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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Angelegenheiten interessierten und deren Horizont nicht über ihre eigene Nase hinausreichte. Sicher, die Aktionen von ProBio waren alles andere als legal, aber Tanja hätte nichts dagegen, wenn es mehr Menschen wie Katharina in Deutschland gäbe. Auf der anderen Seite musste Tanja den Mord an Julia aufklären, und Katharinas Sturheit stand dieser Aufklärung deutlich im Weg.
    «Hör mal zu», unwillkürlich war Tanja ins «Du» gewechselt. «Arne und ich sind bei der Mordkommission. Wir wollen uns heute einmal nicht für Sachbeschädigung interessieren. Was du und deine Freunde von ProBio mit Schaufenstern und Feldern anstellen, das soll uns jetzt einmal nicht kümmern. Uns geht es nur darum, den Mord an Julia aufzuklären. Und ich muss wissen, was sie für euch erledigt hat, um zu verstehen, was sie in den letzten Wochen ihres Lebens beschäftigt hat.»
    Katharina schwieg und starrte verstockt vor sich hin. Ihre rotblonden Rastalocken hingen schlapp nach unten, nur das gelbe Tuch hielt sie halbwegs zusammen.
    Tanja versuchte es noch einmal: «Wir versprechen dir, dass wir nichts von dem, was du uns jetzt sagst, an die Kollegen weitergeben, bitte vertrau uns doch, es geht schließlich um deine Freundin!»
    Katharina sank noch mehr auf ihrem IKEA-Stuhl zusammen, Tanja schien es, als ob sie sich gleich mit dem Klapp-Mechanismus zusammenfalten würde. Aber kein Wort kam über ihre Lippen. Tanja sprang auf und stampfte vor Wut auf den alten, zerschrammten Dielenboden des Zimmers. Wie konnte ein Mensch nur so stur sein!
    Katharina zuckte zusammen.
    Arne hatte bisher schweigend zugehört. Jetzt mischte er sich ein. «Katharina», sagte er sehr sanft.
    Das Mädchen schaute ihn an. Jetzt konnte man sehen, dass ihre Augen voller Tränen standen. Tanja biss sich auf die Unterlippe. Wieder einmal war sie nahe daran gewesen, durch ihre Wut ein Gesprächsklima zu zerstören. Wie gut, dass Arne dabei war.
    «Katharina», sagte Arne noch einmal. «Schau mal, Tanja und ich haben Julia nicht gekannt, aber wir glauben, sie war ein ganz wertvoller Mensch.»
    Katharina nickte stumm.
    «Weißt du», fuhr Arne fort, «ich kann es nur schwer ertragen, dass ihr Mörder noch frei herumläuft. Und ich glaube, etwas hat Julia in der letzten Zeit das Herz schwer gemacht, und ich glaube auch, dass du weißt, was das war. Ich meine, wenn ich wüsste, was du weißt, dann wäre ich dem Mörder ein Stückchen mehr auf der Spur.» Arne schwieg einen Moment. «Magst du mir sagen, was Julia bedrückt hat?»
    Tanja hielt den Atem an. Sie stand mitten im Zimmer und bewegte sich keinen Zentimeter, um diesen dichten Moment nicht zu zerstören. Gleich würde sich zeigen, ob Katharina den Schritt ins Vertrauen wagen oder sich wieder in ihrem Trotz verkriechen würde. Katharina spielte wieder an ihrem Lederarmband. Sie blickte auf den Boden. Gerade, als Tanja dachte, sie hielte es keinen Moment länger aus, fing Katharina leise, stockend, an zu sprechen.
    «Ich meine immer noch, ich bin schuld. Denn ich habe Julia für die Sache mit dem Genfeld vorgeschlagen. Die anderen waren erst dagegen, weil sie noch nicht so lange bei uns war. Aber ich wusste ja, dass man sich auf Julia bedingungslos verlassen konnte. Und sie war erst 17, wenn sie erwischt worden wäre, hätte sie weniger Strafe zu erwarten gehabt als die anderen, die waren ja schon älter als 21.»
    Tanja biss sich auf die Lippen. In was für eine Geschichte hatten diese jungen Erwachsenen Julia hineingezogen, ein 17jähriges Mädchen. Offensichtlich waren die auch noch nicht erwachsen, da konnte zehnmal eine «2» vor ihrer Altersangabe stehen. Gut, dass Arne Katharina genau gegenübersaß, ihr Blick hätte der jungen Frau gewiss ihren Zorn verraten, so gut kannte Tanja sich schon. Aber Katharina merkte gar nichts, sie starrte auf ihre Hände und schien gar nichts wahrzunehmen. Ihr Blick ging wie nach innen, sie sah wahrscheinlich vor ihrem inneren Auge die Szene, so wie sie sich damals abgespielt hatte.
    «Julia wollte es ja auch unbedingt, sie hat sich richtig danach gedrängt. Eigentlich hat sie uns überredet («Und ihr Feiglinge habt euch gerne überreden lassen», dachte Tanja) und schließlich haben wir alle zugestimmt. Wir haben ihr erklärt, wie das mit dem Handwägelchen läuft, mit dem man das Benzin auf dem Feld verteilen kann. Dann die Sache mit der Zündschnur, damit sie Zeit hat, rechtzeitig auf Distanz zu gehen. Wir haben ihr die Kanister an das Feld gefahren und sind dann weg und

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