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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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Geniestreich gewesen. Hätte ich mir alles merken müssen, was Matt mir eben mitgeteilt hatte, dann hätte mein Gehirn irgendwann kapituliert. So schrieb er alles auf diverse Zettel und reichte sie mir. Konzentriert überflog ich den Text und nickte hin und wieder.
    Matt hatte mir eine Adresse in Chinatown aufgeschrieben, die ich am folgenden Tag aufsuchen sollte. Dort sollte ich mich an Mr. Wang wenden, einen kleinen, alten Chinesen und ihm mitteilen, dass Matt mich geschickt hatte. Zum Beweis, dass dies auch wirklich der Wahrheit entsprach, sollte ich ihm ein Codewort nennen.
    »Siamkatze?«, las ich und sah ihn zweifelnd an. Matt zuckte mit den Schultern.
    »Wir hatten es damals eilig und mir ist auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen«, versuchte er zu erklären. »Hast du alles verstanden, was wir besprochen haben, oder gibt es noch irgendwelche Fragen?« Ich überlegte kurz, war mir aber rasch sicher, dass Matts Ausführungen verständlich gewesen waren und ich alles begriffen hatte.
    Mr. Wang würde mich in ein Hinterzimmer bringen, das auch schon Matt benutzt hatte, um in den Traumwald zu reisen. Dort würde er mir ein Gebräu aus Pilzen verabreichen, welches mich für mehrere Tage in einen scheintoten Zustand versetzen würde.
    Wie Matt mir erklärt hatte, war es zu gefährlich für mich, diesen Trank alleine und unbeaufsichtigt zu mir zunehmen. Aus diesem Grund musste ich in Mr. Wangs Nähe bleiben, damit dieser sofort eingreifen konnte, sollte etwas schieflaufen.
    Natürlich musste ich mir noch eine Ausrede einfallen lassen, die ich meinen Eltern auftische. Sie erwarteten von mir nicht, dass ich ihnen immer mitteilte, was ich tat und wo ich gerade war, denn dazu war ich zu alt.
    Aber gerade jetzt, wo Emma im Krankenhaus lag, schweißte uns diese Erfahrung noch fester zusammen, als jemals zuvor und wir brauchten uns gegenseitig.  Außerdem könnte sich stündlich etwas an Emmas Zustand ändern und schon allein deshalb, musste ich, ihrer Meinung nach, immer erreichbar sein. Natürlich wusste ich, dass sich rein gar nichts ändern würde, solange meine Schwester in diesem Traumwald gefangen war.
    Matts sanfte Finger rissen mich aus meinen Gedanken. Er malte zärtlich die Konturen meines Gesichts nach. Ich schloss die Augen und seufzte zufrieden. Einerseits genoss ich dieses wundervolle Gefühl, bei Matt zu sein und mich voll und ganz auf ihn einzulassen. Auf der anderen Seite regte sich jedoch mein schlechtes Gewissen. Wie konnte ich das hier alles genießen, während meine Schwester in so großer Gefahr schwebte?
    »Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt«, flüsterte ich. In dem Moment, als die Worte über meine Lippen kamen, hätte ich mich am liebsten selbst geohrfeigt. Ich hatte oft genug erfahren müssen, dass Männer nicht besonders darauf standen, wenn man ihnen nach so kurzer Zeit mit derartigen Gefühlsduseleien ankam. Viele fühlten sich dadurch in die Enge gedrängt und dachten, man erwartete sofort eine feste und verbindliche Beziehung, was dann zur Folge hatte, dass sie sich klammheimlich aus dem Staub machten und man niemals wieder etwas von ihnen hörte.
    Ob Matt auch so war? Vielleicht hatte er im realen Leben eine Freundin. Ich hatte ganz vergessen, ihn das zu fragen. Womöglich wollte er auch gar keine feste Beziehung und genoss nur das Gefühl der Zweisamkeit. Schließlich war er seit Monaten alleine hier im Wald.
    »Ich habe mich auch in dich verliebt. Schon von dem Moment an, als ich dich das erste Mal gesehen habe«, verriet er und küsste mich. Plötzlich überkam mich wieder dieses Schwindelgefühl, das ich mittlerweile nur zu gut kannte und auch Matt wusste sofort, was geschah.
    »Wir sehen uns morgen Nacht«, hauchte er mir ins Ohr und zog mich ein letztes Mal an sich, bevor der Nebel kam und ich seiner Umarmung entglitt.

 
     
    Gleich nach dem Frühstück wollte ich nach Chinatown fahren und Mr. Wang aufsuchen, um alles für die kommende Nacht vorzubereiten. Meinen Eltern hatte ich erzählt, dass ich die kommenden drei Tage in meinem Zimmer im Studentenwohnheim verbringen würde, da ich mich auf eine schwere Klausur vorbereiten müsste. Sie hatten nicht weiter nachgefragt und mich lediglich gebeten, mir etwas mehr Ruhe zu gönnen.
    Beide machten sich Sorgen, dass mir die momentane Situation über den Kopf wachsen könnte. Mein Vater hatte vorgeschlagen, dass ich doch eine Semesterpause einlegen könnte, bis die ganze Sorge um Emma aus der Welt wäre. Doch ich hatte

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