Traumhaft verliebt - Roman
er nichts außer Wasser und Himmel, die sich zu einem tiefen, majestätischen Blau vermischten, doch dann vernahm er den leisen Klang einer menschlichen Stimme, die in der zunehmenden Dämmerung um Hilfe rief. Die Haare auf seinen Armen stellten sich auf.
Er bremste das Boot ab, neigte den Kopf und blickte suchend übers Wasser. Dort, ein paar hundert Meter entfernt, entdeckte er sie. Eine Frau, die auf etwas kauerte, das aussah wie ein sinkendes Tretboot. Der Rumpf war schon fast komplett unter Wasser. Binnen Minuten, vielleicht Sekunden wäre es ganz untergegangen und die Frau mit ihm.
Aufgeregt riss er sein Boot herum und hielt direkt auf sie zu. Jetzt, da er sie entdeckt hatte, würde ihr nichts ernstlich Schlimmes zustoßen, mal abgesehen davon, dass sie nass werden würde. Doch er wollte gar nicht dran denken, was passiert wäre, hätte er nicht aus irgendeinem unerfindlichen Grund nach rechts geblickt.
Die Frau sah ihn und begann zu winken.
Als er näher kam, erkannte er das sinkende Tretboot als eins der sechs Boote des Merry Cherub, und als er sah, dass die Frau darauf lange, karamellfarbene Haare hatte, die zu einem Zopf geflochten waren, bekam er einen trockenen Mund.
Sarah?
Konnte das sein? Was um alles in der Welt hatte sie mitten im Dezember bei Anbruch der Dunkelheit in einem Tretboot auf dem See zu suchen?
Er war verärgert und gleichzeitig besorgt. Hatte sie die Sturmwarnung nicht gehört? Warum hatte Jenny sie nicht gewarnt? Sarah lebte in Manhattan. Dennoch: Sie war in ihrer Kindheit oft in Twilight gewesen, und sie hätte es besser wissen müssen.
Als er nur noch ein paar Meter von ihr entfernt war, stellte er den Motor ab, damit seine Heckwelle dem Tretboot nicht den Rest gab, und griff nach der Rettungsweste. Sie stand jetzt auf der Rückbank und versuchte, die Balance zu halten, das Wasser schwappte um ihre Knöchel. Er entschied sich gegen die Schwimmweste, da er hoffte, sie trocken in sein Boot zu bekommen, und griff stattdessen nach einem auf dem Boden liegenden Ruder.
»Sachte! Sachte!«, rief er. »Ich werde versuchen, so dicht zu dir zu rudern, dass du direkt in mein Boot steigen kannst.«
Sie nickte gefasst.
Wie zum Teufel konnte sie so ruhig bleiben, während sein Puls wie verrückt hämmerte, obwohl er jede Menge Erfahrung im Umgang mit Booten hatte? Vielleicht war sie sich der Gefahr, in die sie sich gebracht hatte, nicht voll bewusst. Am liebsten hätte er ihr zugebrüllt: Was zur Hölle hast du dir denn dabei gedacht? ,doch als er die stille Furcht in ihren Augen sah, wusste er, was sie durchgemacht hatte. Gott sei Dank hatte sie keinen Schaden genommen. Sein Magen zog sich zusammen, als er daran dachte, was für einen Ausgang diese Situation hätte nehmen können.
Als er nah genug an sie herangekommen war, warf er das Ruder zurück ins Boot und streckte die Hand nach ihr aus.
Zentimeter um Zentimeter bewegte sie sich auf ihn zu, doch das Tretboot sank rasch immer tiefer. Erschrocken riss sie die Augen auf und streckte die Arme seitlich aus, um das Gleichgewicht zu halten. Mittlerweile stand ihr das Wasser bis zu den Waden.
»Komm, es ist ganz leicht.«
Sie zögerte, holte tief Luft und machte einen weiteren Schritt. Das Tretboot gab ein gurgelndes Geräusch von sich und ging endgültig unter. Wenn sie sich jetzt nicht in Bewegung setzte, würde sie von dem Strudel unter Wasser gezogen werden.
»Spring!«, befahl Travis. Sie zögerte. Er sah ihr in die Augen und untermauerte seine Worte mit einem durchdringenden, festen Blick. Komm schon, Liebes, du schaffst das. »Spring!«
Und Sarah sprang.
Er fing sie auf und hob sie ins Boot, während der See das Tretboot in eine wässrige Umarmung zog und verschluckte.
Die Wucht ihres Sprungs brachte ihn aus dem Gleichgewicht, sodass sie beide auf dem Boden seines Boots landeten. Das nasse Ruder drückte sich in seinen Rücken, und Sarah lag heftig atmend auf ihm.
Sie blickten einander tief in die Augen.
Sein Herz hämmerte. Seine Gedanken rasten. Jede Stelle seines Körpers, an der sie ihn berührte, war quicklebendig. So nah war er seit Ewigkeiten keiner Frau mehr gekommen.
Und in diesem Augenblick wusste Travis Walker, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.
»Ich hab dich, Liebes, du bist in Sicherheit«, murmelte Travis.
Liebes .Er hatte sie Liebes genannt. So viel hatte sie trotz ihres blanken Entsetzens mitbekommen.
»Travis«, flüsterte sie, immer noch unfähig zu glauben, dass er da war, dass er sie
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