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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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siebzehn war, bin ich von meinem Boss im Chicken Shack schwanger geworden. Als ich ihm davon erzählte, hat er gesagt, er wolle nichts davon wissen, ich solle abtreiben lassen. Er war verheiratet und hatte bereits zwei kleine Kinder.« Crystal starrte ins Leere. »Aber ich wollte das Baby bekommen.«
    Sie schwieg. Sarah wusste nicht, was sie sagen sollte, also schwieg sie ebenfalls.
    Schließlich gab sich Crystal einen Ruck und fuhr mit monotoner Stimme fort: »Ich habe das Baby bekommen. Meine Eltern haben mich rausgeworfen. Es war schwer, aber das Baby war es wert. Ich habe den Jungen mehr geliebt als mein Leben. Er hatte dunkelbraune Augen und pechschwarzes Haar. Er hat genauso ausgesehen wie sein Daddy. Er hat mich in seine Ärmchen geschlossen, und sein Lächeln war wie der Sonnenschein. Er roch so gut, wie Baumwolllaken und Plüschhasen. Er war mein ganzer Stolz, meine ganze Freude.«
    Crystal hielt inne und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann flüsterte sie: »Ich habe ihn Shiloh genannt. Shiloh James.«
    Sarah verspürte einen Stich im Herzen.
    Lass das nicht an dich heran. Lass das nicht an dich heran. Lass das nicht an dich heran.
    Aber es war zu spät. Das Zusammensein mit Travis hatte ihre emotionalen Schutzmauern eingerissen. Sie konnte sich nicht länger gegen ihre Gefühle wehren.
    Tränen liefen Crystal übers Gesicht. Sarah streckte die Hand aus und reichte Crystal die Schachtel mit den Taschentüchern von ihrem Nachttisch.
    »Danke.« Crystal schniefte.
    »Sie müssen nicht weitererzählen.«
    »Nein, ich möchte, dass Sie es wissen, ich möchte, dass Sie mich verstehen.«
    Sarah unterdrückte einen Seufzer. Sie wollte es gar nicht wissen.
    »Shiloh und ich lebten in einer Sozialwohnung an einer Hauptstraße gegenüber einem Park. Er liebte es zu schaukeln. Immer, wenn ich ihm Anschwung gab, rief er: ›Höher, Mommy, höher.‹ Er war sehr klug, fand immer alles heraus. Als er ein Jahr alt war, betätigte er den Lichtschalter mit einem Besenstiel. Dann, kurz vor seinem zweiten Geburtstag …« Sie hielt inne, holte erneut tief Luft und wischte sich die Tränen ab. »Ich dachte, er wäre in seinem Bett. Ich hatte ihn zu einem Schläfchen hingelegt. Es war Frühling, und ich hatte die Fenster geöffnet. Ich schaute fern und legte Kleidungsstücke zusammen, als es plötzlich an die Tür klopfte. Ich öffnete. Draußen stand ein Polizist, und er hielt …« Crystal schluchzte, zögerte, dann sagte sie schließlich: »Er hielt Shilohs kleines blau gestreiftes Hemd mit den Hasen auf der Tasche in der Hand. Vorne war Blut drauf.«
    Sarahs Puls pochte so heftig, dass sie ihn an ihren Schläfen spüren konnte. Sie wappnete sich gegen das, was sie nicht hören wollte.
    Crystal war völlig aufgelöst. Zögernd streckte Sarah die Hand aus und legte sie der von Schluchzern geschüttelten Frau auf die Schulter. »Schsch.«
    Lange war nichts zu hören außer Crystals Schluchzen, das von den Wänden widerhallte. Dann setzte sie sich auf und rieb sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. »Ich war so dumm. Ich hatte sein Bettchen in die Nähe des Fensters gestellt, damit er hinausblicken konnte. Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass er hinausklettern und versuchen könnte, über die viel befahrene Straße in den Park zu laufen.«
    Vor ihrem inneren Auge konnte Sarah den kleinen schwarzhaarigen Jungen in dem blau gestreiften Hasenhemd sehen, der zu seinen geliebten Schaukeln wackelte und nichts von der drohenden Gefahr ahnte. Sie schlug die Hand aufs Herz. So etwas sollte keiner Mutter je passieren.
    »Die Rettungssanitäter reanimierten ihn wieder und brachten ihn ins Krankenhaus, aber er hatte zu schwere Kopfverletzungen erlitten. Sie hängten ihn an ein Beatmungsgerät, doch sie konnten die Gehirnschwellung nicht stoppen. Drei Tage lang habe ich dagesessen und zugesehen, wie mein kleiner Junge um sein Leben kämpfte, dann haben sie mir gesagt, dass er hirntot sei.« Crystals Gesicht war eine Maske nackten Entsetzens. »Sie fragten mich, ob ich seine Organe spenden wolle, damit anderen Kindern ein Leben ermöglicht würde. Diese Aasgeier! Wollten meinen Kleinen bis auf die Knochen blank picken.«
    Die arme Crystal war neunzehn gewesen und ganz allein. Keine Familie hatte hinter ihr gestanden, als sie ihr Kind hatte sterben sehen. Mitleid überkam Sarah bei dem Gedanken.
    Wieder brach eine Welle der Trauer über Crystal herein, doch sie war so ausgelaugt, dass keine Tränen mehr kommen wollten und

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