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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
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nicht. Du bist offensichtlich aus der Klinik geflohen und somit eine Schwerverbrecherin. Laut Handbuch müsste ich dich dem höchstrangingen Wächter ausliefern, der hier anwesend ist. Allerdings bin ich gerade nicht im Dienst.«
    Sie blinzelt überrascht, als seine Stimme sie in die Gegenwart zurückholt.
    »Deshalb trägst du keine Uniform«, schlussfolgert Hailey.
    »Hey, du bist ja ein richtig schlaues Köpfchen. So, ich bin ein momentan nicht diensthabender Wächter und du eine gesuchte Schwerverbrecherin. Was fangen wir mit diesen Informationen an?«
    »Du lässt mich einfach gehen?«, fragt Hailey hoffnungsvoll, obwohl sie ahnt, dass er dieser Möglichkeit nicht zustimmen wird.
    »Unter einer Bedingung.«
    »Die wäre?«
    »Ich darf mit dir kommen.«
    Vor Überraschung klappt Haileys Kinnlade nach unten.
    »Mit mir kommen?«, wiederholt sie ungläubig. »Weshalb sollte ein Wächter in Ausbildung mit einer Gefangenen fliehen wollen?«
    »Weshalb sollten dich diese Gründe interessieren?«
    Hailey liegt eine bissige Bemerkung auf der Zunge, welche sie jedoch herunterschluckt.
    »Um deine Vertrauenswürdigkeit einschätzen zu können.«
    »Schätzchen, ich denke, du hast keine andere Wahl.«
    »Hailey«, korrigiert sie ihn automatisch, um die Bildung eines furchtbaren Rufnamens zu unterbinden, und beißt sich im gleichen Moment auf die Zunge. Na toll, jetzt weiß er auch noch ihren Namen.
    »Hailey?«
    Sie seufzt resigniert.
    »So heiße ich.«
    Für einen kurzen Moment leuchtet Unsicherheit in seinen Augen auf.
    »Ich bin Wolf.«
    Hailey verkneift sich ein Lachen, während der junge Mann seine Lippen zusammenpresst.
    »Gibt es mit dem Namen ein Problem?«
    Hailey weiß nicht, was sie entgegnen soll. Schließlich entscheidet sie sich für die Wahrheit.
    »Er klingt ... merkwürdig. Findest du nicht?«
    Seine Stirn umwölkt sich und er blickt sie finster an.
    »Ich war nicht derjenige, der ihn ausgesucht hat.«
    Von der plötzlichen feindseligen Stimmung überrumpelt beäugt Hailey ihn misstrauisch.
    »Das war doch nur ein Scherz.«
    »Es gibt Dinge, über die man keine Scherze machen sollte. Schon gar nicht, wenn man keine Ahnung hat.« Seine Stimme klingt bitter und ist voll unterdrückter Wut. Hailey blinzelt überrascht, als sie die Veränderung wahrnimmt. So schnell sie gekommen ist, so schnell verschwindet sie auch wieder. Wie eine Wolke, die sich nur für wenige Sekunden vor die Sonne geschoben hat und gleich vom Wind weitergetrieben wird. Wolf lächelt sie mit einer Reihe perfekt weißer Zähne an. »Generell scheinst du sehr wenig Ahnung zu haben.«
    »Und du scheinst dich generell für sehr lustig zu halten.«
    Wolf lacht laut auf und steckt seine Hände lässig in die Hosentaschen. Mit gesenktem Kopf wirft er ihr einen unterwürfigen Blick zu.
    »Lustig, charmant, gutaussehend. Du hast mich erwischt. Diese Dinge kann ich wirklich nicht leugnen.« Er zuckt mit den Schultern und streicht sich mit einer Hand betont durchs Haar, wofür Hailey nur ein Kopfschütteln übrig hat.
    »Ich muss jetzt wirklich gehen.« Vorsichtig drückt sie sich an die rechte Hauswand und versucht so, an ihm vorbei zu kommen. Wolf folgt ihr mit einigem Abstand und lässt sie nicht aus den Augen.
    »Ich bitte dich erneut, mich mitzunehmen. Ohne mich kommst du sowieso nicht aus dem Randbezirk. Ein unbekanntes Mädchen ohne Kennnummer, ohne Ausweis und ohne Begleitung.«
    Hailey stößt einen lauten Fluch aus, denn sie muss gestehen, dass er Recht hat. Ohne ihn würde sie mehrere Stunden benötigen, bevor sie auch nur ansatzweise einen waghalsigen Plan ausgearbeitet hätte. Aber ihr Leben einem wildfremden Wächter in Ausbildung anzuvertrauen, scheint ihr ebenfalls keine kluge Wahl zu sein.
    »Ich kenne dich nicht. Du könntest mich verraten.«
    »Dazu hätte ich keinen Grund«, erwidert er und sieht ihr dabei direkt in die Augen.
    »Du bist ein Wächter in Ausbildung. Das ist Grund genug, findest du nicht?«
    Diese Worte entlocken Wolf ein ersticktes Lachen.
    »Wenn du wüsstest.«
    »Klär mich auf«, fordert Hailey mit schiefgelegtem Kopf. Ihre Hand blutet noch immer, aber den Schmerz nimmt sie nicht mehr wahr. Demonstrativ schleudert sie die rotverschmierte Glasscherbe auf den Boden. »Hier, ich mache den ersten Schritt. Jetzt bist du dran.«
    Ohne die provisorische Waffe kommt Hailey sich äußerst schutzlos und ausgeliefert vor. Sie hofft, dass sie keinen Fehler gemacht hat. Weder Wolfs Haltung noch seine Mimik verraten, was

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