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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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drehte die Kröte sich nicht um, sondern sagte bloß: »Willkommen, Traumjäger. Setz dich zu mir und erzähl was.«
    Verwundert kam Fritti herbei und ließ sich an einer seichten Stelle des sumpfigen Uferrandes auf einer Unterlage aus abgeknickten Halmen nieder. Es scheint, dass jeder meinen Namen kennt und weiß, was ich vorhabe, dachte er. »Ich habe dein Lied gehört«, sagte er. »Woher weißt du meinen Namen? Wer bist du?«
    »Mutter Rhebus bin ich. Mein Volk ist alt. Ich bin die Älteste.« Während sie sprach, plinkte sie mit ihren großen Augen. »Hier im Marschland kennen wir
Jugurum
alles. Blut und Wasser, Stein und Bein. Meine Großmutter saß an diesem Teich und aß Fliegen, als Hunde flogen und Katzen schwammen.«
    Ohne ihren Ausdruck oder ihre Hockstellung zu ändern, stieß Mutter Rhebus – als wollte sie es ihrer Urahnin nachmachen – ihre lange, graue Zunge hervor und schnappte sich – flutsch! – eine Stechmücke. Schluckend sprach sie weiter.
    »Patschpfote, ich habe dich vor fünf Sonnen in der Marsch gehört.Die albernen Seemöwen haben gemeldet, dass du durch die Schlammfelder gestapft bist. Flöhe und Fliegen werden mir melden, wenn du weitergegangen bist. Nichts, was sich in den
Burum-gurgun
rührt, entgeht der Aufmerksamkeit der alten Mutter Rhebus.«
    Fritti starrte auf die riesige Kröte. Silbriges Augen-Licht fleckte ihren warzigen Rücken.
    »Was war das für ein Lied, das du gesungen hast?«, fragte er. Mutter Rhebus lachte quakend. Mit gestreckten Beinen hob sie ihren Leib. Nachdem sie Fritti einen Blick von der Seite zugeworfen hatte, ließ sie sich wieder schwerfällig nieder. »Ach«, sagte sie. »Ein Lied der Kraft war das. Nach den Tagen des Feuers benutzten die
Jugurum
solche kräftigen Lieder, um den Ozean in seinen Tiefen zu halten und den Himmel sicher in der Höhe. Trotzdem, mein Lied war nur ein kleines und nicht so ehrgeizig. Es sollte dir bloß auf deiner Reise Glück bringen.«
    »Mir?«, fragte Fritti. »Warum mir? Was habe ich je für dich getan?«
    »Weniger als nichts, meine pelzige Kaulquappe!«, grunzte die Kröte vergnügt. »Ich hab es aus Gefälligkeit für jemand anderen getan, dem ich etwas schuldig war – er ist sogar noch älter als Mutter Rhebus. Er, der mich bat, dir zu helfen, ging schon über die Erde, als Jargum der Große, Spross meines Volkes, durch die Marschen der älteren Welt hüpfte – jedenfalls habe ich es so gehört. Einen mächtigen Beschützer hast du, kleine Katze.«
    Traumjäger glaubte die Bedeutung ihrer Worte erraten zu können. Also war er immer noch unter der Hut des schützenden Schattens. Dieser Gedanke raubte dem Wind die Kälte, mit der dieser jetzt über das Salzmeer blies.
    »Aber glaube nicht«, fuhr Mutter Rhebus fort, »dass du deinen Verpflichtungen völlig entgehen kannst. Dein Beschützer hat mir erzählt, dass du bei den großen Ereignissen im Nordwesten eine Rolle gespielt hast. Stimmt das?«
    Fritti bejahte.
    »Gut, dann sollst du mir deine Geschichte erzählen, denn die unzuverlässigen Möwen haben mir nur Schnipsel und Scherben gebracht. Ich kann
Burum-gurgun
, die Marsch in der Mitte der Welt, nicht in der rechten Art und Weise verwalten, wenn ich nicht über die laufenden Ereignisse in der übrigen Welt ständig unterrichtet werde.«
    Die Marsch in der Mitte der Welt. Fritti musste bei sich selbst lächeln und begann seine lange Geschichte …
    Die Stunde der Tiefsten Stille war fast erreicht, als er fertig war. Mutter Rhebus hatte sich während der ganzen Zeit nicht gerührt, und ihre Glotzaugen hatten ihn genau beobachtet. Am Ende seiner Geschichte plinkte sie mehrmals und saß dann schweigend da, während ihr Hals sich blähte und zusammensank.
    »Beim Sumpf!«, sagte sie schließlich. »Es hört sich so an, als habe es in den Teichen des Katzen-Volkes viele mächtige Platscher gegeben.«
    Sie hielt inne, um sich ein niedrig fliegendes Insekt aus der Nachtluft zu pflücken.
    »Kaltherz war eine Macht, eine große Macht, und sein Fall wird viele Wellen werfen. Nun verstehe ich, warum deine Seele verwirrt ist, kleiner Pelzrücken.«
    »Verwirrt? Warum sagst du das?«
    »Warum?« Mutter Rhebus kicherte. »Weil ich es weiß. Ich habe dich beobachtet, als du den Wasserschatten gesehen hast. Ich habe dir zugehört, als du die halbe Nacht gesungen hast. Dein Herz ist verwirrt und unruhig.«
    »Tatsächlich?« Fritti war nicht sicher, ob ihm diese Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte, zusagte.
    »O ja, meine

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