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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
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sucht er nach einem Ausweg. Die Wand, welche zur Straßenseite führt, scheidet mit den Sicherheitsfenstern und niedrigen Schränkchen als Versteckmöglichkeit aus. Rechts befindet sich eine Tür, hinter welcher der Lagerraum für die Substanzen liegt. Links steht ein riesiger Schrank mit allerlei Laborutensilien. In der Mitte des Raumes steht der Metalltisch, auf dem Jules experimentiert und die Wand hinter ihm wird nur von einem Poster mit dem Periodensystem der Elemente verschönert.
    Jules Verstand legt sich drei Möglichkeiten zurecht: Entweder drückt er sich hinter der Tür an die Wand und hofft, dass der ungebetene Besucher nicht in das Labor kommt oder er versteckt sich im Lagerraum und hofft, dass er dort nicht gefunden wird. Das letzte Versteck wäre die Offensive: Wenn er einfach weiter experimentiert und sich nichts anmerken lässt, wird vielleicht niemand Verdacht schöpfen. Er ist Probearbeiter und wird deshalb dazu angehalten, auf eigene Faust zu recherchieren. Andererseits soll er immer mindestens eine Aufsichtsperson bei sich haben, was in seinem Fall nicht gegeben ist. Wenn er jetzt erwischt wird, ist seine Probearbeit und damit auch die Chance, Hailey und Caleb zu helfen, verwirkt.
    Die Schritte kommen näher und Jules entscheidet sich spontan dazu, den Lagerraum als Versteck zu nehmen. Mit klopfendem Herzen reißt er die Tür auf und hechtet hinter die erste Regalreihe. Kurze Zeit später öffnet sich die Tür zum Labor und fällt wieder laut ins Schloss. Als er eine Person im angrenzenden Raum hört, beglückwünscht Jules sich dafür, diese Variante gewählt zu haben. Vorsichtig weicht er weiter in die Dunkelheit des Raumes zurück und duckt sich hinter einigen Kisten, deren Inhalt er nicht kennt. Der unangenehme Geruch des braunen Kartons kitzelt in Jules Nase und er kann nur mit Mühe ein Niesen unterdrücken.
    Nach wenigen Minuten öffnet sich die Tür erneut und die Person verschwindet. Erleichtert atmet Jules aus. Leise schleicht er zur Tür und späht durch das kleine Fenster ins Labor. Es sieht genauso aus, wie vor der Störung. Mit klopfendem Herzen wartet er noch etwas ab, dann wagt er sich wieder heraus.
    Lauschend nähert er sich dem Experimentiertisch, aber die Praxis scheint wieder verlassen zu sein. Erst als Jules seine Hand zum Mikroskop hebt, merkt er wie sehr er zittert.
    »Das hätte leicht ins Auge gehen können«, murmelt er.
    Dennoch muss er dem Unbekannten danken. Endlich kann Jules sich dazu überwinden, einen Blick auf den Traumstoff zu werfen. Voller Hoffnung darauf, dass Caleb sich geirrt hat, sieht er auf den Träger. Der Traumstoff ähnelt keinem der anderen Impfstoffe. Im Gegenteil: Er besitzt sogar Eigenschaften, die für den menschlichen Organismus tödlich sein können. Entsetzt stolpert er zurück und schlägt die Hände vor den Mund. Seine Welt und alles, woran er bisher glaubte, zerbricht in tausend mal tausend Scherben. Irreparabel und endgültig.
    Haltsuchend lehnt er sich gegen die Wand. Sein Brustkorb hebt und senkt sich in einem unregelmäßigen Takt, während der Deckenventilator weiterhin seine gleichmäßigen Runden dreht. Die Fliege ist mittlerweile verstummt. Vermutlich hat das ständige Aufprallen auf die Glasscheibe sie umgebracht. Ihr lebloser Körper wird morgen von einer Reinigungskraft entsorgt werden.
    Aber Jules neue Weltordnung kann nicht entsorgt werden. Sie hat sich in seinem Kopf festgesetzt. Seine Hände wandern zu seinem Handy, klammern sich um das kleine Mobilgerät. Noch gibt es ein Zurück. Er könnte behaupten, dass Caleb sich geirrt hat, und dass das Serum keine Auffälligkeit aufweist. Sofort verwirft Jules den Gedanken. Seine Weltanschauung hat sich grundlegend geändert und er sieht keinen Grund, weshalb er dieses Wissen für sich behalten soll. Flink gleiten seine Finger über den Bildschirm und wählen Macys Nummer. Das Handy zwischen Ohr und Schulter klemmend, beginnt er damit, die Gerätschaften aufzuräumen.
    Die unangenehmen Töne aus dem Handy versucht er dabei zu ignorieren. Gerade als er den Träger desinfizieren will, ertönt Macys Stimme.
    »Jules! Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Dir geht es doch gut, oder? Ich habe mir wirklich schon große Sorgen um dich gemacht. Wo steckst du nur?«
    Ihr besorgter Redeschwall lässt Jules glücklich seufzen.
    »Bei mir ist alles okay, keine Sorge.«
    »Dann bin ich ja erleichtert. Wie lief es in der Praxis?«
    Jules stellt das Desinfektionsspray zurück und schließt die

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