Trauerspiel
bisschen spießig aus. Tanja war das schon bei ihrem ersten Besuch aufgefallen. Wahrscheinlich trug zu einem nicht unerheblichen Teil das aus Salzteig selbst hergestellte Schild mit der Aufschrift «Spengler» dazu bei, genauso aber der Zettel «Lieber Werbemann, wir wollen leider keine Post von Ihnen», bei dem Tanja nur die selbst gemalte Träne fehlte. Die Haustür war offensichtlich aus einem Katalog für «Geschmackvolle, zugleich sichere Haustüren» gewählt worden. Das erdfarbene Braun des Außenanstrichs trug auch nicht positiv zum Gesamteindruck bei.
«Gut, dass ich hier nicht wohnen muss», dachte Tanja, als sie auf den messingfarbenen Klingelknopf drückte, der einen melodischen Gong zum Klingen brachte. Maximilian selbst öffnete die Tür.
«Ach, Sie», sagte er wenig begeistert und schlurfte nach innen. Arne und Tanja folgten ihm über eine mit einem gewundenen schmiedeeisernen Geländer verzierte Treppe in den ersten Stock.
«Warum bist du übrigens zu Hause und nicht in der Schule?»
Maximilian hatte sich auf sein Bett gesetzt und starrte wieder das Tokio-Hotel-Poster an. «Ich bin krank. Kopfschmerzen. Ich kann Ihnen auch gar nichts sagen», meinte er verdrossen.
«O.k., dann fangen wir mal bei dem an, was du uns ganz sicher trotzdem sagen kannst. Zum Beispiel, warum du Julia verfolgt und ihr in jeder freien Minute nachspioniert hast.»
Die Pickel auf Maximilians Stirn, die förmlich aufleuchteten, zeigten an, dass der Schuss ins Schwarze getroffen hatte.
Arne setzte noch eins drauf: «Übrigens, deine Freunde können zwar bestätigen, dass du mit ihnen im Kino warst, sie haben aber nicht neben dir gesessen und können nicht beschwören, dass du tatsächlich den ganzen Filmabend geblieben bist. Sie haben dich zwar später im Foyer wieder getroffen, aber du hättest tatsächlich die Möglichkeit gehabt, während der Vorstellung den großen Kinosaal zu verlassen, Julia zu treffen, sie zu ermorden, ihren Körper hinter den Mülltonnen der Johanniskirche zu verstecken und anschließend wieder ins Kino zu laufen. Keiner hätte bei den Massen, die sich da am Mittwochabend getroffen haben, dein Kommen oder Gehen beobachten können.»
Maximilian schluckte. «Ich war im Kino, ich bin da nicht weg. Und ich habe Zeugen.»
Tanja schüttelte den Kopf. «Nein, hast du eben nicht. Du hast ein Alibi für den Anfang und für das Ende der Kinonacht, nicht aber für die Zeit dazwischen.»
«Ich war's aber nicht!», schrie Maximilian. «Das können Sie mir nicht anhängen. Ich hätte Julia nie was tun können! Kümmern Sie sich doch mal lieber um diesen Regisseur, der ihr hinterher gesabbert hat. Der hat sie doch angemacht, seine Frau, diese Sängerin, die war schon ganz eifersüchtig. Er hat Julia zum Essen eingeladen, ganz groß oben im Theater, ich hab das ganz genau gesehen. Und diese Biotypen, mit denen sie sich eingelassen hat, haben Sie die eigentlich schon einmal richtig überprüft? Das ist doch nicht legal, wozu die Julia gebracht haben.»
Tanja merkte auf. «Was war nicht legal?»
Maximilian wurde leiser. «Das mit dem Gen-Zeug.»
Arne fragte nach. «Was meinst du damit?»
Aber Maximilian schüttelte entschieden den Kopf. «Ich hab Julia versprochen, da sag ich nie was drüber. Auch über das andere nicht. Und ich sag nichts, erst recht nicht, wo sie tot ist.»
Tanja wurde ärgerlich. «Was soll denn das, willst du nicht, dass ihr Mörder gefasst wird? Und willst du dich nicht entlasten?»
Maximilian schüttelte wieder den Kopf. «Ich hab's ihr versprochen, das ist mir heilig.»
Tanja war jetzt richtig sauer. «Sag jetzt endlich, was du weißt!»
Aber Maximilian hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte das Poster an. Arne blickte Tanja warnend an, als die erneut insistieren wollte. Stattdessen ging er zur Tür. «Du hast unsere Telefonnummer. Denk dran, du darfst nicht aus Mainz weg, ohne uns Bescheid zu sagen. Du zählst zu den Verdächtigen. Wenn dir einfällt, womit du uns helfen kannst, ruf mich an. Sprich mal mit einem Menschen, dem du vertraust. Ich denke, es wäre besser für dich, wenn du uns hilfst.» Arne winkte Tanja, die schweigend hinter ihm aus dem Raum ging. Maximilian hatte sich nicht mehr bewegt. Arne und Tanja gingen die Treppe herunter und verließen das Haus.
«Ob Katharina Gutmann zu den Bioleuten gehört? Und was hat Julia Maximilian noch anvertraut? Das sind zwei Sachen gewesen, er hat doch was von «dem anderen» geflüstert – oder habe ich da was
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