Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Nacht aufbrechen musste? Würde Lola sich mit einem Abschiedskuss ohne weitere Erklärungen zufrieden geben?
Nein. Das würde sie nicht. Keine Frau konnte das. Und wie konnte er an ein Leben mit ihr auch nur denken, wenn ganz klar die Chance bestand, dass er sie zur Witwe machte, noch bevor sie vierzig Jahre alt war? Max war kein Dummkopf, er hatte bisher Glück gehabt, aber in seinem Beruf waren die Tage eines Mannes gezählt. Er hatte keine Angst vor dem Sterben, wohl aber davor, jemanden zu hinterlassen. Wie konnte er von einer Frau erwarten, dass sie sich mit einem derartigen Leben abfand? Und dann noch von einer Frau wie Lola, die es so viel besser treffen konnte.
Lola trat ins Freie und stellte eine weiße Platte neben den Grill. »Max, schon seit der Nacht, als wir von der Insel geflohen sind, möchte ich über etwas Bestimmtes mit dir reden«, sagte sie und trat an den Tisch in einer Ecke der Terrasse. »Aber in all der Hektik hatte ich keine Gelegenheit dazu.«
»Worum geht’s?« Er nahm einen Schluck Bier und sah, wie ihre Shorts an der Rückseite ihrer Schenkel hinaufglitten, als sie ein rot kariertes Tuch ausbreitete.
»Hast du die Dora Mae in die Luft gejagt?«
»Ja.«
»Wie denn?« Sie trat auf die andere Seite des Tisches und blickte zu Max auf. »Es war dunkel, und ich weiß natürlich auch, dass du ein Gewehr hattest. Hast du auf die Benzintanks geschossen?«
»Nein. Ich hatte ein paar Dynamitstangen mit Sprengkapseln versehen und in die Kondome gesteckt, die ich auf der Dora Mae gefunden hatte. Und dann habe ich sie in das O von Dora geklebt. Als wir weit genug entfernt waren, habe ich mit einer .50-Kaliber darauf geschossen. Die zweite Explosion waren die Benzintanks, die hochgingen.«
Lola lächelte, und kleine Fältchen erschienen in ihren Augenwinkeln. »Meine Hände haben so gezittert, dass ich kaum das Steuer halten konnte. Und außerdem war es so dunkel. Wie hast du das nur geschafft?«
»Übung«, sagte er. »Jahrelange Übung.«
Sie schüttelte den Kopf und schob Stoffservietten durch Serviettenringe, die die Form von Wassermelonen hatten. »Tja, du bist ein verflixt kaltblütiger Kerl. Als der Motor nicht ansprang und die Kugeln aufs Wasser hagelten, hatte ich eine Art Blutleere im Gehirn und wäre fast umgekippt.«
»Du hast auch so ausgesehen, als würdest du im nächsten Moment umkippen.« Er legte die Hühnchenteile auf die Platte und schloss den Deckel des Grills. »Aber du hast dich tapfer gehalten.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und legte Besteck neben zwei rote Teller. »Ich war wie erstarrt vor Angst, aber du … du hattest überhaupt keine Angst.«
Sie täuschte sich. Er hatte Angst gehabt, größere Angst als je zuvor in seinem Leben. Nicht um sich selbst, sondern um Lola. Er trat an den Tisch und stellte die Platte in die Mitte zwischen zwei brennende Kerzen in Birnenform. »Ich habe gelernt, mit meiner Angst umzugehen«, erklärte er. »Ich lasse mich durch sie nicht bei dem stören, was ich zu tun habe.«
»Ich will eigentlich gar nicht lernen, mit meiner Angst umzugehen, weil ich nie wieder Schiffbruch erleiden oder unter Beschuss genommen werden will.« Lola ging ins Haus und kam kurz darauf mit einer Salatschüssel und einem Korb voller Baguettescheiben zurück. »Wohin bist du eigentlich verschwunden, als wir in dieser Nacht auf dem Stützpunkt angekommen waren?«
Max rückte ihren Stuhl zurecht, und sie setzte sich. »Zum Marinestützpunkt neben dem Gebäude der Küstenwache. Binnen einer Stunde war ich auf dem Weg nach D. C.«
»Oh.« Auf ihrer Stirn tauchte eine kleine Falte auf, während sie einen gegrillten Hühnerschenkel auf ihren Teller legte. »Ich habe versucht, auf dich zu warten.«
Er setzte sich neben sie und füllte Salat in Schälchen, die aussahen wie ausgehöhlte Salatköpfe. Er reichte ihr eines, ehe er die Serviette auf seinem Schoß ausbreitete. »Tut mir Leid«, sagte er – so wie die unzähligen Male zuvor zu all den Frauen, die er im Lauf der Jahre enttäuscht hatte.
»Nein, es braucht dir nicht Leid zu tun.« Sie nahm ein Stück Brot und reichte Max den Korb. »Du hast nie behauptet, dass du mich besuchen würdest, also brauchst du dich nicht zu entschuldigen«, sagte sie, doch er glaubte ihr nicht. Sie nahm eine Gabel voll Salat und spülte ihn mit einem Schluck Wein hinunter. »Was hast du in Charlotte zu erledigen? Irgendeine Geiselnahme, von der wir Normalsterblichen nichts wissen? Eine Geheimkonferenz?«
»Nichts
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