Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Bauch sollte sich als Konrad herausstellen, die Haare, welche nach Himbeere duftend unter meiner Nase kribbelten, als der Haarschopf von Nathan.
„Was macht ihr hier bei mir?“
Konrad guckte mich mit zusammengekniffenen Augen von unten her an, und Nathan stieß ein wenig unsanft beim sich Umdrehen gegen meine Rippen.
„Das war so laut gestern Nacht. Wir wachten auf, als Rasmus so schief sang, und da haben wir uns zu dir ins Bett geschlichen. Und jetzt will ich frühstücken.“
„Is auch!“ Die beiden erhoben sich grölend und rannten davon.
„Nicht so laut, mein Kopf!“
Ächzend erhob auch ich mich, ich hatte es sogar geschafft, mir mein Nachtgewand anzuziehen. Das, was ich benötigte, waren definitiv eine Schachtel Kopfschmerztabletten und Tomatensaft mit einem rohen Ei darin.
Vorsichtig stapfte ich die Treppe nach unten. In der Küche dampfte bereits der Kaffee aus der Kanne. Christoph, Martha und die blonde Vera saßen mit den Kindern bereits am Tisch.
„Wo hast du denn geschlafen, Martha?“
„Na bei den Kindern in Bett. Lagen ja bei dir heute Morgen.“
„Und da bist du schon wach?“
„Hab ja gar nicht geschlafen, nur gedöst. Hab ich gelernt bei Zen-Meister, ohne großen Schlaf auskommen über einige Tage. Aber das ist eine andere Geschichte.“
„Möchtest du einen Kaffee, Antonia?“, fragte Christoph.
Schlagartig schien ich nüchtern zu werden. Seit wann duzten sich denn Christoph und ich? Seit vor ein paar Stunden, und wieso? Ich nickte, setzte mich zu den anderen Schnapsleichen und versuchte die letzten Minuten des gestrigen Abends Revue passieren zu lassen.
... ich saß bei Martha, trank den Mutmacher, Lara schien mit Robert zu streiten und dampfte davon. Ein Überdruckventil ist nichts dagegen. Robert natürlich hinterher. Vera und Rasmus vollführten beständig ihre Art Balztanz auf der Tanzfläche, und ich fragte mich, wann denn das Girren ein Ende hätte. Herr Wunnemann saß auf der Gartenbank, in einer Art Schneidersitz, und schlief. Christoph setzte sich neben mich und erzählte von seiner aufregenden Tätigkeit. Das war ganz offensichtlich sein Gesprächsthema. Im Hintergrund spielte Tom Jones, Christoph redete auf mich ein, stieß sein Glas gegen das meine und bot mir mit einem Kuss auf den Mund das DU an. Aber warum nur konnte ich mich nicht mehr an das Gefühl seiner wahrscheinlich brennenden Lippen erinnern? Danach war alles schwarz, Blackout sozusagen. War ich von diesem magisch lang ersehnten Kuss etwa ohnmächtig geworden. Dann war er garantiert mehr als gut…
„Hier ist dein Kaffee“, sagte Christoph mit einem Lächeln, dass mein Herz schmelzen ließ.
„Hab dich ins Bett getragen, Süße, bist gestern etwas von Latschen gekippt.“
„Aus den Latschen, Martha, heißt es“, verbesserte die blonde Vera.
„Ich bin übrigens Vera, falls Sie sich noch erinnern. Martha und ich haben Sie noch entkleidet und züchtig in ihr Nachthemdchen gebettet. Sie brauchen sich für gar nichts zu schämen. Wenn mich der schöne Christoph küssen würde, wäre es um mich auch geschehen.“
„Ich glaube eher, es waren die vielen Gläser Alkohol, die unserer kleinen Antonia den Boden unter den Füßen streitig machen wollten“, eine erloschene Zigarette in der Hand setzte sich ein verkaterter, aber ach so witziger Herr Brügge an den Tisch. Oh war mir schlecht. Giftgrün sah es in mir aus, ich muss mir die Galle aus dem Körper speien, dachte ich bei mir. Aber Christoph wurde von mir geküsst, na, das war doch schon mal was, das war mehr als ein Anfang, das war faktisch fast ein Höhepunkt.
An diesem Sonntag ließen wir alles sehr langsam und entspannt angehen. Nach den gemeinschaftlichen Aufräumarbeiten spielten die Kinder im Garten, und wir anderen saßen auf der Wiese und dösten vor uns hin. Ich bedankte mich bei Brügge bezüglich Robert und Lara. Brügge winkte nur ab und boxte mir väterlich leicht gegen den Oberarm.
„Die Zeit heilt die Wunden, Antonia. Und messen Sie sich nicht mit Lara, Mädchen. Sie sind ihr allemal überlegen, in vielerlei Hinsicht, glauben Sie mir.“
Das hatte Brügge gesagt, dieser alte Griesgram? Wie nett er doch sein konnte, wenn er denn wollte. Och Mensch, der beherrschte das Zuckerbrot und Peitsche-Prinzip auch echt gut.
Rasmus Brügge und seine Vera verschwanden für eine Weile. Gibt es da nicht einen Spezialbegriff für gesteigertes Sexualverlangens? Martha fuhr nach Hause, und ich bettete meinen Kopf, kurzzeitig unter
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