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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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Kranzprofile. Engel aus Keramik und Porzellan standen in einer Mahagonivitrine neben der Eingangstür. Es gab einen Engelsschirmständer, eine Engelsgarderobe und sogar einen Engelsschaukelstuhl. Die Engel waren in jedem erdenklichen Stil und in allen möglichen Farben vertreten. Es gab runde Putten, die aussahen wie Babys; lustige, verspielte Cartoon-Engel; große schlanke Engel mit windzerzaustem Haar, Heiligenscheinen und huldvollen Gesichtern.
    Verunsichert folgte Sarah Jenny, die bereits die Treppe hinaufging.
    Am oberen Treppenabsatz blieb Jenny stehen und zog einen Schlüssel aus der Tasche. »Ich gebe Ihnen das VIP-Zimmer.«
    Der ganze Raum – natürlich auch im Engelsthema – war in verschiedenen Rosatönen gehalten. Es sah wahrhaftig so aus, als hätte der Himmel Pepto-Bismol erbrochen, nachdem er Zuckerwatte gegessen hatte. Auch Sarah hatte diese knallrosa Medizin des Öfteren nehmen müssen, wenn sie bei Gram zu viele Köstlichkeiten in sich hineingestopft hatte. Sie musste zugeben, dass das Dekor etwas gewöhnungsbedürftig war. Aber es gab eine nette Wellness-Badewanne, und das Bett sah weich und bequem aus.
    Jenny reichte Sarah den Zimmerschlüssel. »Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie einfach an der Rezeption an.«
    Sarah ging durchs Zimmer und ließ sich in den malvenfarbenen Zweisitzer fallen, der neben dem Fenster stand. Sie spähte durch die Spitzengardine auf die Straße unter ihr. Das Haus ihrer Großmutter lag ein paar Blocks entfernt, unten am Wasser am Lakeshore Drive. Sie verspürte das dringende Bedürfnis, es zu sehen. Ihre Eltern hatten es nach Grammas Tod verkauft, ohne sie auch nur nach ihrer Meinung zu fragen. Ein weiterer Grund für das Zerwürfnis mit ihren Eltern, wenngleich Sarah vermutete, dass sie davon ausgegangen waren, sie würde nach ihrer Riesenblamage nie mehr nach Twilight zurückkehren. Sie selbst hatten das Haus offenbar nicht behalten wollen.
    Erinnerungen stürzten auf sie ein. Blitzartig fiel ihr die Sarah von früher ein: übergewichtig, die Nase in ein Buch gesteckt, damit sie sich verstecken konnte vor den Dingen, die sie beschäftigten. Einst war Twilight Teil ihres magischen Entrinnens gewesen, ihrer Flucht vor dem Internat und ihren Eltern, die unmöglich hohe Erwartungen an sie stellten. Sie hatte die Tage bis zu den Sommerferien, bis Weihnachten gezählt.
    Und dann hatte sie sich selbst diesen Zufluchtsort genommen.
    Die Bewohner von Twilight liebten ihre Festivitäten. Sie waren nie um eine Ausrede verlegen, wenn es um das Veranstalten eines Festivals, Volksfests oder sonst einer großen Party ging. Zum Teil war das der Haupteinnahmequelle des Städtchens zuzuschreiben, und die war nun einmal der Tourismus. Dennoch konnte eine Sache nicht ignoriert werden: der Hang zur Romantik, der den Einwohnern sozusagen in die Wiege gelegt worden war.
    Die Stadt selbst war angeblich von zwei Liebenden gegründet worden, die der Legende nach während des Amerikanischen Bürgerkriegs getrennt worden waren. Fünfzehn Jahre später hatten sie an den Ufern des Brazos River, dort, wo nun Twilight stand, wieder zueinander gefunden. Doch davon stand nichts in den Geschichtsbüchern. Die offizielle Version lautete, dass Twilight einst ein Militärfort gewesen war, welches die Aufstände der gewalttätigen Kiowa und Komantschen verhindern sollte, die zu jener Zeit überhandnahmen.
    Doch die Realität bescherte ihnen keine Touristen.
    Die Geschichte von Colonel Jon Grant dagegen, der als Befehlshaber über das Fort gekommen war, und Rebekka Nash, seiner späteren Braut, schon, und so wurde sie zur bevorzugten Gründungsgeschichte.
    Nicht dass Travis an derartigen Unsinn geglaubt hätte. Dieser ganze vom Schicksal bestimmte »Und sie lebten glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage«-Quatsch interessierte ihn nicht. Er wusste es besser. Das Einzige, an das er glaubte, war seine Tochter – Jasmine.
    Als er sie jetzt anblickte, so kräftig und aufgeregt, schnellte seine Laune in die Höhe. Seit sechs Wochen bekam sie nun das neue Medikament, gerade war ihr die dritte Dosis verabreicht worden. Was machte es da schon, dass die siebentausendfünfhundert Dollar, die er dafür hatte ausgeben müssen, seine Ersparnisse gefährlich nahe an null gebracht hatten? Er hätte für sie liebend gern selbst seinen letzten Cent gegeben. Natürlich machte er sich Sorgen, wovon er die nächste Dosis bezahlen sollte, die unmittelbar vor Weihnachten fällig wurde, zumal er beabsichtigte, Jazzy das

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