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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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Jugendliche im Traum auch in einer fremdartigen, gefährlichen Umgebung wieder, wollen flüchten und werden daran gehindert, wie der folgende Traum von Jo (16 Jahre alt) zeigt:
    Ich bin draußen. Es war Nacht und unheimlich. Man konnte fast nichts sehen. Da waren andere Leute, die mir auf die Pelle rückten. Ich will abhauen und hab ein paarmal versucht, über eine Mauer zu klettern. Aber es hat nicht geklappt - die Mauer wurde immer höher. Jemand, der mich mag, half mir herunter und sagte: Komm wir gehen heim.
    Wenn Träume zum Schauplatz des kindlichen Bewegungsdranges in Richtung zunehmender Autonomie
werden, können Eltern darin manchmal nützliche Anregungen finden, um mehr Sicherheit im Umgang mit ihren Kindern zu gewinnen. Dabei geht es um so häufige Elternfragen wie: Lasse ich meinem Kind zu viele Freiheiten und fehlt es vielleicht an Halt gebenden Grenzen, oder ist die Leine zu kurz, an der ich mein Kind führe - mache ich zu viele Vorschriften und beenge ich es in seinen Experimentiermöglichkeiten? Kinderträume enthalten nicht selten Hinweise, wie der elterliche Erziehungsstil beim Kind ankommt. Auch bei Jos Traum könnten die Eltern der grundlegenden Frage nachgehen, inwieweit sie Jo die nötigen Freiräume zum »Erobern von Neuland« einräumen und wo Jo vielleicht noch auf die Unterstützung der Eltern angewiesen ist. Sicher ist, dass Jugendliche beides brauchen: Ein Drahtseil, auf dem sie das Balancieren lernen können, und ein Sicherheitsnetz, das sie im Ernstfall auffängt.

Kinder wachsen an Problemen
    Starke, selbstbewusste Kinder zu erziehen, die jede Herausforderung optimistisch anpacken, ist wohl der Wunsch aller Eltern. Sie mögen sich fragen, wie ausgerechnet das Träumen zur Persönlichkeitsstärkung kleiner Menschen beitragen kann. Müssen wir ihnen nicht schon möglichst früh beibringen, wie man planvoll an Aufgaben herangeht und sich ein umfassendes und solides Fundament an Wissen und Können aneignet? Eine solche Auffassung scheint jedenfalls im
Trend zu liegen. Schon die 3-jährige Sophia lernt Klavierspielen, die Eltern von Max haben ihren Sohn in einer Kindertagesstätte mit Schwerpunkt auf naturwissenschaftlichem Experimentieren angemeldet und die 5-jährige Claudia ist fast jeden Nachmittag ausgebucht. Sie nimmt Golf- und Tennisstunden und ist dem Kinderschachclub beigetreten. Das Schlagwort der frühkindlichen Bildung ist in aller Munde, und Eltern fühlen sich aufgerufen, ihr Kind möglichst früh mit Bildungsangeboten zu versorgen, um nur ja nichts zu verpassen. Man weiß, nie mehr lernt man eine Fremdsprache so spielend wie als Kind. Und auch viele andere sportliche oder musische Talente könnten unbemerkt verkümmern, wenn sie nicht früh entdeckt und gezielt gefördert werden. Sicher - ein Instrument zu spielen oder eine Fremdsprache zu beherrschen kann Freude machen und das Selbstvertrauen steigern. Das gelingt am besten, wenn man sich selbst dafür entscheidet und nicht unter Druck lernt. Doch was brauchen Kinder gerade in frühen Jahren, damit sie ihren angeborenen Lerneifer nicht verlieren, das Leben mit all seinen Herausforderungen freudig anpacken und auch nach einer Niederlage wieder aufstehen?
    Auf diese Frage finden wir eine gute Antwort, wenn wir Kinder einfach nur bei ihrem Tun beobachten. Dann sehen wir, dass Kinder nach Freiräumen suchen, wo sie ihren ganzen Erfinderreichtum ausleben und sich an den Dingen und Menschen um sie herum erproben können. Spiele - allein oder mit anderen, sich streiten und wieder vertragen - das ist die natürliche
Basis, auf der Kinder am liebsten lernen und sich fordern lassen. Das gelingt aber nur dann optimal, wenn jemand da ist, der dem Kind hilft, wenn es mal schwierig ist, der Tränen trocknet und Mut zuspricht. Liebevoll zugewandte und verlässliche Erwachsene sind es also, die für die nötige Vertrauensbasis sorgen.
    Wenn wir den sozialen und emotionalen Kompetenzen von Kindern zu wenig Beachtung schenken, werden wir kaum starke Kinder erziehen können. Fragen Sie sich selbst einmal, wodurch Sie sich eher gestärkt fühlen - wenn Sie einer Person, die Sie angreift oder beleidigt, selbstbewusst eine klare Grenze aufzeigen oder wenn sie jemandem den Prozess der »Photosynthese« erklären. Machen wir uns bewusst: Die Kompetenz, gute Beziehungen zu gestalten, fliegt uns nicht einfach zu - wir müssen sie uns
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