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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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haben sie alleine gelassen.» Katharina schwieg.
    «Und ihr, wo seid ihr hingefahren?», fragte Tanja, wobei sie mühsam versuchte, sich ihre Aggressionen nicht anmerken zu lassen.
    «Wir sind immer in der Gruppe irgendwo hingegangen. Ich glaube, an diesem Abend waren wir im KUZ. So können wir uns alle gegenseitig ein Alibi geben, und dass einer oder eine fehlt, das fällt nicht auf.» Katharina hatte mechanisch geantwortet. «Julia sollte das Benzin verteilen, das Feld anzünden, dann zu Fuß ins nächste Dorf laufen, dort das Fahrrad nehmen und mit dem Rad bis Wörrstadt fahren und den Zug bis Mainz nehmen. Mit dem wäre sie dann kurz vor Mitternacht angekommen, gerade noch rechtzeitig, damit ihre Eltern keinen Stress machten.» Katharina schwieg.
    «Ja, und dann?», fragte Tanja. Sie spürte, wie es in ihr kochte. Da ließen diese Kämpfer für die Tier- und Pflanzenrechte ein junges Mädchen mutterseelenallein durch Rheinhessen radeln und dachten keine fünf Minuten darüber nach, was dabei hätte passieren können.
    «Na, es hat ja geklappt. Am nächsten Tag stand es schon in der Zeitung. Das Feld war abgebrannt, die Forschungsergebnisse waren im Eimer, und keiner wusste, wer das gemacht hatte. Kein Schimmer des Verdachts fiel auf Julia, und wir anderen waren bis weit nach Mitternacht im KUZ gewesen.» Wieder schwieg Katharina.
    Tanja wunderte sich etwas. Katharina wirkte so gar nicht zufrieden.
    «Dann war ja alles in bester Ordnung, oder?», fragte Arne, und nur Tanja hörte den leicht zynischen Unterton in der Stimme ihres Kollegen. Ihm schien offenbar auch einiges an dem Vorgehen dieser Biotruppe nicht ganz zu gefallen.
    «Eigentlich schon», meinte Katharina zögerlich, «nur… also Julia, die hat mir dann am nächsten Tag erzählt, dass sie das Feld gar nicht angezündet hat.»
    Arne war perplex. «Wie bitte?»
    Katharina schaute ihn direkt an. «Ja, so ging's mir auch. Erst hab ich sie auch gar nicht ernst genommen, hab gedacht, sie sagt das nur, weil sie das im Nachhinein verdrängt. Aber sie war ganz verwirrt und hat immer wieder gesagt: Ich war's nicht, ich hab das nicht gepackt, sie habe höchstens das halbe Feld mit Benzin versorgt, dann sei sie abgehauen, ihr wäre so schlecht geworden, von dem Benzin, von ihrem schlechten Gewissen, was weiß ich, jedenfalls hat sie nur noch kotzen müssen und die ganze Sache hingeschmissen, ist dann ins Dorf gelaufen, mit dem Fahrrad weiter, dann alles ganz nach Plan. Nur dass sie das Feld nicht angezündet hat. Hat sie jedenfalls gesagt.» Katharina schaute Arne weiter voll an. «Komisch, nicht?»
    Arne nickte. «Aber das Feld hat doch gebrannt!»
    Katharina fummelte wieder an ihrem Band. «Das habe ich Julia ja auch gesagt. Ist doch alles o.k., habe ich ihr gesagt, egal wie, es hat ja funktioniert. Aber sie hat mich irgendwie wirr angeschaut und wieder gesagt: Ich war's aber nicht. Dann war's halt jemand anders, hab ich gesagt. Ist doch auch egal. Ist mir nicht egal, hat sie gesagt. Mir aber, hab ich geantwortet, es kam doch auf das Feld an. Mir ist es nicht egal, hat sie dann geflüstert. Wer war es denn? Auf jeden Fall keiner von uns, hab ich ihr gesagt, weil, wir waren alle zusammen im KUZ, wie verabredet. Julia war dann lange still, das war richtig beängstigend, und dann hat sie was ganz Seltsames gesagt.»
    Tanja beugte sich nach vorne. «Was hat Julia denn gesagt?»
    Jetzt schaute Katharina sie an. «Ich wollte es doch nicht! Hat sie gesagt. Und dann: Schon wieder. Das habe ich nicht kapiert, dieses «schon wieder». Danach war Julia irgendwie ganz verändert. Sie hat sich zurückgezogen, nur noch ab und zu mitgemacht. Nach Portugal wollte sie mitfahren, aber auch das irgendwie lustlos. Ich habe es erst auf die Sache mit Max geschoben. Sie war ja schon vor der Sache mit dem Feld irgendwie komisch. Aber dann, danach, da war es ganz schlimm.»
    Arne stand auf. «Danke für Deine Offenheit. Wir halten uns auch an die Sache mit der Verschwiegenheit. Aber wenn du meine offene Meinung hören willst: ich finde, eure Methode hat keine Zukunft. Wenn dir am Umweltschutz liegt, dann engagiere dich doch in einer Partei. Was du machst, ehrlich, das kann dich auf Dauer ganz schön was kosten.»
    Katharina funkelte ihn aus ihren grünen Augen wütend an. «Hab ich Sie um Rat gefragt?»
    Arne ging zur Tür. «Hast du nicht, ich sag's trotzdem.»
    Die beiden Kommissare ließen eine ärgerliche, zugleich sorgenvoll wirkende Katharina zurück.
    «‹Schon wieder›, was

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