Traummann mit Zuckerkuss
unmissverständlich Ja.
Graeme stieg aus dem Taxi. Sein Flug aus Edinburgh war mit Verspätung eingetroffen, aber das war ihm egal, er hatte jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Es war gut möglich, dass Issy immer noch in ihrem albernen Laden war und Brötchen glasierte oder was auch immer sie da so machte, und wenn er sie dort nicht antraf, dann würde er es in ihrer Wohnung versuchen. Er vergaß nicht, nach einer Blankoquittung zu fragen, und knallte die Taxitür zu. Dann entdeckte er, dass vor dem Café noch Leute standen, auch wenn er in der Dämmerung keine Einzelheiten ausmachen konnte. Sicher war Issy dabei. Er trat aus den Schatten in die Gruppe. Wer Graeme kannte, verstummte augenblicklich.
Issy, die in Austins Blick versunken war, spürte nur, dass sich um sie herum irgendetwas veränderte. Sie wandte sich um und sah Graeme, attraktiv wie immer und schick angezogen, unter der Straßenlaterne stehen.
» Issy«, rief er leise. Sie machte sich mit einem Satz von Austin los, als hätte sie etwas gestochen.
Der Bankberater sah auf. Auch wenn er ihm noch nie zuvor begegnet war, musste er nur einen Blick auf Graeme werfen, um lieber den Rückzug anzutreten.
In Edinburgh hatte Graeme viel nachgedacht. Irgendwie hatte die Umgebung dazu eingeladen. Es gab dort jede Menge teure Immobilien. Er hatte eindeutig gespürt, dass irgendetwas in der Luft lag, es war beinahe greifbar gewesen. Diese Stadt war einfach so verdammt urig, voller Straßen, die plötzlich irgendwo endeten, versteckter kleiner Plätze, Kopfsteinpflaster und abseits gelegener Gässchen. Und man sah den Menschen an, wie begeistert sie waren: die Touristen, die Studenten, die Leute, die sich nur einmal umsahen, und solche, die am liebsten gleich hierbleiben wollten. Heutzutage musste die Umgebung eben so individuell wie möglich sein. Die Kunden wollten nicht mehr in einem Hochhaus leben oder einem Loft mit Backsteinwänden oder so einem kalten Kasten, obwohl er das gar nicht nachvollziehen konnte– er fand moderne Gebäude mit Klimaanlage und Sicherheitsschlüsseln tausendmal besser als solche alten Gemäuer. Aber diese Meinung schien niemand zu teilen. Die Kunden wollten originelle alte Häuschen mit » Charakter«. Graeme fand das bescheuert– die sollten sich lieber auf das konzentrieren, was funktionierte und bequem war. Aber wenn die Leute andererseits dazu bereit waren, dafür mehr Geld lockerzumachen– hatte er in seinem runden Turmzimmer in seinem teuren kleinen Hotel überlegt–, wenn sie dazu bereit waren, für den Niedlichkeitsfaktor mehr als üblich hinzublättern, dann sollte es an ihm nicht liegen.
Und dann war ihm diese brillante Idee gekommen, die ihn sogar selbst beeindruckte und von der alle profitieren würden. Er musste sofort zurück nach London, die Sache war einfach überragend. Der Pear Tree Apartmentkomplex.
Natürlich bedeutete » Apartmentkomplex« auch nichts anderes als » Wohnungen«, aber es klang irgendwie amerikanischer, und seiner Erfahrung nach hieß » amerikanischer« immer » besser«. Lebens- und Arbeitsräume in einem urigen kleinen alten Innenhof, nur ein paar Schritte von der Stoke Newington High Street entfernt, aber zugleich zauberhaft und ruhig und fernab vom Straßenverkehr. Aber das Raffinierte daran– das wirklich Raffinierte– war, dass die Gebäude zwar alt aussehen, es sich dabei aber nur um die Fassade handeln würde. Sie würden das alles ganz neu gestalten. Diese albernen Fensterchen, durch die man ja gar nicht durchgucken konnte, und die zugigen Holztüren rausreißen und sie durch vernünftige PVC -Rahmen und Türsysteme ersetzen, die die Bewohner durch den Fingerabdruck identifizierten (das fanden die Manager aus der Londoner City einfach super), und der Komplex würde von Videokameras überwacht werden– wenn er nur daran dachte, begann Graemes Herz bereits höher zu schlagen. Vielleicht konnten sie die Gasse sogar mit einem Tor zur Straße hin abschotten, damit die Bewohner ihr eigenes kleines Privatgrundstück hatten. Das wäre der Hammer! Den Baum würden sie einfach fällen, damit die Leute auf dem Hof parken konnten. Wirklich fantastisch. Die Anlage wäre auf alt gemacht, würde aber über all den neuesten Hightech-Schnickschnack verfügen– Klimaanlage, Weinkühlschrank und ein Entertainment-System auf dem allerneuesten Stand.
Das Beste daran war, und dazu gratulierte er sich selbst, dass er Issy in den Deal mit einbeziehen konnte. Das war doch nur fair, immerhin hatte sie
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