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Traumkristalle

Traumkristalle

Titel: Traumkristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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–’
    ,Sagen Sie mir, bitte, können Sie Wunder tun?’
    Da ging eine seltsame Veränderung mit dem Teufel vor. Seine Züge verzerrten sich, er sah gar nicht mehr aus wie ich, er sah aus wie ein tief unglücklicher Mensch und doch wie ein gewaltiger Herr von furchtbarer Willensstärke, den eine Ohnmacht überrascht hat. Ich erschrak. Aber es dauerte nur einen Augenblick. Dann war er wieder der alte. Er runzelte die Stirn und fragte: ‚Was soll das heißen? Erschaffen kann ich nichts!’
    ,Ich meine’, erwiderte ich, ‚können Sie an der ursprünglichen Verteilung der Welt-Energie willkürliche Änderungen hervorrufen, so daß plötzlich für unsre Erkenntnis gänzlich unerwartete und unerklärliche Dinge auftreten?’
    Er lachte bitter. ‚Für euch Menschen unerklärlich? Das wäre was Rechtes! Wie weit könnt ihr denn sehen? Ihr seid endliche Geister und dem Unendlichen gegenüber seid ihr ohnmächtig. Ich aber kann hineingreifen ins Unendliche, wo noch zahllose Weltsysteme mit unendlichen Energieformen schweben, und kann aus ihnen hereinschieben in euren Milchstraßenraum, was ich brauche, daß euch die Haare zu Berge stehen.’
    ,Aha’, sagte ich, ‚so haben Sie also diese Bewegungsenergie mit der fabelhaften Intensität, die uns zehnfache Lichtgeschwindigkeit gibt, aus irgendeinem unendlich fernen Sternsysteme hierhergeschoben?’
    ,Ungefähr so, wenn auch nicht so einfach, wie Sie sich das denken. Nicht aus einem Systeme, wie dieses hier, sondern aus einem ganz andern Orte, von dem Sie keine Vorstellung haben können.’
    ,Nun also’, meinte ich, ‚da ist ja die Sache natürlich erklärt. Es fragt sich nur, warum Sie sich diese Mühe machen? Ich möchte mir erlauben zu bemerken, daß Sie da etwas sehr Törichtes getan haben.’
    Da fuhr der Teufel in die Höhe. Es sprühte jetzt tatsächlich Feuer aus seinen Augen, und ich bereute meine Worte.
    ,Elender Wurm’, brüllte er mich an, ‚wie kannst du es wagen, über die Handlungen unendlicher Geister zu urteilen. Zermalmen würde ich dich, wenn nicht – wenn nicht –’ und mit ruhiger Stimme sprach er weiter: ‚Wenn Sie nicht eigentlich ganz recht hätten, Herr Professor.’
    Und damit sank er wieder wie gebrochen zusammen.
    Bei diesem Umschlag ging meine Angst in stille Freude und Sicherheit über. Was konnte mir denn passieren, solange ich recht behielt? Ich glaubte es klar zu erkennen: So mächtig dieser Teufel war, eine Macht war über ihm, das war die Vernunft. Nur wenn ich ihm darin unterlag, mochte ich verloren sein. Aber was nutzte mir das alles, wenn es mir nicht gelang, wieder zur Erde zu entkommen, zu der ich gehörte? Ich wollte doch nicht hier durch Ewigkeiten im Räume reisen. Fragen durfte ich nicht mehr. Was tun?“
    „Oh, oh, oh!“ seufzte der sanfte Jüngling und nippte an seiner Zitronenlimonade.
    Der Professor fuhr fort: „,Sie sprachen da’, begann ich vorsichtig, ‚von den Handlungen unendlicher Geister. Das klingt gerade so, als wenn es mehrere dieser Art gäbe.’
    ,Es gibt nur zwei’, sagte der Teufel müde, ‚der eine bin ich, und von dem andern sprech’ ich nicht gern.’
    ,Hm! Der andre –’
    ,Schweigen Sie davon!’ unterbrach er mich unwirsch.
    ,Ich wollte nur sagen, der könnte doch auch ins Unendliche greifen und hier die wunderbarsten Dinge produzieren.’
    ,Nein!’ brüllte er jetzt wieder wütend. ‚Der tut’s eben nicht. Der hat es nicht nötig. Der ist ja doch die Weltvernunft selbst. Der hat die ganze Geschichte so schön eingerichtet, daß alles von selber läuft. Der macht keine Fehler, so braucht er keine Wunder, um sie zu korrigieren. Und das ist eben mein Unheil, das ist meine Tragödie!’
    ,Aha! da sind Sie ja auch erklärt, Herr Teufel! Die Macht haben Sie zwar, aber nicht die Vernunft!’
    ,Ein Elend ist’s, ein vermaledeites. Ich bin nur dazu (Ja, die Fehler in der Welt zu machen. Und auch das nützt mir nichts. Denn die Vernunft kuriert sie immer wieder aus. Das Unvernünftige bloß geht zugrunde. Und so mache ich mich eigentlich selbst tot.’
    ,Sie sind also sozusagen der chronische Selbstmord.’
    ,Ach was, das ist nicht so wörtlich zu nehmen. Ich habe ja das Unendliche zur Verfügung. Soviel Unvernünftiges auch weggeschafft wird, ich bringe immer neue Störungen hinein. Mit unsrer Fahrt z. B. habe ich eine ganz nette Konfusion in die Welt geworfen. Schon die Untersuchung morgen, wo Sie hingekommen sind –’
    ,Verzeihen Sie, das ist doch aber wirklich eine Kleinigkeit. Da gibt’s

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