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Traumkristalle

Traumkristalle

Titel: Traumkristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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größten Mittel des Teufels.“
    „Da ist der Teufel andrer Meinung. Wissen Sie, was er weiter zu mir sagte? Ich brachte ihn nämlich auf seine sogenannten kleinen Mittel, weil ich inzwischen über meinen Plan nachdenken wollte. Und da sagte er unter andrem, jetzt betreibe er mit Vorliebe die Verbreitung der Abstinenz .“
    „Was? Wie?“
    „Ja. Der Alkoholgenuß nämlich, so sagte der Teufel, ist einer meiner größten Feinde. Ohne den wäre die Menschheit wohl längst ausgestorben. Es ist freilich richtig, durch den Mißbrauch des Alkohols, den sogenannten Suff , werden ja viele Menschen und ganze Generationen ruiniert, aber das nützt mir nicht viel. Das sind nämlich immer haltlose Menschen ohne Willensstärke. Insofern wirkt also der Suff als eine moralische Auslese ; durch ihn werden gerade die charakterlosen Menschen vernichtet und an der Weiterverbreitung verhindert, während die sittlich starken übrig bleiben. Der Suff verbessert die Rasse. Das ist mir natürlich fatal. Die Abstinenz als Gewohnheit bewirkt nun, daß die Willensschwachen und Schwächlichen sich erhalten, und verschlechtert somit die Menschheit; denn sie ändert ja nicht den Charakter der Menschen, sondern beseitigt nur ein Sympton ihrer Schwäche.“
    „Aber, aber –“
    „Ich teile ja nur mit, was der Teufel sagte. Übrigens“, fuhr er fort, „ist die Beseitigung des sogenannten Suffs nur Nebensache. Was mich an der Abstinenz freut, ist daß sie der Menschheit das unentbehrlichste Vorbeugungs- und Anregungsmittel entzieht. Lassen Sie nur ein paar Generationen keinen Alkohol mehr genießen, so stirbt in den folgenden das ganze Volk an Darmkrankheiten und Nerventrägheit aus. Absolute Abstinenz fördere ich daher mit Vorliebe.“
    „Oh, oh, Herr Professor“, seufzte der sanfte Jüngling.
    „Sehr richtig!“ rief der starke Herr.
    Die blaue Dame bat um ein Glas Glühwein.
    „Jetzt aber“, sagte die kleine Brösen, „kommen Sie nun endlich dazu, wie Sie den Teufel losgeworden sind.“
    „Gern“, begann der Professor wieder. „Wir redeten noch so allerlei, dazwischen fragte ich, wie man es denn mache, das Raum-Automobil anzuhalten.
    ,Haha!’ lachte der Teufel, ‚Sie denken wohl, das werde ich Ihnen sagen? Die Operation mit dem unendlichen Vektor? Nein, das kann ein endlicher Geist nie verstehen. Ich drücke nur so – so – Die Energie kommt nicht aus dem Unendlichfernen, sondern aus dem Unendlichkleinen!’
    ,Und da ist soviel darin?’
    ,Ja nun, natürlich. Da sind ja die unendlich vielen Unteratomwelten! Ich kann da Bewegungsenergie von beliebig hoher Intensität herausziehen –’
    ,Was? Wir könnten noch schneller fahren?’
    ,Freilich, mit tausend-, mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit.’
    ,Das glaube ich nicht.’
    ,Herr, ich muß bitten! – entschuldigen Sie! Aber doch keinesfalls mit zwanzigmillionenfacher Lichtgeschwindigkeit?’
    ,Ich werde es Ihnen gleich zeigen. Dann lassen Sie mich aber ein wenig in Ruhe, denn es fällt mir nicht ein, mich sämtliche hunderttausend Billionen Kilometer unsrer Reise hindurch zu unterhalten.’
    Der Teufel machte nun einige seltsame Manipulationen, wobei er mich mit der einen Hand festhielt. Als er mich wieder losließ, bemerkte ich, daß wir eine ganz unbeschreibliche Geschwindigkeit angenommen haben mußten. Die näheren Sterne zur Seite ließen wir rasch hinter uns. Wir fuhren in der Sekunde sechs Billionen Kilometer, das ist ein Weg, zu dem das Licht über ein halbes Jahr braucht. Gleich darauf legte sich der Teufel zurück und schlief sofort ein.“
    „Na, erlauben Sie mal“, sagte der starke Herr, als der Professor eine Pause machte, um sich eine neue Zigarre anzuzünden, „das von den kolossalen im Unendlichkleinen noch festgelegten Energiemengen will ich allenfalls glauben. Wir haben ja beim Radium gesehen, welcher Kraftvorrat noch in den Atomen ruht, und es ist jedenfalls denkbar, daß weit unter dem uns Zugänglichen noch unerschöpfliche gebundene Kräfte stecken. Denn das Unendliche geht so gut nach unten wie nach oben, für uns ist’s nur ein Fragezeichen, und der Teufel weiß wie man dazu kam. Aber daß eben dieser Teufel auch schlafen sollte wie unser einer, das sollen Sie mir nicht weismachen.“
    Der Professor brachte erst mit großer Sorgfalt seine Zigarre in Brand, dann schaute er den starken Herrn vergnüglich an und sprach:
    „Er schlief ja auch gar nicht. Ich dachte mir natürlich gleich, daß das bloß ein Kniff sei. Er hatte doch offenbar noch

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