könnte ich mich gewöhnen.
Und dann klingelt das Telefon.
„Ignorier es“, murmelt Christian und küsst meinen Bauch.
Die Melodie von Mission Impossible ertönt. Sein Handy.
„Verdammt.“
„Lass es klingeln“, raune ich und ziehe ihn wieder zu mir hinab.
Der Säbeltanz. Ein zweites Handy. Frustriert starre ich die Zimmerdecke an. Das kann nicht wahr sein!
„Wie viele Handys hast du?“
„Zu viele.“ Christian drückt mir einen Kuss auf die Stirn, und ich weiß, dass damit unsere Nacht beendet ist. „Tut mir leid, ich muss da rangehen.“
Noch bevor ich etwas entgegnen kann, ist er weg. Enttäuscht liege ich im Bett und frage mich, warum ein Callboy ein Handy hat, dessen Anrufe er beantworten muss. Mir fällt nur eine Antwort auf diese Frage ein, und sie gefällt mir nicht.
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„Das kann nicht dein Ernst sein!“ Christian schaut mich entgeistert an. Dafür, dass er selbst in einem
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