Traumhaft verliebt - Roman
Locken sein markantes Gesicht weicher machten. Seine grauen Augen, mit denen er einem direkt in die Seele zu blicken schien, waren das Auffälligste an ihm. Er schüttelte den Leuten die Hände, klopfte Männern auf die Schultern, neigte den Kopf, um den Frauen etwas ins Ohr zu flüstern, die über seine Worte lachten. Jede Einzelne von ihnen.
Der Kerl war ein Charmeur. Immer schon gewesen.
Beunruhigt stellte sie fest, dass ihr Atem schneller ging. Gereizt trank sie ihren Cocktail aus und stellte das leere Glas auf die Bar, obschon sie ihren Unmut nicht erklären konnte und ihn sich am liebsten gar nicht eingestanden hätte.
»Möchten Sie noch einen?«, fragte der Barkeeper.
Sie fühlte sich bereits ein wenig beschwipst. »Nein, danke.«
Sarah drehte sich um und suchte nach einem anderen Fluchtweg. Wenn sie die Eingangstür nahm, würde sie geradewegs Travis in die Arme laufen. Und wenn sie sich durch den Hinterausgang schlich, hätte sie ihm gegenüber klein beigegeben. Sarah hob den Kopf, schaute erneut in Richtung Eingangstür und wumm!
Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen funkelten verschmitzt, als wollten sie ihr ein unanständiges Angebot unterbreiten. Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem unverschämten Grinsen, und seine Augenbrauen schossen in die Höhe, als er sie gemächlich von oben bis unten musterte. Sie spürte, wie ihr heiß wurde.
Ach, verdammt, er kam zu ihr rüber.
Sarah holte tief Luft und wappnete sich gegen den Ansturm von Sinnlichkeit, der sich Travis Walker nannte. Sie nahm jeden einzelnen lässigen Schritt, den er machte, in sich auf, angezogen von der magnetischen Aura, die aus seinen Poren strömte. Ihr Puls hämmerte, unruhig, nervös.
Wie sie es hasste, derart außer Kontrolle zu geraten!
Sie tat so, als habe sie plötzlich großen Hunger, schoss zu den Büfett-Billardtischen, schnappte sich einen roten Plastikteller und umkreiste die festlichen Speisen. Wenn sie ihn nicht ansah, würde er sich vielleicht verziehen.
Die Schokotoffeeplätzchen sahen verlockend aus. Sie hatte schon vor langer Zeit damit aufgehört, Essen in sich hineinzustopfen, um sich damit zu trösten, was jedoch keineswegs bedeutete, dass sie nicht immer noch den Drang verspürte, ihre Gefühle zusammen mit einem verführerischen Dessert herunterzuschlucken.
Sie betrachtete eingehend die Vielfalt an Gerichten, doch aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass er ihr zum Büfett folgte. Mist! Sie starrte auf die Plätzchen – schokoladig, karamellig, köstlich und knusprig mit gerösteten Pekannüssen.
Als sie Schritte hinter sich hörte, schloss sie die Augen. Hau ab!
»Ich glaube«, sagte Travis und blieb so dicht neben ihr stehen, dass sie seinen betörenden Duft riechen konnte, »ich glaube, wir sind in eine Falle gelockt worden.«
Das hatte sie nicht erwartet. Sie drehte sich um und riss ihren Blick von den Schokotoffeeplätzchen los, die ihr zuflüsterten: Komm schon, Sarah, iss uns, du willst uns doch so gern verspeisen! Was war nur los mit ihr, dass sie seit ihrer Rückkehr nach Twilight ihre WeightWatchers-Diät aus dem Fenster schmeißen und wie eine Kuh in einem Kornfeld weiden wollte?
»Wie meinst du das?«, fragte sie.
Seine Augen glitzerten im Schein der farbigen Weihnachtsbeleuchtung, die rund um die Tanzfläche aufgehängt war. »Es hat sich keiner die Mühe gemacht, mir zu sagen, dass Sadie Cool, die Lieblingsautorin meiner Tochter, in Wirklichkeit die erwachsen gewordene Sarah Collier ist.«
»Hätte das einen Unterschied gemacht?«
»Nein«, sagte er. »Aber genauso wenig hat dir jemand gesteckt, dass Jazzy meine Tochter ist.«
»Warum sollte man mir das auch sagen? Das ist doch vollkommen egal«, sagte Sarah und tat immer noch so, als hätte sie ihren Auftritt auf Travis’ Hochzeit aus dem Gedächtnis verbannt. Im Zweifelsfalle sollte man leugnen, leugnen, leugnen.
»Wärst du auch nach Twilight gekommen, wenn du von Jazzy und mir gewusst hättest?«
»Wahrscheinlich nicht«, gab sie zu. Um ehrlich zu sein: Wenn man ihr gesagt hätte, dass Travis Jazzys Vater war, hätte sie eher einen Spaceshuttle zu einer Raumstation bestiegen, als hierher zurückzukehren. »Und ich wäre auch nicht gekommen, wenn es nur um einen Plätzchentausch und eine Signierstunde gegangen wäre. Es war Jazzys Brief, der mich dazu bewegt hat.«
»Diese lästigen Kupplerinnen haben doch irgendwas vor. Warum sind sie sonst nicht mit der Sprache rausgerückt?« Travis nickte in Richtung der
Weitere Kostenlose Bücher