Traumhaft verliebt - Roman
überflutete ihn. »Danke«, sagte er. »Vielen Dank.«
Dr. Adams hielt abwehrend die Handflächen in die Höhe. »Bevor wir uns da hineinstürzen, gibt es noch eine Menge zu überlegen. Vielleicht schlägt das neue Medikament gar nicht an.«
»Es ist einen Versuch wert.«
»Es gibt Nebenwirkungen.«
»Nebenwirkungen gibt es auch bei den Medikamenten, die sie im Augenblick nimmt.«
»Ja, aber dieses Mittel ist noch neu auf dem Markt, und es ist, wie gesagt, für andere Anwendungsgebiete zugelassen. Ich habe ein wenig recherchiert, ein paar Experten angerufen und einen provisorischen Plan für den zulassungsüberschreitenden Einsatz erstellt, aber im Grunde genommen starten wir einen Blindflug. Es ist durchaus möglich, dass wir russisches Roulette mit Jazzys Leben spielen.«
Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
Der Sachverhalt, den der Arzt benannt hatte, kam langsam richtig bei ihm an. »Aber es könnte genauso gut sein, dass das Medikament dazu führt, ihre Krankheit unter Kontrolle zu bringen, ist das richtig?«
»Das ist möglich. Die vorläufigen Resultate sind äußerst vielversprechend. Sie müssen in Ruhe und gründlich darüber nachdenken, Travis.«
»Ich möchte nur, dass es ihr gut geht.«
»Ich weiß«, sagte Dr. Adams, »aber eventuell überwiegen die Risiken die möglichen Vorteile.«
Travis stieß die Luft aus, und erst da realisierte er, dass er den Atem angehalten hatte. »Na schön«, sagte er. »Danke, dass Sie aufrichtig zu mir waren.«
»Keine Ursache.«
Dr. Adams kehrte zu Jazzy ins Untersuchungszimmer zurück, während Travis hinaus zu seinem Pick-up ging. Er fuhr die drei Meilen zu ihrem Häuschen am See, fand Isabella und Das magische Weihnachtsplätzchen , dann kehrte er eilig zum Krankenhaus zurück.
Als er das Untersuchungszimmer betrat, waren Jazzys Augen geschlossen. Ihr Atem ging jetzt leichter. Travis nahm Isabella und drückte sie seiner Tochter sanft in die Armbeuge, dann setzte er sich auf den schäbigen blauen Plastikstuhl neben ihre Liege, öffnete das abgegriffene Deckblatt von Das magische Weihnachtsplätzchen und begann zu lesen – ein mittlerweile so eingefleischtes Ritual, dass er gar nicht mehr nachdenken musste.
»Butterfly Books«, fing er an, »in der Verlagsgruppe Jackdaw Publishing. Erste Auflage. Sämtliche Rechte vorbehalten.« Er las immer die Angaben auf der Urheberrechtsseite mit vor, um sie zu necken, genau wie es seine Mutter bei ihm getan hatte.
Normalerweise sagte Jazzy in einem Ton der Verzweiflung »Dad- dy «, aber diesmal sagte sie nichts.
Travis saß dort, betrachtete sein völlig erschöpftes kleines Mädchen und trug ihm die Geschichte vor, die er auswendig kannte. Die Maske lag noch auf Jazzys Gesicht; kleine Nebelstöße entwichen aus den Luftschlitzen an der Seite und verpufften in der Luft, während er ihr von magischen Plätzchen, vom Weihnachtsmann und von Weihnachtswundern vorlas, und das eine Woche vor Halloween.
Das Untersuchungszimmer war ein furchteinflößender Ort. Ein Abgrund von Hoffnung und Katastrophe. Ein neues Medikament. Neue Hoffnung. Wie oft hatte er wieder Hoffnung geschöpft? Wie oft war sie zerstört worden?
Jazzy drehte sich auf der Liege um, öffnete die Augen und nahm die Maske vom Gesicht. »Daddy?«
»Was ist, Liebling?«
»Es tut mir leid. Ich hätte auf dem Spielplatz nicht rennen sollen. Ich wusste es doch.«
»Schon gut. Mach dir keine Gedanken. Du hast nichts Falsches getan. Du wolltest bloß Spaß haben.«
»Daddy?«
»Hm-hm?«
»Werde ich sterben, so wie deine Mommy gestorben ist?«
Travis biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Er hatte Jazzy niemals erzählen wollen, wie ihre Großmutter gestorben war, aber Crystal hatte es ihr gesagt, als sie sie danach gefragt hatte. Travis machte ihr das immer noch zum Vorwurf. »Nein«, sagte er, »ganz bestimmt nicht. Ich bin dein Daddy, und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt, egal, was. Verstanden?«
»Werde ich je ein ganz normales Kind sein?«, fragte sie.
»Du bist ein ganz normales Kind«, sagte er.
»Du weißt schon, was ich meine. Werde ich je in der Lage sein, zu rennen und zu spielen wie die anderen Kinder?«
Es war ein Versprechen, für das er keine Garantie bieten konnte, aber er gab es ihr trotzdem. »Ja«, erklärte er. »Eines Tages wirst du in der Lage sein, zu rennen und zu spielen wie die anderen Kinder.«
Sie lächelte zaghaft und schloss die Augen. »Also, wo ist Isabella jetzt? Ist sie schon am
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