Traumhaft verliebt - Roman
außergewöhnlichen Augen. Ihre Haut war lilienblass, als wäre sie nie in die Sonne gegangen, und ihr karamellfarbenes Haar war voller und länger als damals und zu einem Zopf geflochten. Sie duftete so gut, wie ein Kuchen aus säuerlichen, grünen Äpfeln, unerwartet vertraut, doch mit einem kräftigen Schuss an Dreistigkeit. Alle möglichen Gefühle überkamen Travis: Überraschung, Verlangen, Verwirrung und – Freude. Er freute sich über seine Entdeckung, dass Sarah Collier Sadie Cool war.
Und was das Verblüffende war: Der Ausdruck auf Sarahs Gesicht sagte ihm, dass sie in etwa dasselbe empfand.
Sie blickten einander an, ihr Atem ging abgehackt und schnell.
Es war ein sehr seltsamer Moment. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass ein Mann feststellte, dass die Lieblingsschriftstellerin seiner Tochter im Haus neben ihm aufgewachsen war. Ein Mädchen, das in seine Hochzeitszeremonie hineingeplatzt war, um ihm mitzuteilen, dass er für sie bestimmt war.
Bestimmung, Schicksal, Vorsehung. Genauso fühlte sich das im Augenblick an.
Sarah hob eine Hand an ihre Wange. »Warum … warum starrst du mich so an? Hab ich was im Gesicht?«
Ja, und zwar wundervolle Lippen.
Sie ließen ihn an weiche Matratzen und lange Winternächte denken, und für einen Mann, dessen Gedanken in den vergangenen vier Jahren allein um seine Tochter gekreist waren, war das verdammt beunruhigend.
»Nein«, sagte er mit einem heiseren Krächzen. »Du hast nichts im Gesicht. Du siehst großartig aus.«
Ihre Wangen röteten sich, und sie wandte den Kopf ab und winkte der Menge auf ihrer Seite des Schlittens zu.
Und da war er wieder, der überwältigende Drang, sie zu küssen. Er musste sich alle Mühe geben, dem zu widerstehen. Sarah war nur für kurze Zeit in Twilight. Sie kam aus der Großstadt, und er war aus der Provinz.
Was ist so verkehrt an einer kurzen Affäre? An zwei Freunden, die sich eine schöne Zeit miteinander machen? Solange du dem nicht zu viel Gewicht beimisst …
Ganz bestimmt nicht. Er würde nichts mit ihr anfangen. Zum einen war da Jazzy. Es wäre ein Riesenfehler, sich mit dem Idol seiner Tochter einzulassen. Außerdem hatte er das starke Gefühl, sollte er je mit Sarah Collier ins Bett gehen, würde ihm eine Woche mit ihr niemals reichen.
Sarah wusste nicht, wie sie die Parade hinter sich gebracht hatte. Sie hatte gelächelt und gewinkt und die ganze Zeit über gedacht: Ich sitze neben Travis Walker. Hier sitze ich Schulter an Schulter mit dem Mann, dem ich unbedingt aus dem Weg gehen wollte.
Nachdem er ihr verkündet hatte, er wisse nun, wer sie sei, hatte Travis nichts mehr zu ihr gesagt. Was mochte er denken? Sie zuckte innerlich zusammen, wenn sie sich vorstellte, welche Szene sich gerade in seinem Kopf abspielte. Ob er insgeheim die Augen verdrehte darüber, dass er auf demselben Umzugswagen gelandet war wie die an einen Stalker erinnernde Fünfzehnjährige, die ihm bei seiner eigenen Hochzeit lauthals erklärt hatte, er sei ihre einzig wahre Liebe?
Sie rutschte tiefer in ihren Sitz, hielt den Blick fest auf die Menge gerichtet, weg von Travis, und ignorierte ihr heftig klopfendes Herz und den Schweiß, der sich am Kragen ihres Pullovers sammelte.
Endlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit, die in Wirklichkeit nicht länger als eine halbe Stunde gedauert hatte, traf der Umzug wieder am Football-Platz der Highschool ein. Im selben Augenblick, in dem der Wagen zum Stehen kam, sprang Sarah auf, um vom Schlitten zu klettern, doch dazu hätte sie sich an Travis’ langen, kräftigen, weit ausgestreckten Beinen vorbeidrücken müssen. Sie zauderte. Weshalb ließ er sie nicht vorbei? Wollte er sie necken?
Dann sah sie warum, und kam sich vor wie ein Trottel, weil sie gedacht hatte, er hätte sich wegen ihr so verhalten. Er richtete Jazzys Mütze, achtete darauf, dass ihre Ohren bedeckt waren. »So, meine Süße«, sagte er, »deine Öhrchen müssen schön warm bleiben.«
»Oh, Daddy«, sagte Jazzy genervt, »es geht mir gut.«
»Ja, den Eindruck habe ich auch«, bestätigte er.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war so zärtlich, dass er Sarah ins Herz traf. Schnell schaute sie zur Seite und erblickte zwei Schüler, die eine Leiter an den Umzugswagen lehnten. Travis stand auf und übergab Jazzy seiner Tante Raylene, die unten wartete.
Doch anschließend kletterte er immer noch nicht die Leiter hinunter. Sie hatte vergessen, wie langsam die Dinge in Twilight abliefen. Sarah holte tief Luft. Geduld,
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