Traumhaft verliebt - Roman
ihrer Heldin Lily das Leben rettete.
Jemand klopfte an die Tür.
Oh verflixt, bitte lass es nicht Travis sein. Stünde er vor ihrer Tür, würde sie nicht anders können, als ihn ins Zimmer und ins Bett zu zerren.
Es klopfte erneut. Vielleicht war es Jenny Cantrell oder Travis’ Tante Raylene, womöglich auch eine der Damen aus dem Plätzchenclub, die gerade den neuesten Klatsch erfahren hatte.
Sie kletterte vom Bett, tappte zur Tür und spähte durch das Guckloch.
Es war nicht Travis. Es war auch nicht Jenny oder Raylene oder irgendein Mitglied des First Love Cookie Clubs.
Crystal Hunt, Travis’ Exfrau, stand vor der Tür.
Ihr Instinkt riet ihr, zurück ins Bett zu kriechen, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und sich taub zu stellen. Was zum Teufel wollte die Frau von ihr?
Klopf, klopf, klopf.
Poes Rabe fiel ihr ein, der an die Zimmertür tickte. Hau ab!
»Miss Cool«, rief Crystal. »Darf ich Sie sprechen?«
Seufzend öffnete Sarah die Tür, doch sie lächelte nicht. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Darf ich reinkommen?«
Sarah machte einen Schritt zur Seite und deutete auf den malvenfarbenen Zweisitzer mit Engelsmuster. Crystal trat über die Schwelle, durchquerte das Zimmer und ließ sich hineinfallen. Sarah schloss die Tür, doch sie blieb stehen.
»Sie sind es, nicht wahr?«, fragte Crystal. Sie hatte dick Wimperntusche aufgetragen und zu viel Rouge. Ihre Haut war blass, ihr platinblondes Haar spröde wie trockenes Gras. »Das Mädchen, das in unsere Hochzeit geplatzt ist.«
»Ja, das bin ich. Der Hochzeits-Crasher.«
»Sie lieben ihn immer noch.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Sarah zuckte die Achseln, was weder ein Eingeständnis noch ein Leugnen war.
»Das dachte ich mir.« Crystal nickte, als hätte Sarah ihr zugestimmt.
»Was wollen Sie?« Sarah machte sich nicht die Mühe, einen höflichen Ton anzuschlagen.
»Ich wollte Sie lediglich wissen lassen, dass ich nicht das Miststück bin, für das die ganze Stadt mich hält.« Sie steckte einen Fingernagel in den Mund und kaute an einem abstehenden Stückchen Nagelhaut. »Sie verurteilen mich. Das weiß ich. Mütter dürfen nicht davonlaufen und ihre Kinder im Stich lassen.«
»Warum haben Sie es dann getan?«
Crystal errötete und machte ein beschämtes Gesicht. »Ich hätte es nicht tun sollen, das weiß ich, aber ich bin mit Jasmines Krankheit einfach nicht zurechtgekommen. Ihr Zustand wurde immer schlechter und schlechter. Sie wissen nicht, was ich durchgemacht habe. Niemand weiß das.«
»Kann es etwas Schlimmeres geben als das, was Jazzy durchgemacht hat?« Sarah verschränkte die Arme vor der Brust. Warum war diese Frau hier? Erwartete sie etwa Mitleid von ihr?
»Travis war sehr gut zu mir, lustig. Wir hatten eine Menge Spaß.«
»Er ist ein guter Mann.«
Crystal nickte und biss weiter auf ihrer Nagelhaut. »Er hat mir geholfen, mich wieder zu fangen.«
Sarah spürte Zorn in sich aufsteigen; überrascht stellte sie fest, wie wütend sie auf diese Frau war, die sie überhaupt nicht kannte. Alles, was sie wusste, war, dass Crystal sowohl Travis als auch Jazzy zutiefst verletzt hatte. »Und das haben Sie ihm vergolten, indem Sie ihn verlassen haben, als er Sie am meisten brauchte.«
»Ich schätze, das habe ich verdient.« Crystal blinzelte. »Aber Sie wissen nicht, wie es ist, Tag für Tag dazusitzen und zuzusehen, wie Ihr Kind langsam stirbt.«
»Das ist richtig«, stimmte Sarah zu, »aber Travis weiß es.«
»Ich rede nicht nur von Jazzy.« Crystal beugte sich vor, die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt, und ließ den Kopf sinken.
Ihre Worte ließen Sarah stutzen. Die Frau wirkte so hilflos, am Boden zerstört. »Wie bitte?«
»Ich hatte schon einmal ein Kind. Vor Jazzy. Vor Travis.«
Sarah sagte nichts, wartete einfach ab, und dann sprudelte es nur so aus Crystal heraus. »Nur die wenigsten wissen davon. Ich lebte damals nicht in Twilight, und ich habe nie viel darüber gesprochen.« Sie holte zitternd Luft. »Ich habe es nicht mal über mich gebracht, Travis davon zu erzählen.«
Widerstrebend gestand sich Sarah ein, dass sie Mitleid mit dieser Frau empfand, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollte. Doch es war unmöglich zu leugnen, wie gebrochen Crystal aussah. Woher sollte sie wissen, wie sie sich an Crystals Stelle verhalten hätte?
Crystal öffnete langsam den Mund, schloss ihn, dann öffnete sie ihn wieder. Sarah konnte ihr ansehen, wie schwer das Ganze für sie war. »Als ich
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