Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
Vom Netzwerk:
Knotenpunkt, klemmte den Gehstock zwischen die Eisenstäbe, um seinen Schultern Halt zu geben, und legte die Arme jeweils auf eine Strebe.
    Das Pfeifen hallte am Gleisbett entlang, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Bei jeder Station entspannte Chang seine Arme und Beine, bewegte die Gelenke, wobei er aufpasste, dass sie nicht zu weit hinunterhingen, um nicht gesehen zu werden. Er hörte Bronques Soldaten rufen, die keine unbekannte Person den Zug besteigen ließen. Dass es bereits geschehen war, kam ihnen nicht in den Sinn.
    Die einzige Ausnahme war Raaxfall. Der Bahnhof von Raaxfall war abgebrannt.
    Schließlich erreichten sie Orange Locks, wo der Colonel und seine Männer aussteigen würden. Chang fielen Foisons Worte wieder ein: Gute Männer hatten versucht, heimlich nach Harschmort zu gelangen, nur um gefasst und getötet zu werden. Der sicherste Weg, zu Robert Vandaariff zu kommen, war, sich von Colonel Bronque den Weg freimachen zu lassen.
    Um ihn herum ertönten Rufe – Befehle, sich zu formieren, Pfeifen. Chang kroch zwischen den Rädern entlang, weg vom Bahnhof, und rollte, um nicht gesehen zu werden, einen Geröllabhang hinunter. Die Pfeife erklang, und der Zug ratterte weiter. Chang kletterte wieder hinauf und legte sich im Schutz der Gleise flach auf den Boden. Eine Kompanie Grenadiere, mindestens hundert Mann, stand in Reih und Glied auf dem Vorplatz der Station. Colonel Bronque kam die Treppe herunter und stellte sich zu ihnen. Chang nahm Bronques Weg zurück zum Bahnhofsgebäude und sah gerade noch rechtzeitig, wie Madeleine Kraft unsicher, jedoch würdevoll und von Mahmoud gestützt, hinaustrat. Bronques laute Befehle an seine Männer, Holzkisten in einen Waggon zu verladen, lenkten seine Aufmerksamkeit wieder zum Vorplatz zurück. In dem Waggon stand Mr. Kelling.
    Das rote Schlusslicht hinten am Zug war nicht mehr zu sehen. War Pfaff noch immer an Bord? Chang rannte zum Bahnhof und zog sich auf den Bahnsteig hoch. Mit einem Spurt erreichte er das Gebäude und presste sich mit dem Rücken flach gegen die gemauerte Wand. Er spähte einmal durch ein Fenster und schlich dann zur Tür.
    Er zückte Foisons Messer und stürmte hinein. Dem ersten Grenadier schlitzte er die Kehle auf. Der zweite Soldat hob sein Gewehr, aber Chang schlug es ihm mit dem Stock aus der Hand und stieß ihm das Messer in die Brust. Gefesselt und geknebelt saßen nebeneinander auf einer Bank Cunsher, Gorine und Trooste. Chang zerrte Cunsher den Knebel aus dem Mund und schnitt das Seil um seine Handgelenke durch.
    »Sie sind zu einem Angriff auf Harschmort abkommandiert.« Chang ging weiter zu Trooste. »Wir haben nur wenig Zeit.«
    Trooste spuckte einen losen Faden aus dem Mund. »Ich habe noch nie solche Grausamkeit erlebt …«
    »Die Nacht ist noch jung«, murmelte Chang. Er steckte die Messerspitze zwischen Gorines Handgelenke, riss sie nach oben und ließ Gorine seinen Knebel selbst entfernen.
    »Sie hat nicht auf Sie gehört, nicht wahr?«
    Gorines Augen waren gerötet. Chang kehrte zur Tür zurück und spähte hinaus. Das Gurgeln des ersten Soldaten hatte schließlich aufgehört.
    Cunsher räusperte sich. »Aber sie hat darauf gehört, Chang, das ist ja die schmerzliche Wahrheit. Sie weiß, wer Bronque und Schoepfil sind – Männer, die das Vertrauen eines Teekessels nicht verdienen, und schon gar nicht das Wissen um die Geheimnisse des Indigolehms. Es ist ihr egal.«
    »Sie hält es für besser.« Gorine wischte sich die Lippen am Ärmel ab. »Doch der Tag der Abrechnung wird kommen.«
    »Mrs. Kraft war niemals so ehrgeizig«, sagte Chang.
    »Nein.« Gorines Stimme klang belegt. »Ich habe sie anscheinend verkannt.«
    »Die Natur ist selten freundlich«, sagte Trooste und zog an den Hanfseilen um seine Handgelenke. Er begegnete ihren fragenden Gesichtern mit einem Schulterzucken. »Wachstum beschleunigt sich. Aus vier Zellen werden acht, aus acht sechzehn … und in Nullkommanichts sind es Tausende. Ist es nicht wie ein Freibrief ?«
    Niemand sagte etwas. Cunsher streifte Gorines Schulter. »Dass er jetzt noch nicht handeln konnte, heißt nicht, dass er es nicht doch bald kann. Sein Verstand ist nicht wie ihrer. Das wissen Sie.«
    Gorine lächelte schwach. »Und sie auch.«
    Der Lärm auf dem Vorplatz erstarb ganz plötzlich. Etwas war geschehen, das Bronque nicht erwartet hatte, aber von seiner Position aus konnte Chang lediglich die Bärenfellmützen der Männer in der hintersten Reihe erkennen.
    »Bewaffnen

Weitere Kostenlose Bücher