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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggy Sehl
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einem Baum sitzend, an Christophs Schulter, blickte in die Wipfel und genoss das Gefühl der Geborgenheit.
    Ich war verliebt, eindeutig. Über die Grenzen unserer zutiefst unterschiedlichen Lebensebenen hinweg hatte ich mir nicht etwa eine gleichartig gestrandete Existenz gesucht, nein, ich schielte auf einen Mediziner. Er war ja auch bereits in den sogenannten besten Jahren, und all die erfolgsverwöhnten Damen um ihn her zählten sicherlich schon 20 Jahre mehr als ich. Ergo war ich Jungblut eine wunderschöne Abwechslung. Ich schnurrte wie ein kleines Kätzchen.
    Als Christoph am Nachmittag davonfuhr, legte er mir noch nahe, wie schön die paar Tage bei seinem Kumpel doch gewesen wären, nicht zuletzt, da er mich ein wenig kennengelernt hätte und dies definitiv ein Himmelszeichen sei. Er würde sich melden.
    Die darauf folgende Woche befand ich mich in einer Art Schwebezustand. Ich war richtig verliebt, und mein Opfer war meiner Person nicht abgeneigt. Wenn auch noch nicht so viel zwischen uns passiert war, meine Luftschlösser entwickelten sich zu einer als durchaus realistisch zu betrachtenden Wahrhaftigkeit.
    Mit meinem Bruder verbrachte ich im Kreise seiner zwei Lieben einen Abend im Kino und verdatterte Tuffel dazu, uns Freikarten für sein Konzert zu besorgen nebst einem Geburtstagslied für Amalie und Backstage-Verpflichtungen meinem kleinen Schützling gegenüber.
     
    Ich fand die Musik grauenhaft, nicht zuletzt, da ich faktisch weder die Texte noch eine Melodienfolge erkennen konnte. Vor mir schreiende Mädchen, hinter mir schreiende Mädchen, neben mir Amalie mit ihren Freundinnen, die mir in die Ohren grölten und das alles in einer Art Musikclub von der Größe einer Streichholzschachtel. War ich auch so gewesen? Damals, als ich faktisch noch ein Kind war? Ich versuchte mich an die Helden meiner Jugend zu erinnern. Britpop und Grungebands, meine Haare strähnig und die Jeans zerschlissen. Eine schöne Zeit, die schönste, wenn ich es recht bedenke. Alles war möglich, die Welt stand mir offen, und nun stand ich hier. Neben Teenies, die den Freund meines kleinen Bruders anschrien, und fragte mich, was die Mädchen an diesem Geklampfe fanden. Ich war definitiv Teil einer anderen Generation. Aber hallo, trotz all der schiefen Töne, gab ich mich mehr als tolerant. Schließlich ließ ich mich auf die neue Jugendkultur ein, nicht wahr? Dann, das Ende des Konzertes schien erreicht, nuschelte Tuffel etwas in seinen imaginären Bart. Es klang wie:
    „…äh alles Gute zum Geburtstag für Amalie…singen Happy Birthday …äh für dich…äh ja…los dann…“
    Amalies Freundinnen kreischten, Amalie wurde ein Stockfisch, ihr Mund zu einem erstaunten ‚Oh‘ gerundet. Krampfhaft hielt sie sich an ihrem Stofftier fest und starrte gebannt auf die Bandmitglieder, die eine seltsame Form des Geburtstagsliedes zum Besten gaben. Hörte sich eher an als sängen sie eine Mischung aus Hardrock und Coldplay. In einem Rausch versunken kämpfte sich die kleine Amalie zum Bühnenrand und legte ihr Stofftierchen auf das Podium, um sich dann verklärter Weise den Weg zu ihren Freundinnen zurück zu bahnen. Ach und Tuffel, dafür bin ich dir ewig dankbar, Tuffel hob es auf und winkte damit ins Publikum.
    Als das Konzert zu Ende war, zwei Zugaben musste ich mir noch anhören, rauschte ich als Entenmama mit meinen Zöglingen hinter die Bühne, verabschiedete mich von Tuffel, der mit den anderen noch die T-Shirts der Mädchen signierte, und brachte dann alle Maiden mit dem alten Volvo nach Hause. Dort verkrochen sich die fünf Damen in Amalies Zimmer und wurden bis zum Morgen nicht mehr gesehen. Nur Kichern hörten wir es aus dem Schlafgemach. Am nächsten Tag fuhren die Geburtstagsgäste nach Hause und ich mit Amalie in meine Wohnung, um Tom und seine Freunde zu verabschieden, die sich auf den Weg gen Heimat machen wollten.
    „Meine Wohnung sieht ja aus wie ein Schlachtfeld“, nörgelte ich meinen Bruder an.
    „Nun hab dich mal nicht so, das Aufräumen gehört zum Service“, knuffte mich mein Bruder von der Seite an.
    „Interessantes Konzert, Tuffel…“, lächelte ich.
    „Äh ja, ging echt ab. War ein guter Gig“, Tuffel antwortete mit vollem Mund. Amalie, klein mit Hut, blickte schüchtern zu ihrem Helden auf.
    Als sie alle ihre Klamotten in Tuffels Wagen verstaut hatten, fragte ich mit dem Stirnrunzeln einer Kassandra: „Meint ihr, der hält bis zu Hause durch…?“
    „Der Mechaniker hat gesagt, ja…“
    Wir

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