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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
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weil dein Vater das getan hätte. Ich wollte sehen, ob du ebenso empfindest wie ich.«
    Langsam begreift Hailey und ein warmes Gefühl breitet sich in ihr aus. Selbst ihre Fingerspitzen kribbeln.
    »Ich habe getan, was mein Vater getan hätte?«
    »Ja.«
    Merkwürdigerweise erfüllt sie dieser Gedanke mit etwas, das sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte: Stolz.
    Sie ist stolz darauf, im Sinne des Mannes gehandelt zu haben, der sich gegen eine Regierung aufgelehnt und den eigenen Tod in Kauf genommen hat, um seine Tochter zu retten.
    »Und warum genau wolltest du, dass ich dich nicht nur seinetwegen rette?«
    Ein schiefes Lächeln legt sich auf Calebs Lippen.
    »Das solltest du eigentlich wissen.«
    Schüchtern schlägt Hailey die Augen nieder und grinst vor sich hin.
    »Macy und Jules werden bald hier sein. Hast du einen Plan?«
    Caleb nickt.
    »Sobald die anderen hier sind, werde ich ihn verraten.«
    Als die Sonne an ihrem höchsten Punkt steht hört Hailey zaghafte Schritte auf den Stufen. Sofort schaltet ihr Körper auf Alarmbereitschaft um. Macy steckt ihren blonden Lockenkopf zur Tür herein und wedelt mit einer braunen Papiertüte.
    »Lecker Essen«, trällert sie.
    »Wo ist Jules?«
    »Danke Caleb, ich finde es auch sehr schön, dich zu sehen.«
    Macys sarkastischer Unterton entlockt Hailey ein Lächeln. Seit sie weiß, dass ihr Vater kein Feigling, sondern ein Held war, fühlt sie sich viel stärker. Fast, als hätte dieses Wissen eine verborgene Macht in ihr erweckt, die sie ebenfalls zur Heldin macht.
    »Was hast du denn da Leckeres mitgebracht?«, mischt sie sich ein und schnuppert übertrieben laut. »Mhhh, rieche ich da etwa...?«
    Als Macy so heftig nickt, dass ihre Locken wild auf und ab hüpfen, läuft Hailey das Wasser im Mund zusammen.
    »Leeeeeeeeeeecker!«
    Mit einem Satz ist sie auf den Beinen und reißt Macy die duftende Tüte aus der Hand. Der köstliche Geruch steigt in ihre Nase und ihr Magen brummt vorfreudig auf. Salzig.
    »Was ist das?«
    Caleb sieht nicht halb so begeistert aus wie Hailey und beäugt das Mitgebrachte misstrauisch, während Hailey hineingreift und eine goldgelbe Pommes herausfischt. Sie ist noch warm. Sofort steckt Hailey sie sich in den Mund und bietet Caleb welche an. Dieser wiederholt seine Frage.
    »Du weißt nicht, was Pommes sind?« Macy macht große Augen. »Warst du etwa dein ganzes Leben in der Klinik eingesperrt?« Hailey weiß, dass Macy bloß einen Witz machen wollte, aber als Caleb nickt, wird diese kreidebleich. »Echt jetzt?«
    »Vierzehn Jahre … Und davor haben meine Eltern sehr darauf geachtet, dass ich nicht zu viel ... Luxus genieße«, erwidert er schlicht und wendet sich dann wieder dem Essen zu. »Also ... was ist das?«
    Auf Haileys Gesicht breitet sich ein freudiges Grinsen aus.
    »Das, mein Lieber, sind Pommes. Sie werden aus Kartoffeln gemacht und schmecken einfach unglaublich lecker. Sie sind nicht sonderlich gesund, weshalb sie nur in den armen Vierteln verkauft werden. Du weißt ja: Die Regierung möchte ihre Schäfchen gesund halten.«
    Dass Hailey von der Regierung wie von einem bösen Wolf spricht, entgeht weder Macy noch Caleb. Während Macy verdutzt schaut, breitet sich auf Calebs Gesicht ein Lächeln aus.
    »Darf ich?«
    »Ich bestehe darauf!«
    Caleb greift nach einer Pommes und steckt sie in den Mund. Seine Stirn legt sich in Falten. Langsam kauend sieht er nachdenklich zur Decke. Schließlich schluckt er und Hailey hält den Atem an.
    »Wie konnte ich nur all die Jahre ohne Pommes leben?«
    Die beiden Mädchen lachen und Caleb steckt sich noch mehr davon in den Mund.
    »Lass mir was übrig«, rügt Hailey ihn empört.
    »Niemals.«
    Der Rest der Mahlzeit verläuft schweigend. Erst als Hailey und Caleb sich das Fett von den Fingern lecken, räuspert Macy sich unsicher.
    »Was hast du die ganzen vierzehn Jahre gegessen?«
    »Meistens den üblichen Klinikfraß. Irgendeinen Brei aus Vitaminen und Gemüse. Aber manchmal hatte einer der Wächter Mitleid und steckte mir ein Brot mit Salat oder Tomaten zu.«
    »Hört sich ja wirklich nahrhaft an.«
    Caleb zuckt nur mit den Schultern.
    »Wenn du Hunger hast, bist du über jede Abwechslung dankbar. Glaub mir, alles ist besser als der Klinikbrei. Nicht ganz so lecker wie diese Pommes, aber immerhin.«
    Traurig betrachtet er die geplünderte Tüte.
    »Gibt es davon noch mehr?«
    Hailey lacht.
    »Sicher, aber nicht heute.«
    »Heute müssen wir uns nämlich um etwas ziemlich Wichtiges

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