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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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war zu kurz, um den Dingen ihren Lauf zu lassen, zu sehen, ob sich mehr daraus entwickelte.
    Außerdem wusste er nicht so recht, wie er mit der starken sexuellen Anziehungskraft umgehen sollte, die sie auf ihn ausübte. Vor allem nicht, wenn man bedachte, was dem vorangegangen war. Damals hatte sie sich in ihn verliebt, doch er war zu alt für sie gewesen. Jetzt hatte er sich in sie verknallt, doch mittlerweile war sie eine Großstädterin, die viel zu cool war für einen einfachen Jungen vom Lande wie ihn.
    Wieder holte er tief Luft, füllte seine Atemwege mit dem Duft des Sees und der Erinnerung an sie – geheimnisvolle Anmut, gepaart mit weiblicher Verführung. Allein der Gedanke an sie löste ein heißes, elektrisierendes Kribbeln von Kopf bis Fuß in ihm aus. Er rief sich ins Gedächtnis, was auf dem Spiel stand – er durfte seine Begierde nicht die Oberhand über seine Vernunft gewinnen lassen. Das war ihm schon einmal passiert. Überstürzte Lust konnte eine Menge Probleme verursachen.
    Der Wind frischte auf, fegte übers Wasser und schickte ein ganzes Bataillon von weiß schäumenden Wellen ans Ufer. Es hatte eine Sturmwarnung für die örtlichen Seen und Wasserwege gegeben, sodass Travis nicht damit rechnete, irgendwelchen anderen Booten zu begegnen, als er sein Jagdaufseherboot durch die kabbeligen Wellen heimwärts lenkte. Seit er am See wohnte, nahm er das Boot mit nach Hause, wo er es an seinem privaten Anlegesteg befestigte.
    Es gehörte zu seinem Job, bei schlechtem Wetter rauszufahren und nach Leuten Ausschau zu halten, die nicht umsichtig genug gewesen waren, den Wetterbericht zurate zu ziehen, bevor sie aufs Wasser hinausfuhren. Die Fischer in der Gegend kannten sich aus, aber es gab immer ein, zwei Touristen, die sich nichts sagen ließen.
    Heute war er mehrere Stunden draußen gewesen, ohne eine Menschenseele zu Gesicht zu bekommen.
    Wieder dachte er an Sarah, daran, wie er sie das erste Mal zum Angeln mitgenommen hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Er hatte es getan, um seiner Nachbarin Mia Martin einen Gefallen zu erweisen, die sich um ihn gekümmert hatte, nachdem seine eigene Mutter gestorben war, und auch, weil er Sarah mochte.
    Sie war ein stilles, aber neugieriges Kind gewesen. Die Fragen, die sie stellte, waren klug und wohlüberlegt, zum Beispiel, warum Fische in kühlerem Wasser besser anbissen als bei Sommerhitze. Oder warum Sonnenbarsche tiefe, dicht bewachsene Stellen bevorzugten, während Welse trübes, flaches Wasser mochten. Wenn sie weiter mit ihm zum Angeln an den See gekommen wäre, hätte er noch einen richtigen Profi aus ihr gemacht. Sie hatte das Angeln fast ebenso geliebt wie er.
    Der kalte Wind blies jetzt in Böen, zauste sein Haar und schnitt ihm in die Ohren. Er schloss den oberen Mantelknopf und fuhr schneller. Wie er sich darauf freute, nach Hause zu kommen und sich über den großen Eintopf herzumachen, der seit dem Morgen im Schongarer vor sich hin köchelte. Er liebte es, wenn das Haus nach Schulterbraten und deftigem Wurzelgemüse duftete. Er würde Jazzy von der Kinderfrau abholen, die nach der Schule auf sie aufpasste, bis er von der Arbeit kam.
    Ach nein, Jazzy blieb über Nacht bei ihrer besten Freundin Andi. Obwohl er ein etwas ungutes Gefühl deswegen verspürte. Sie hatte die Nacht noch nie woanders verbracht außer bei seiner Tante Raylene. Der Gedanke, dass sie nicht bei ihm war, sollte sich ihr Gesundheitszustand plötzlich verschlechtern, gefiel ihm nicht, aber da sie seit fast zwei Monaten keinen Asthmaanfall mehr gehabt hatte, hatte er schließlich nachgegeben. Es fiel ihm schwer sie loszulassen, aber er wusste, dass sie ihren Horizont erweitern musste. Sie wirkte ohnehin sehr jung für ihr Alter.
    Die Sonne war fast untergegangen, als er den mittleren Teil des Sees erreichte. Er war nur noch ein paar Minuten von zu Hause entfernt, und er richtete seinen Blick auf vertraute Orientierungspunkte wie den alten, abgestorbenen Baum, der dort drüben aus dem Wasser ragte. In der Ferne war das Knirschen der Maschinen im etwa eine Meile nördlich des Sees gelegenen Steinbruch zu vernehmen; Fledermäuse flatterten aus ihren unterirdischen Höhlen ins Abendlicht. Sein Magen knurrte voller Vorfreude auf den Eintopf. Er war so beschäftigt mit der schlichten Verheißung des bevorstehenden Tagesendes, dass er beinahe vergessen hätte, einen letzten Blick auf den See zu werfen, doch ein Kribbeln im Nacken ließ ihn den Kopf nach rechts drehen.
    Zunächst sah

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