Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
denn euer Plan?«
»Wir möchten mit deiner Unterstützung heimlich in die Festung gelangen und ihren Freund rausholen«, erläutert Wolf.
»Nein«, unterbricht Hailey ihn energisch. »Wenn dein Onkel nicht Bescheid wusste, weiß der Präsident vielleicht auch nichts über den Traumstoff. Ich möchte ihn dafür abfangen und, wenn er alleine ist, mit ihm darüber reden. Vielleicht hält er einfach starr an diesen Traditionen fest, weil es so Brauch ist und nicht, weil er von der großen Lüge weiß.«
»Aber er hat Caleb entführt«, erinnert Macy ihre beste Freundin.
»Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass es jemand aus der Festung war. Weshalb sollte der Präsident sich persönlich mit so etwas befassen? Theoretisch kommt also jeder dafür in Frage«, wirft Wolf ein.
»Ihr wollt also, dass ich euch zum Präsidenten bringe?«
»Wir bitten Sie darum«, korrigiert Hailey den verfressenen Mann.
»Bitte Onkel. Du bist unsere einzige Hoffnung.«
Zur Überraschung aller neigt Wolf den Kopf und sieht seinen Onkel flehend an.
»Na schön. Aber wenn jemand fragt, dann war ich es nicht. Und noch etwas: Falls ihr etwas verändern könnt, dann beharre ich auf freie Traumauswahl für mich.«
Ächzend erhebt er sich und steuert auf die Eingangshalle zu. »Wir nehmen meinen Wagen, damit sind wir unauffälliger unterwegs. Ihr Drei müsst euch irgendwie auf der Rückbank zusammenquetschen. Die hinteren Scheiben sind verspiegelt, somit sieht euch keiner. Unser Friedolin ist ein bekannter und gern gesehener Gast in der Festung, darum müssen wir uns also nicht kümmern.«
Zielsicher führt er sie durch das Haus. Nach jeder Tür ändert sich die Umgebung vollkommen. Ein Gang ist ganz weiß und steril, der Nächste mintgrün und mit dunklen Holzmöbeln vollgestellt. Eines der Zimmer ist komplett schwarz und wird nur von wenigen Fackeln erleuchtet. In einer Ecke steht ein weißer Sessel. Hailey möchte sich gar nicht vorstellen, welche Person solch einen merkwürdigen Geschmack hat und was in ihrem Kopf vorgehen muss.
Gleichzeitig fragt sie sich, wie Wolf seinen Raum gestalten würde. Vermutlich schlicht und ziemlich modern. Sie wirft ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Im hellen Licht des blauen Raumes, dessen weißes Mobiliar mit feinen Tischdeckchen verziert ist, kommen seine türkise Augenfarbe gut zur Geltung. Die haselnussfarbenen Haare glänzen leicht.
»Alles in Ordnung, Schönheit?«
Beschämt wendet sie sich ab.
»Flirten ist nicht gerade deine Stärke, was?«, schießt sie zurück.
»Eigentlich habe ich in der Frauenwelt sehr viel Erfolg.« Hailey brummt missmutig. »Nur bei den wirklich Interessanten blitze ich merkwürdigerweise ab.«
Darauf weiß sie nichts zu antworten.
»Sind wir bald da?«, fragt sie an Wolfs Onkel gerichtet. Dieser ist von der weiten Wegstrecke schon rot im Gesicht. Sein Atem geht unregelmäßig und stoßweise, Schweiß rinnt über seine Wangen.
»Normalerweise lasse ich mir das Auto an den Eingang fahren«, erklärt er. »Aber dann müsste ich den Fahrer mitnehmen und das wäre für unser Vorhaben nicht gerade förderlich. Leider liegt die Garage auf der Rückseite des Gebäudes.«
»Wie groß ist das Haus denn?«, fragt Jules interessiert.
»Im unteren Stockwerk befinden sich 12 Räume und 5 Gänge. Das obere nutze ich kaum, es gehört der Dienerschaft. Zumindest während ich den Vorsitz habe.«
Er reißt eine schwere Tür auf.
»Wir sind da«, verkündet er stolz.
Die Garage liegt im Halbdunkel, so dass Hailey die Wände nicht erkennen kann. Jules pfeift beeindruckt durch die Zähne und Hailey kann seine Reaktion verstehen: Auf den ersten Blick zählt sie zehn Autos, jedes einzelne so viel wert wie Eleonores Wohnung.
»Nett«, kommentiert Macy die eindrucksvolle Zurschaustellung. Wolf lacht leise.
»Dann steigt mal ein«, pfeift sein Onkel fröhlich und geht auf ein riesiges, himbeerfarbenes Modell zu, dessen Scheinwerfer wie auf Kommando aufleuchten.
Wolfs Onkel ist ein ziemlich schlechter Autofahrer. Würde nicht das Wächteremblem auf der Seite seines Wagens prangen, wäre er während der Fahrt mehrmals angehupt und beschimpft worden. So weichen ihm alle Verkehrsteilnehmer respektvoll aus. Schließlich fährt er in die Tiefgarage der Festung. Die Wächter an der Einfahrt erkennen ihn sofort und nicken ihm müde zu. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und die Stadt bereitet sich auf die Nacht vor.
Kommentarlos stellt er den Motor ab.
»Ich werde euch zum
Weitere Kostenlose Bücher