Traummann mit Zuckerkuss
Aber war Austin etwa nicht blitzschnell von der Bildfläche verschwunden? Sie wusste ja, dass er keine Beziehung wollte, und außerdem hatte er auch noch Darny. Es war dumm, sich Dinge zusammenzufantasieren, die sie nicht haben konnte, so als würde man von e ine m Popstar träumen. Graeme hingegen war wieder zu ihr zurückgekehrt…
» Außerdem habe ich den auch schon ins Auge gefasst«, warf Caroline ein.
» Wozu, willst du ihn adoptieren?«, erkundigte sich Helena.
» Entschuldigung, arbeitest du eigentlich hier?«, fauchte Caroline. » Ich hänge hier nämlich nur rum, weil ich dafür bezahlt werde.«
» Also, ich finde es unglaublich, dass er seinen Fehler eingesehen hat und wieder angekrochen kam«, bekräftigte Issy. » Oder nicht? Was meint ihr?«
Die anderen Frauen sahen sich an.
» Na ja, wenn du damit glücklich bist«, stellte sich Pearl auf ihre Seite. » Trotzdem ist dieser Typ von der Bank doch echt nett.«
» Jetzt hör schon mit dem Banktypen auf«, schnauzte Issy sie an. » Oh. Entschuldige. Ich wollte nicht laut werden. Aber ich… ich war so einsam. Obwohl ich natürlich euch alle hatte, ich weiß. Aber ich habe hier ganz allein den Laden geschmissen, und abends saß ich einsam zu Hause, weil Helena damit beschäftigt war, mit ihrem Arzt rumzuknutschen…«
» Der mich vergöttert«, fügte Helena hinzu.
» …und jetzt ist er wieder da und will Ernst machen, und das ist doch alles, was ich mir je gewünscht habe.«
Er herrschte Schweigen.
» Trotzdem, das waren keine fünf Sekunden«, murmelte Helena. Issy streckte ihr die Zunge heraus. Sie wusste schließlich, was sie tat. Oder etwa nicht?
Als Graeme sich ein paar Tage später am frühen Morgen für ein Squash-Spiel fertig machte, setzte Issy sich auf und umarmte ihre Knie. » Was ist los, Iss?«, fragte er lächelnd. Sie konnte immer noch nicht fassen, wie gut er aussah: die wie in Marmor gemeißelte Brust mit den zarten, dunklen Härchen, die breiten Schultern und das schneeweiße Lächeln. Sie starrte ihn an, und er zwinkerte ihr zu. Seit sie in jener Nacht zu ihm zurückgekehrt war, war er ein ganz neuer Mensch: Er zeigte sich romantisch und aufmerksam, fragte sie nach der Bäckerei und Pear Tree Court und wie es ihr dort gefiel.
Trotzdem war sie immer noch ein bisschen wütend auf sich selbst. Es war doch nun wirklich nicht so, dass er nur zu pfeifen brauchte und sie angerannt kam. Sie war nicht nur zu ihm zurückgekehrt, weil er eben gerade verfügbar war. Sie hatte Helena nicht zurückgerufen, die ihr elf SMS geschickt hatte, um zu fragen, ob sie a) zurückkommen, b) sich endlich mal melden würde oder ob sie ihr c) ihr Zimmer überlassen würde. Issy hasste die Vorstellung, dass er nur mit den Augenbrauen wackeln musste, um sie ins Bett zu kriegen.
Aber sie hatte ihn doch so sehr vermisst. Ihr hatte die menschliche Wärme gefehlt, die Kameradschaft, und am meisten jemand, zu dem man am Ende des Tages nach Hause kommen konnte. Mein Gott, sie hatte sich so einsam gefühlt, dass sie sich beinahe vor diesem Bankberater lächerlich gemacht hätte. Sie wurde ganz rot, wenn sie nur darüber nachdachte. Fast wäre sie als alte Jungfer geendet. Und auf ihrer Party hatte sie dann gesehen, wie glücklich Helena und Ashok oder Zac und Noriko oder Paul und John oder all ihre anderen Freunde ausgesehen hatten, die mit jemandem zusammen waren, wie fröhlich sie gewirkt hatten– verdiente sie nicht auch ein kleines bisschen von diesem Glück? Sie wünschte, die könnten sie jetzt sehen, so strahlend und geliebt wie in einer Zahnpastawerbung. Graeme, überlegte sie verträumt, würde vermutlich ohne Probleme eine Rolle in der Zahnpastawerbung bekommen.
» Alles klar bei mir«, beteuerte sie. » Ich wünschte nur, wir müssten heute gar nicht aufstehen.«
Graeme beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die sommersprossige Nase. Alles schien gut zu laufen. Er fand es toll, dass Issy zu ihm zurückgekehrt war, auch wenn es ihn nicht verwunderte. Jetzt musste er den nächsten Schritt seines Plans angehen. Wenn er sie erst einmal so weit hatte, die Bäckerei aufzugeben, dann würde er eine äußerst dankbare Freundin an seiner Seite haben. Und jede Menge Geld und noch mehr Prestige in der Firma. Kein Wunder, dass er so gut gelaunt war.
» Ich wollte dich etwas fragen«, verkündete er.
Issy lächelte ihn strahlend an. » Ach ja?«
» Hm… Also. Äh.« Sie sah auf. So herumzudrucksen sah Graeme gar nicht ähnlich. Er gehörte sonst
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