Traumkristalle
gefährlichsten sind, sondern weil sie sich in vielen Dingen den Ameisen wirklich auffallend nähern. Sie bauen Nester, haben eine äußere schützende Federhülle, besitzen Flügel und legen sogar Eier. In dieser Hinsicht steht der Mensch weit hinter ihnen zurück, mit Ausnahme des Nesterbaues. Es scheint kein Zweifel, daß die Menschen sogar gleich uns gemeinsame Stöcke anlegen, welche zwar nicht geräumig genug sind, um einen ganzen Staat zu umfassen, aber doch immerhin für ein so großes Tier eine nennenswerte Leistung darstellen. Danach müßte man annehmen, daß sich die Menschen einigermaßen untereinander verständigen können; unzureichend genug mag das sein, da ihre Fühler so grob organisiert sind! Eine Beobachtung, die ich früher einmal selbst gemacht habe, scheint dafür zu sprechen. Ich sah einen noch nicht ganz erwachsenen Menschen im benachbarten Felde auf einem Apfelbaum sitzen und fressen. Ein größerer schlich sich heran, hob den einen Fühler in die Höhe und ergriff jenen am Beine, so daß er herabfiel. Es schien mir dabei, als wenn der andere Fühler noch einen dünneren Fortsatz hätte, der sich in schwingender Bewegung befand. Beide Menschen betasteten sich hierauf lebhaft mit ihren Fühlern, worauf der kleinere plötzlich in großer Eile davonlief. Was mögen sie sich wohl zu sagen gehabt haben? Ob sie eine Sprache besitzen, oder ob alles nur auf Nachahmung beruht? Vielleicht hatte der kleinere Mensch schon in früheren Fällen die Erfahrung gemacht, daß das Davonlaufen mit irgend einem Vorteile verbunden sei. Oder sollte es sich um einen ererbten Instinkt handeln? Ich bin neugierig, was Ssrr über diese Frage sagen wird. Vorläufig bin ich erst bei der Beschreibung des menschlichen Organismus.
Larvensonne 5.
Wie weise hat doch die Erde selbst für ihre plumpsten Geschöpfe gesorgt! Auch beim Menschen ist der edelste und ameisenähnlichste Teil, das Gehirn, von einem schützenden Knochengerüst umgeben, während im übrigen Körper die festen Stützen im Innern liegen. Um wieviel höher steht somit die Organisation der Insekten, bei welchen der ganze Körper von der festen Chitinhülle umschirmt ist! Die Zoologen, welche nur den Körperbau in Betracht ziehen, wollen wirklich die Ameise zu den Tieren rechnen und ihr nur die höchste Entwickelungsstufe zusprechen. Aber ich lasse mir die Überzeugung von der ewigen Bestimmung des Ameisengeschlechts nicht rauben!
Ameise und Mensch sollen beide vom Regenwurm abstammen! Blödsinn!
Larvensonne 9.
Ob wohl die Menschen auch zu irgend etwas nutze sind? Sollte die unendliche Uremse bei der Schöpfung nicht auch ihnen eine Stelle im Weltall eingeräumt haben? Es scheint, daß sie wesentlich zur Vertilgung der so schädlichen Vögel beitragen. Und wenn sie auch keinen weiteren Zweck hätten, als uns zum Gegenstand wissenschaftlicher Studien zu dienen, so würden sie schon darum nicht überflüssig in der Welt sein. Sicherlich besitzen sie Gefühl und freuen sich ihres Daseins so gut wie wir, obwohl ihnen die höheren Ideale des Gemeinsinns sowie der Puppen- und Larvenpflege abgehen, und ihnen selbstverständlich das „Unbewußtsein der unvermeidlichen Handlungsweise“ fehlt. Ich kann mich daher mit der Ansicht nicht befreunden, daß man eine Expedition zur Erforschung des Menschengehirns absende. Ssrr verlangt, man solle eine Kolonie im Schädel eines lebenden Menschen anlegen, um die geistigen Fähigkeiten desselben zu ergründen. Aber mir scheint darin eine gewisse Grausamkeit zu liegen. Wie leicht könnte der betreffende Mensch darunter leiden. Es ist freilich nur ein Mensch, und sein Wohlergehen darf gegenüber dem Fortschritt der ameisenlichen Erkenntnis nicht in Frage kommen----Während ich diese Aufzeichnungen meinem Keulenkäferchen übertaste, wendet es das Köpfchen und streichelt mich mit seinen Fühlern. Gewiß will es zeigen, daß es auch Luft und Schmerz empfindet wie unsereins. Es ist allerdings ein Insekt und steht uns näher als der Mensch, aber trotzdem sage ich: Auch der Mensch ist ein Lebewesen, auch er hat ein Recht auf unsere Schonung!
Wer weiß, ob uns das Klima des Menschengehirns zusagen würde? Unsere Mitbürger sollen sich derartigen Gefahren nicht aussetzen; mögen die Rotameisen ihre Abenteuerpolitik allein treiben!
Arbeitersonne 8.
Ärgernis mit den Sklaven. Sie haben die Zuckerkühe schlecht gemolken. Nr. 18 und 24 haben fünf Lasten Saft allein aufgegessen; wurden gründlich abgezwackt!
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