Traumhaft verliebt - Roman
Übeltäterinnen.
Tja, warum nicht?
Sarah spähte durchs Lokal zu den Damen des First Love Cookie Clubs hinüber. Alle sieben hatten sich um die Schüssel mit der Eggnog-Bowle geschart und warfen Travis und Sarah verstohlene Blicke zu. Raylene zwinkerte. Dotty Mae grinste. Belinda streckte beide Daumen in die Höhe.
»O Gott, du hast recht.« Sie stöhnte. »Sie wollen uns tatsächlich verkuppeln. Du nimmst die Hintertür, ich gehe vorne raus.«
Er beugte sich näher zu ihr, bis er mit dem Mund beinahe ihr Ohr berührte. Sein warmer Atem ließ sie erschauern. »Weglaufen nützt hier gar nichts.«
»Nicht?« Schade. Flucht war ihre bevorzugte Methode zur Selbsterhaltung.
»Ich denke, wir sollten den Spieß umdrehen«, murmelte er. »Spielst du mit?«
»Warum sollte ich?«
»Wenn sie denken, wir wären bereits ein Paar, werden sie aufhören, uns ständig zusammenbringen zu wollen.«
Das leuchtete ihr ein.
»Was stellst du dir vor?«, fragte Sarah.
Eine kleine Gruppe von Leuten glitt zu den Klängen von »It’s Beginning to Look a Lot Like Christmas« über die Tanzfläche. Travis warf den Kopf zurück. »Sollen wir tanzen?«
»Hm.« Ihr wurde heiß bei dem Gedanken, sich seinen Armen zu überlassen. »Ich kann nicht tanzen.«
»Keine Sorge«, beruhigte er sie. »Die Führung übernehme ich.«
»Ich werde dir auf die Zehen treten«, warnte sie ihn.
»Das Risiko gehe ich ein. Komm schon, sollen sie doch glauben, dass ihre Kuppelei funktioniert hat.«
Noch bevor sie weitere Einwände erheben konnte, führte Travis sie auf die Tanzfläche, seine Finger mit ihren verschränkt. Sie hatte das Gefühl, dass alle Augen im Lokal auf sie gerichtet waren. Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, aber nicht so dicht, dass es unangenehm war.
Sie versteifte sich, als wäre sie ein Stück Pappe.
»Entspann dich.« Seine Hand glitt in ihren Nacken und massierte mit sanftem Druck ihre verspannten Muskeln. Ihr Puls hämmerte wie verrückt. »Hör auf, so viel zu denken. Lass einfach los, fühl den Rhythmus.«
»Wer sagt, dass ich zu viel denke?« Sie machte einen falschen Schritt und trat ihm auf den Zeh. Zum Glück trug er Cowboystiefel.
Sein Lachen war tief und ansteckend.
»Dein Gesicht. Du wirkst verschlossen, in dich gekehrt, und dein Körper ist völlig verkrampft.«
Sie riss gewollt die Augen auf, versuchte, die Schultern zu lockern, und trat ihm erneut auf den Fuß. »Das stimmt nicht.«
Er gluckste leise und zog sie näher an sich. Seine Nähe war so angenehm, dass sie nicht die Kraft aufbrachte, ihn wegzustoßen.
»Lass dich einfach treiben.«
»O nein, das ist bloß ein Hippie-Klischee. So was Ähnliches wie ›Liebe den, mit dem du gerade zusammen bist‹.«
Er zuckte die Achseln. »Klischees sind nicht ohne Grund Klischees.«
»Legst du viele Meilen mit diesem ›Lass dich einfach treiben‹-Motto zurück?«
»Du solltest es irgendwann mal versuchen«, sagte er leise. Seine Stimme klang so beruhigend, dass sie eine randalierende Meute hätte besänftigen können. Seine Finger liebkosten wieder ihren Nacken.
Sarah wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Seine Berührung fühlte sich gut an. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie verkrampft sie war. Dennoch war es ihr unmöglich, sich zu entspannen, wenn sie die Konturen seines festen, kräftigen Körpers durch seine Kleidung spürte. Wie sollte sie da bloß wieder rauskommen?
»Denk nicht«, flüsterte er. »Tanz einfach.«
»Nun, natürlich denke ich, was denn sonst? Wie sollte jemand nicht denken?«
»Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper. Spür, wie die Musik den Fußboden zum Schwingen bringt und durch deine Füße in dir hochsteigt.«
Sie versuchte es, aber es war unmöglich. Sie war sich seiner Nähe einfach zu sehr bewusst.
»Du lebst viel zu viel in deinem Kopf.«
»Woher weißt du das?«
»Du bist Schriftstellerin. Schriftsteller leben in ihren Köpfen.«
»Na schön, sagen wir, du hast recht mit deinen Unterstellungen. Was ist daran falsch?«
»Man wird ziemlich einsam.« Er sagte die Worte so schlicht, als könnte er ihr durch die Augen hindurch direkt ins Gehirn blicken.
»Ach ja?«, entgegnete sie schnippisch. Es ärgerte sie ein wenig, dass er meinte, sie zu kennen. Und es ärgerte sie noch mehr, weil er recht hatte. War sie so leicht zu durchschauen?
»Ich habe Jazzy dein Buch ungefähr tausendmal vorgelesen. Und ich erinnere mich an dich, Sarah Collier … du kannst ausgelassen, launisch und sogar
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