Traumhaft verliebt - Roman
liefern. Wer hätte gedacht, dass er mit ihr mithalten könnte? Sie fragte sich, wie er wohl aussah unter seinem rot-weißen Kostüm. »Weihnachten ist nicht gerade die Zeit im Jahr, die ich am liebsten mag, das gebe ich zu. Ich war schon mal am 25. Dezember auf den Fidschi-Inseln, und es war phänomenal. Das sollten Sie auch mal probieren.«
Er blickte sie an, als wollte er irgendeine bissige Bemerkung machen, doch er wurde von seiner Tochter unterbrochen.
»Daddy, Daddy!« Jazzy zupfte an Santas Mütze. »Dort drüben ist Tante Raylene.« Sie hob die Stimme, hüpfte auf und ab und winkte noch begeisterter, was Sarah rein körperlich für unmöglich gehalten hätte. Das Kind war Pollyanna, Pippi Langstrumpf und Miss Merry Sunshine in einem. »Hallo, Tante Ray!«
Froh über die Unterbrechung drehte Sarah den Kopf in Richtung Tante Raylene. Sie hatte blond gefärbtes Haar, war stark zurechtgemacht und trug einen grünen Rock, der zu kurz und zu eng für ihr Alter war, aber sie sah immer noch heiß aus. Sarah stellte fest, dass sie die Frau kannte.
Raylene Pringle war eine Freundin ihrer Großmutter Mia gewesen. Früher einmal war Raylene Cheerleader bei den Dallas Cowboys und berühmt-berüchtigt für ihre halbseidenen Affären mit bekannten Football-Spielern gewesen. Später hatte sie sich als Model versucht und war so zu Geld gekommen, dann war sie nach Hause zurückgekehrt und hatte Earl geheiratet, ihren Liebsten von der Highschool. Gram hatte behauptet, Sarah sei zu jung, um Raylenes Geschichten zu hören, aber jedes Mal, wenn diese zu Besuch gekommen war, hatte sich Sarah im Flur herumgedrückt, begierig darauf, die saftigen Unterhaltungen zwischen Raylene, Gram und ihren Freundinnen zu belauschen.
Da fiel Sarah wie ein Blitz aus heiterem Himmel etwas äußerst Beunruhigendes ein: Raylene Pringle war Travis’ Tante, und Jazzy hatte sie gerade eben Tante Ray gerufen. Bedeutete das etwa …?
Sie hatte keine Zeit, ihren Gedanken zu Ende zu bringen, denn der Weihnachtsmann reckte eine Hand in die Höhe und rief aus: »Jetzt hab ich’s! Ich weiß, wer du bist! Du bist die kleine Sarah Collier, die erwachsen geworden ist.«
Kapitel vier
T ravis blickte die Frau an, die ihm einst ihre unsterbliche Liebe gestanden hatte. Na schön, damals war sie ein Mädchen gewesen. Ihre faszinierenden Augen ließen seinen Puls schneller schlagen, und die Erde drehte sich wie verrückt um ihre eigene Achse. Er hatte das Gefühl, einen jener surrealen Augenblicke aus einem der Märchen zu erleben, die Jazzy so gern von ihm vorgelesen bekam, wo der Mann die schlafende Schönheit küsst, einen Elfenbeinturm erklimmt oder ein paar tausend Drachen erschlägt, um das Mädchen seiner Träume zu bekommen.
Er dachte an seine Mutter, die zu sagen pflegte, er würde es tief in seinem Herzen fühlen, wenn er die Richtige gefunden hatte. Sie hatte dann stets ihre kleine Hand zur Faust geballt, sie auf die linke Seite ihrer Brust gepresst und ihm direkt in die Augen geschaut. »So war es auch bei deinem Vater und mir. Wenn du deinen Seelenverwandten findest, lösen sich alle Zweifel auf.«
Er wusste, dass er das Gefühl bei Crystal nicht gehabt hatte. Bei seiner Exfrau war es ihm schlicht und einfach um Sex gegangen. Aber hier und jetzt, beim Anblick von Sarahs Augen, war er … hin und weg .
Was zum Teufel war das für ein Gefühl? Ihm war heiß und kalt, und er verspürte Schmerz und Euphorie zugleich, als hätte er hohes Fieber.
Ihre Lippen waren verführerisch nah, und sein einziger Gedanke war, sie zu küssen. Gott sei Dank war Jazzy da, hüpfte zwischen ihnen auf und ab und hörte nicht auf zu plappern. Sonst hätte er Sarah, getrieben von einer Kraft, die er weder verstand noch kontrollieren konnte, womöglich tatsächlich geküsst.
Als Sarah ein Teenager gewesen war, hatte Travis nie auf eine romantische Art und Weise an sie gedacht. Er hatte sie gemocht, sicher, und sie waren Freunde gewesen. Sie war neugierig, wissbegierig gewesen, fasziniert von den Dingen, die ihn interessierten – von der Natur, den Tieren, dem Angeln –, doch sie war eben nur ein cooles Mädchen gewesen.
Jetzt war sie kein Mädchen mehr, und jetzt sah er etwas ganz anderes in ihr.
Die kleine Sarah Collier war zu einer schönen Frau herangewachsen. Sie war schlanker, aber an den richtigen Stellen immer noch kurvig. Er mochte Kurven. Der Blick aus ihren einmalig blauen Augen war klug und aufgeweckt. Daran hatte er sie letztendlich erkannt: an diesen
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