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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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verteidigte sich Lisa.
    Heiko grinste. Das Maislabyrinth war seine Idee gewesen. Und deshalb waren sie hierher gefahren, nach Gebsattel bei Rothenburg. Eine witzige Idee, wie Lisa zuerst gefunden hatte, durchaus. Dass ein Bauer ein Labyrinth in sein Maisfeld geschnitten hatte, quasi als ländliche Version einer Geisterbahn und durchaus auch als kleines Zubrot. Witzig, ja. Und auch die Idee, hier eine Geisternacht zu veranstalten war durchaus toll, die Leute mit Taschenlampen in das nächtliche Labyrinth zu schicken und zu behaupten, es gebe hier echte Geister. Lächerlich natürlich, wahrscheinlich hatten die Bauern irgendwo ein paar Bettlaken aufgehängt. Aber so langsam wurde ihr doch etwas mulmig hier drin. Nicht, dass sie klaustrophobisch veranlagt gewesen wäre. Eigentlich überhaupt nicht. Aber da war dieses Rascheln. Das Knistern der Blätter, die durch eine Bewegung oder den Wind aneinander streiften, aneinander entlang kratzten und manchmal auch dieses schabende Geräusch verursachten. Unheimlich war das, ein bisschen wenigstens. Lisa sah sich um. Ob es hier drin wohl Schlangen gab? Man sagte sich ja, dass Schlangen in Maisfeldern lebten. Der Mais lockte Mäuse an, und die waren perfekt portioniertes Schlangenfutter. Quasi Häppchen. Hors d’oeuvre.
    »Beiß rein«, forderte Heiko.
    »Wie bitte?«
    »Na, in den Maiskolben. Du sollst ihn essen. Der schmeckt gut. Oder willst du ihn wegwerfen?« Seine Stimme klang missbilligend.
    Lisa schüttelte den Kopf und betrachtete das gelbe Gemüse im Schein der Taschenlampe näher. Aus dem Laden kannte sie Mais aus der Dose, vielleicht noch als Kölbchen oder Kolben in der Packung. Jedenfalls ohne die grünbraunen Haare. Und ohne die Blätter. Sie zupfte mit einem etwas pikierten Blick akribisch die Haare weg, stülpte die restlichen Blätter, die alle verschiedene Grüns hatten, nach unten und schabte schließlich mit den Zähnen versuchsweise einige Körner ab.
    »Mh«, lobte sie kauend, fuhr jedoch sofort wieder herum, als sie hinter sich ein Geräusch gewahrte. »Hast du das gehört?«
    Heiko unterdrückte ein Grinsen. Er fand es absolut putzig, wie viel Angst Lisa hier drin hatte. Es war einfach nur hinreißend, wie sie sich wohlig gruselte. Und er, er würde dann immerhin als Held dastehen, wenn er sie gerettet hätte.
    »Ja, das war vielleicht ein Geist«, meinte er todernst.
    Lisa zog eine Grimasse. »Haha.«
    »Nein, im Ernst. Und der kommt und schnappt dich und dann … « Lachend ließ sich Lisa von ihm küssen.
    »Nein, aber jetzt ohne Quatsch, so langsam würde ich jetzt schon wieder gerne hier raus.«
    Sie löste sich von Heiko, reichte ihm den angebissenen Maiskolben und leuchtete in den nächsten Gang. Prüfend. Der Lichtkegel reichte nicht so weit, dass sie hätte feststellen können, wie tief der Gang in das Feld hinein führte, ob es sich um eine Sackgasse handelte oder ob es sogar der gesuchte Ausweg war. Lisa setzte probeweise einen Fuß in die eingeschlagene Richtung, aber immer noch war nicht mehr zu sehen.
    »Na, was meinst du?«
    Heiko zuckte die Achseln. »Probieren wir’s.«
    Lisa ging ein paar Schritte, und plötzlich entglitt ihr die Taschenlampe und fiel zu Boden. Mit leisem Fluchen hob sie die Lampe auf, wollte sich nach Heiko umsehen, hörte aber dann wieder dieses Rascheln. Sie sah nach vorne und erschrak zu Tode, als der Mörder aus »Scream« auf sie zustürzte.
     
    Heiko kaute zufrieden an seinem Steak.
    »Du hättest dein Gesicht sehen sollen«, wiederholte er zum zehnten Mal. »Das war soooooo witzig!«
    »Haha«, machte Lisa missgelaunt und knabberte an ihrer Bratwurst.
    »Ja, früher hatten wir ja immer so Bettlakengeister«, meinte nun der dunkelhaarige Mann mit roter Schürze aus seinem Schäferwagen heraus. Er war wohl der Vater der Familie, die das Maislabyrinth betrieb. An dem umgebauten Schäferwagen gab es nämlich zur Stärkung der Verlorenen immer Würstchen und Steak.
    »Aber dann haben die jungen Leute meinen armen Sohn immer gejagt. So ist es für meinen Jungen nicht mehr so stressig und natürlich auch ein bisschen spannender.«
    Lisa murmelte ein »Ja, total spannend«, fand es aber nun auch ein klein bisschen witzig. Die Nacht war kühl, aber am Lagerfeuer, das die Familie entzündet hatte, war es anheimelnd warm. Und hier saßen die beiden Kommissare noch ein Stündchen, genossen das Mondlicht und den überwältigenden Sternenhimmel, die unheimliche Geisternacht und das leckere Essen und feierten so ganz

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