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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wie eine Haut – er spürte es so deutlich, als stände das gepeinigte Wesen unmittelbar neben ihm. Er erinnerte sich an die Katze aus seinem Traum, die auf ewig durch die Finsternis kreiste, kalte Verzweiflung verbreitend. War dies das gleiche Gefühl?
    Gerade als er über seinen Alptraum im Rausch der Katzenminze nachdachte, war das Gefühl verschwunden. Das Summen wurde wieder zu einem leisen Pochen, und die Wildnis ringsum war leer. Fritti spürte, ohne zu wissen, warum, dass der Beobachter verschwunden war. Als er die anderen weckte, hörten sie sich verschlafen seine wirre Geschichte an, doch nachdem ein wenig Zeit vergangen war, wurde klar, dass die Erscheinung, welcher Art sie auch immer gewesen war, in dieser Nacht nicht zurückkehren würde. Danach schliefen sie unruhig.
     
    Nachdem sie im Sonnenlicht des folgenden Tages kurze Zeit gewandert waren, erblickten sie den Hügel.
    Sie stiegen von einer felsigen Ebene in ein weites, flaches Tal hinunter. Es streckte sich vor ihnen aus bis zu den Ausläufern einer Kette großer Berge, die so weit entfernt waren, dass sie vor dem Himmel nur als zarte Schatten erschienen. Es hatte wieder zu schneien begonnen, und während der Schnee in Flocken herabtänzelte, um auf ihren Fellen zu landen und kleben zu bleiben, blickten sie über den zerklüfteten, grauen Talgrund zu dem pilzförmigen Buckel in seiner Mitte hinüber. Der Hügel, niedrig undmassig, stieß aus der kalten Erde hervor wie der Panzer eines riesigen grau-braunen Käfers.
    Als sie über den niedrigen Saum des Tales traten, spürten die Reisenden, wie das Gefühl der Lähmung plötzlich zunahm. Fritti fuhr mit gesträubten Nackenhaaren zurück, und Dachschatten und Raschkralle schüttelten ihre Köpfe, als treffe sie ein unangenehmes Geräusch.
    »Das ist es!«, zischte Traumjäger von Panik ergriffen und nach Luft schnappend.
    »Das ist es«, bestätigte Dachschatten. »Wir haben die Quelle vieler Rätsel gefunden.«
    Raschkralle hatte sich einige Schritte zurückgezogen und kauerte nun mit weit offenen Augen und am ganzen Leibe zitternd am Boden. »Es ist ein Nest«, sagte er leise. »Es ist ein Nest, und die Wesen, die darin sind, werden uns stechen und stechen!« Er begann gedämpft zu greinen. Dachschatten, selbst ein wenig unsicher auf den Beinen, ging zu ihm und leckte ihn tröstend hinter dem Ohr. Mit einem fragenden Blick sah sie vom Kätzchen auf.
    »Was machen wir jetzt, Traumjäger?«, fragte sie.
    Fritti schüttelte hilflos den Kopf. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Niemals habe ich … so etwas … erwartet. Es … es macht mir Angst.« Er blickte auf den riesigen schweigenden Hügel hinunter und schauderte.
    »Mir auch, Traumjäger«, erwiderte Dachschatten, und die Art, wie sie das sagte, ließ Traumjäger herumfahren. Sie erwiderte seinen Blick, und der Hauch eines Lächelns zog über ihr Gesicht, und ihre Barthaare zuckten unmerklich. Aber noch etwas anderes war mit einem Mal zwischen ihnen. Fritti wurde verlegen und trottete zu Raschkralle.
    »Es ist alles in Ordnung, kleiner Freund«, sagte er und rubbelte Raschkralles Nase. Die kleine Katze roch nach entsetzlicher Furcht, ihr Körper zitterte, und ihr buschiger Schwanz war zwischenden Beinen eingerollt. »Es ist alles in Ordnung, Raschkralle, wir werden nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.« Doch Fritti nahm seine eigenen Worte kaum wahr – wieder starrte er über das Tal zum Hügel hinüber.
    »Alsdann«, sagte Dachschatten energisch, »was auch immer wir tun
wollen
– jetzt müssen wir weiter. Der Wind wird stärker, und wir sind vollkommen schutzlos. Nicht nur, was das Wetter angeht.«
    Fritti sah ein, dass sie recht hatte. Auf diesem Fleck waren sie so entblößt und ungeschützt wie ein Käfer auf einem flachen Stein. Er nickte zustimmend, und mit gutem Zureden brachten sie ihren jungen Kameraden auf die Beine.
    »Nun komm weiter, Raschkralle, lass uns einen besseren Platz suchen, wo wir uns eine Weile ausruhen können. Und dann wollen wir ein bisschen nachdenken.«
    Auch Dachschatten kam herbei, um dem Kätzchen Vertrauen einzuflößen. »Wir gehen nicht näher ran, Raschkralle … nicht jetzt. Ich will auf keinen Fall die Stunden der Dämmerung in nächster Nähe von diesem
Os
-Hügel verbringen.« Auf diese Weise überredet, setzte das Kätzchen sich in Bewegung und ging still zwischen ihnen, als sie einen langen Marsch begannen, um das Tal an seinem Rand zu umrunden.
     
    Sich immer am Rande des Tals haltend und

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