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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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gewundert und die anderen haben sich auch gewundert, was ich da mache. Dann bin ich fast total ausgeflippt - die blöde Spinne wollte einfach nicht, dass ich gut spiele.
    Matthias: Dann hast du vom Krippenspiel am Sonntag geträumt? (Brücken zum Wachleben schaffen)
    Charlotte: Ja genau. Das war richtig zum wütend werden, wie die Mama immer sagt.
    Matthias: Kennst du das mit dem Finger wackeln auch aus dem Wachleben? (Brücken zum Wachleben schaffen)
    Charlotte: Wenn ich nervös bin, dann wackle ich manchmal mit dem Finger. So ähnlich wie im Traum. (Zeigt ihrem Vater wie das geht.) Machst du das auch?
    Matthias: Ja, das mache ich auch. Das beruhigt irgendwie. Kennst du das: Jemanden um den Finger wickeln. Das erinnert mich ein wenig an die Spinne in deinem Traum. (Eigene Assoziationen einbringen)
    Charlotte: Ja, das kenn ich, das sagt man, wenn man die Chefin ist und der andere macht, was ich will.
    Matthias: So wie die Spinne, da musst du ja auch machen, was die will.
    Charlotte (lacht): Ja, das stimmt.
    Matthias: Stell dir mal vor, die Spinne könnte mit dir sprechen. Was würde sie dann zu dir sagen wollen? (Gedankenexperiment - Stellvertretend für die Traumfigur antworten lassen)

    Charlotte (grinst): Sie hätte sich wahrscheinlich über mich lustig gemacht.
    Matthias: Versuch mal für die Spinne zu sprechen. Du kannst dich ja gut in andere hineinversetzen. (Ermutigen)
    Charlotte: (Breitet die Arme aus, um der Spinne eine Gestalt zu verleihen, krabbelt dabei auf den Vater zu.) HAHAHAHA, Charlotte, du stellst dich vielleicht dämlich an, kannst nicht mal richtig mit dem Finger wackeln! HAHAHAHAHA.
    Matthias: Und beim Krippenspiel - hast du das auch so empfunden? Dass die Leute sich über dich lustig gemacht haben könnten? (Brücken zum Wachleben schaffen)
    Charlotte: Ja, mein Problem ist es meistens, wenn so viele Leute da sind. Man steht halt voll unter Druck. (Schaut besorgt.)
    Matthias: Was würdest du denn zur Spinne sagen wollen? (Mit den Traumfiguren ins Gespräch kommen)
    Charlotte: Hey, hau ab Spinne, husch husch husch in deine Ecke, und lass mich gefälligst in Ruhe. Ich würde sie aber nicht umbringen wollen, sie soll nur weg. Dann hätte ich mir vorstellen können, dass sie sich bei mir bedankt, weil ich doch ihr Leben gerettet habe.
    Matthias: Dann sprichst du tatsächlich mit Spinnen. Du bist ja eine Spinnenflüsterin. Und obendrein eine, die es auch gut mit anderen Tieren meint. Hast Mama sogar schon mal die Fliegenklatsche versteckt, damit die Fliegen weiterleben dürfen. (Stärken benennen)

    Charlotte: Ja, Fliegen wollen es doch auch gut haben.
    Matthias: Aber zurück zu deiner Spinne, konntest du sie wirklich verjagen? Hat sie auf dich gehört? Charlotte (stolz) : Oh, jaaa. Sie ist wieder zurück an ihren Platz und hat mich dann in Ruhe gelassen.
    Â 
    So denkt Matthias über Charlottes Traum: Charlotte hatte offensichtlich wesentlich mehr Angst, als sie noch vor dem Krippenspiel zugeben wollte. Eigentlich ist sie ja sehr selbstbewusst, und sie konnte auch ihren Text ganz gut auswendig. Obwohl wir ihr das locker zugetraut haben, war das dann wohl doch nicht so einfach für sie. Wäre aber wirklich nicht so schlimm, wenn sie da mal einen kleinen Fehler macht. Aber Charlotte will schon mit ihren 8 Jahren richtig perfekt sein. Das hat sie von Karin (Mama). Bei ihr muss auch immer alles stimmen.
    Â 
    Vergleich von Wachleben und Traum: Im realen Krippenspiel spielte Charlotte sehr souverän und übernahm auch die Verantwortung für die anderen Kinder. Sie konnte ihren Text und den Text ihrer Mitspieler. Im Traum hingegen zeigte sich eine verkehrte Welt: Charlotte war es, die das Krippenspiel in Gefahr brachte, und die anderen Kinder waren erstaunt und ärgerten sich über Charlottes Missgeschick.

    Im Traum handeln und empfinden Kinder und Erwachsene ganz ähnlich wie im Wachen. Sollten dennoch Unterschiede erkennbar sein, dann sind dies meist neue Perspektiven, die dem Wachbewusstsein fremd sind oder verdrängt werden, zum Beispiel: Ängste, die wir uns im Wachen nicht eingestehen wollen.
    Wie passen diese unterschiedlichen Drehbücher von Traum und Wachleben zusammen? Während uns das Krippenspiel zeigte, was für alle sichtbar war:
    Charlotte war die Chefin auf der Bühne, gewährt uns der Traum einen tiefen Einblick in das Seelenleben des Mädchens während des Spielens:
    Sie fühlte sich

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