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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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versuchte, sich lässig zu geben und sich abzulenken, indem sie »I Saw Mommy Kissing Santa Claus« mitsummte, doch dann kam ihr das unpassend vor.
    Möglichst langsam, damit es nicht so aussah, als würde sie vor dem Mistelzweig fliehen, obwohl sie das natürlich tat, entfernte sich Sarah seitlich von der Tanzfläche.
    Sieh Travis nicht an. Sei cool. Du bist Sadie Cool, weißt du das nicht mehr? Benimm dich gefälligst so, wie es dein Name nahelegt.
    Doch dann hielt sie es nicht mehr aus, und sie neigte den Kopf und tat so, als würde sie den riesigen, überladenen Weihnachtsbaum mit seinen blinkenden Lichtern betrachten, obwohl sie in Wirklichkeit Travis aus dem Augenwinkel einen Blick zuwarf.
    Er folgte ihr von der Tanzfläche, fort von dem Mistelzweig, und lehnte sich mit einer Schulter lässig gegen die Wand. Sie fragte sich, ob ihm bewusst war, was für eine unwiderstehliche Figur er machte. Mit Sicherheit. Es musste ihm doch klar sein, welche Wirkung er auf das weibliche Geschlecht ausübte.
    Sarahs Lungen füllten sich mit dem Geruch von Weihnachten, der vielen Menschen um sie herum und ihrer eigenen Furcht, doch sie konnte ihre Augen nicht von ihm losreißen.
    Travis fing ihren Blick auf, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem frechen Grinsen.
    Warum ging sie nicht einfach? Warum waren ihre Füße wie angewurzelt? Warum wollte sie, dass er sie wieder küsste, so lange, bis ihre Lippen rau waren?
    »Danke für den Tanz«, sagte er.
    »Ähm … gern geschehen.«
    »Mir hat’s Spaß gemacht.«
    Mir auch. Aber das sagte sie nicht.
    »Ich küsse nicht gerne, wenn ich mich gleich darauf verabschieden muss«, sagte er und blickte auf seine Armbanduhr, »aber ich muss Jazzy abholen.«
    Küssen und sich verabschieden. Sarah schauderte ohne erkennbaren Grund. »Wo ist sie?«
    »Vorlesestunde in der Bibliothek.«
    »Um acht Uhr abends?«
    »Das ist hier Tradition. Hast du das vergessen?«
    Jetzt fiel es ihr wieder ein. Daran hatte sie schon so lange nicht mehr gedacht. Sie war neun oder zehn gewesen, etwas älter als Jazzy, und Travis hatte angeboten, die Kinder aus der Nachbarschaft zur Vorlesestunde zu bringen, die jedes Jahr nach dem Dickens-Umzug in der Bücherei stattfand. Die Bibliothekarin las Charles Dickens’ Weihnachtsmärchen vor und verteilte Erfrischungen. Die Kinder saßen auf Kinderstühlen im Kreis um sie herum. Sarah erinnerte sich daran, wie Travis beim Überqueren der Straße ihre Hand genommen hatte und dass sie sich vorgekommen war, als wäre sie etwas ganz Besonderes.
    Später hatte sie Gram gefragt, warum Travis mit den kleinen Kindern zur Vorlesestunde gegangen war.
    »Seine Mutter ist sehr krank«, hatte ihre Großmutter erklärt. »Er muss ab und zu einfach mal raus, und wenn er auch nur kleine Kinder in die Bücherei begleitet.«
    Ihr fiel ein, dass sie Mitleid mit ihm empfunden hatte. Ein oder zwei Jahre danach war seine Mutter gestorben. Er hatte sie früh verloren, und jetzt hatte er eine Tochter, die schon seit langer Zeit krank war. Wie schwer das für ihn sein musste! Doch Jazzy hatte relativ gesund gewirkt. Sie war stark genug gewesen, um an der Parade teilzunehmen und die Vorlesestunde zu besuchen. Das war gut.
    »Ich weiß zwar nicht, wie Jazzy normalerweise ausschaut«, sagte Sarah zu Travis, »aber sie kam mir heute Abend recht munter vor.«
    »Das stimmt.« Die Erleichterung in seiner Stimme war spürbar. »Sie nimmt gerade ein neues Medikament, und es scheint zu wirken.« Er kreuzte die Finger und lächelte hoffnungsvoll, dann setzte er Sarah kurz über Jazzys Zustand und die augenblickliche Behandlungsmethode ins Bild, und was mit glühenden Blicken und einem noch glühenderen Kuss begonnen hatte, endete mit teilnahmsvollem Nicken und verständnisvollem Gemurmel.
    »Ich muss jetzt wirklich los«, sagte Travis schließlich und tippte auf seine Uhr. »Einen schönen Abend noch, Sarah.«
    Und dann war er verschwunden. Sie starrte ihm hinterher und fragte sich, was zum Teufel da zwischen ihnen vor sich ging.
    Am Morgen nach seinem Tanz mit Sarah im Horny Toad, nach ihrem Kuss unter dem Mistelzweig, wachte Travis auf und musste gleich wieder an sie denken. Er wusste nicht, warum er sie geküsst hatte. Ganz sicher hatte er das nicht mit Vorsatz getan, doch seit sie zu Jazzy und ihm auf den Umzugswagen geklettert war, wollte er nur noch diese vollen Lippen küssen.
    Die Sache beschäftigte ihn, denn in den letzten vier Jahren hatten seine Gedanken einzig und allein seiner

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