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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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ein paar köstliche Algen.«
    »Algen?«
    Heiko war ehrlich entsetzt. Igitt, Algen! Das war doch das glibberige Zeug, das einem beim Baden im Meer immer an den Beinen entlang waberte und sich dabei ziemlich genau wie eine zehn Tage alte Wasserleiche anfühlte. Igitt! Schnell stand er auf und füllte sich seinen Teller mit schmackhafteren Dingen.
     
    Fünf Minuten später war Heiko wieder versöhnt. Er kaute genießerisch auf einem Stück knuspriger Ente herum und trank Cola.
    »Und? Wie findest du die Elke Schuster?«, fragte Lisa, weil sie sah, dass sich Heiko vom Sushi-Schock nun offenbar erholt hatte.
    »Anstrengend«, urteilte er, »also ich kann die nicht leiden.«
    »Du wirkst aber auch wie ein Schuljunge, wenn die dabei ist«, meinte Lisa und grinste.
    »Quatsch«, wiegelte Heiko ab. »Die ist nur so … so … ach, ich weiß nicht.«
    »Ja, ich verstehe, was du meinst. Sonst wären die beiden Mädchen ja auch kaum so wohlgeraten.«
    Heiko grinste und ließ ein Stück gebackenes Schweinefleisch in seinem Mund verschwinden. »Rasieren könntest du dich mal wieder«, tadelte Lisa und fuhr mit der linken Hand über seinen kratzigen Dreitagebart.
    »Dann wirke ich aber weniger gefährlich«, wandte Heiko ein.
    »Du wirkst auch so gefährlich«, widersprach Lisa.
    »Jedenfalls, bei der Schusterin fehlt mir das Motiv. Die ist überkandidelt, ja, bis zum Gehtnichtmehr, aber warum sollte sie ihre Schwägerin in spe umbringen? Das macht keinen Sinn.«
    Lisa nickte eifrig. »Ja, ganz anders als bei dieser Monika. Die hat ein Motiv, und was für eins.«
    »Ich denke nicht, dass die es war.«
    »Warum nicht?«
    »Hm. Bauchgefühl. – Nachtisch?«
     
    Später saßen sie bei einem Automatenkaffee auf dem Revier. Simon hatte sich zu ihnen gesellt und trug auch heute wieder dieses selig-verklärte Lächeln auf den Lippen. »Und diese geheimnisvolle Kollegin?«, meinte Lisa nun. »Anscheinend hat die Jessica der ja übel mitgespielt, wegen des Jobs. Ach, wir könnten doch eigentlich mal wieder zum Friseur. Und bei der Gelegenheit kannst du dich auch gleich rasieren lassen.«
     
    Heiko saß in der Warteecke von Uschis Friseursalon und blätterte lustlos in einem Playboy herum.
    »Du liest das wegen der Artikel, nicht wahr?«, unterstellte Lisa mit ironischem Unterton.
    Heiko schüttelte den Kopf. »Nein, ich lese das, weil es die einzige Zeitung hier ist, in der es nicht um Gloria von Thurn und Taxis, irgendwelche anderen Prinzessinnentussis und das Abnehmen geht. Und du liest ja schließlich auch.«
    Lisa legte etwas schmollend ihre »Bunte« zurück auf das Beistelltischchen und registrierte die Schlagzeilen: »Fürstin Gloria – wird sie mit diesem Mann glücklich werden?« – »Maxima – ihr kompliziertes Leben am Hof« und »Die wunderbare Kohlsuppe – 3 Kilo in 3 Tagen.« Uschi rauschte vorbei und zwinkerte ihnen zu. »Ich bin gleich für euch da.« Sie trug heute eine kunstvoll getürmte Super-Volumen-Mähne. Lisa konnte mit dieser Mischung aus aufgetakelt und Matrone nicht allzu viel anfangen. Aber Uschi war auf jeden Fall nett. Sympathisch, doch, doch. Katja war nirgends zu sehen, ebenso wenig Silvia, dafür nestelte Conny seit einer halben Stunde auf dem Kopf einer Mittfünfzigerin herum, die ihn mit allerlei Tratsch zumüllte. Aber der junge Hairstylist war professionell genug, alles, was die Frau sagte, zu kommentieren und entsprechend zu honorieren. Lisa betrachtete die Inneneinrichtung des Salons, die charmant antiquiert, aber keinesfalls verratzt aussah. Im Gegenteil, der Salon wirkte überaus adrett, und riesige Spiegel erleichterten es den Kundinnen, die Arbeit der Hairstylisten zu verfolgen. Im Hintergrund lief eines dieser Geschäftsradios, wo es nur Musik und keine Werbung oder Gequatsche gab. Offenbar hatte Uschi den Schlagerkanal gewählt. Schließlich rauschte die Oberhairstylistin heran.
    »So, jetzt hab ich Zeit für euch«, meinte sie und baute sich vor den beiden auf. Dann deutete sie grinsend auf Heiko. »Sie könnten mal wieder eine Rasur gebrauchen, mein Lieber.«
    Lisa stimmte zu. »Finde ich auch.«
    Heiko ergab sich und saß wenige Minuten später in einem dieser Stühle, in denen er sich, obwohl die Haltung doch eine ganz andere war, immer wie beim Zahnarzt vorkam.
    »Ihr seid nicht zufällig hier, nehme ich an?«, fragte Uschi und verteilte mit einem überaus edel wirkenden Rasierpinsel blumig duftenden Schaum rund um Heikos Mund und auf seinen Wangen. Toll. Wie sollte er so reden

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