Traummann mit Zuckerkuss
Höchstform zu sein. Und das war tatsächlich gar keine schlechte Idee– alle in Sicherheit zu wiegen und dann ganz unverhofft zuzuschlagen. Ihnen zu zeigen, wozu sie fähig war. Obwohl natürlich auch ein paar hübsche Kleinigkeiten mit Zuckerwatte nicht fehlen durften. Sie starrte ihr Gesicht im Spiegel an und versuchte sich davon zu überzeugen, dass sie das Zeug zur Geschäftsführerin und Unternehmerin hatte. Sie konnte das durchziehen. Ganz bestimmt. Schließlich klopfte Helena an der Tür.
» Probst du mal wieder deinen Schmollmund?«, brüllte sie.
» Nein!«, rief Issy. Sie dachte daran, wie Helena sie stets aufgezogen hatte, wenn sie vor einer Verabredung das reinste Nervenbündel war und zwei Stunden brauchte, um sich fertig zu machen. » Oder vielleicht doch. Nein. Das ist ja schlimmer als eine Verabredung.«
» Na, eine Verabredung ist es auf jeden Fall«, behauptete Helena. » Man kann ja nie wissen, vielleicht ist der Vermieter sogar ganz süß.«
Mit gerunzelter Stirn steckte Issy den Kopf zur Tür hinaus.
» Jetzt hör schon auf!«
» Was denn?«
» Ich würde die Katastrophengebiete in meinem Leben lieber eins nach dem anderen in Angriff nehmen, okay?«
Helena zuckte mit den Achseln. » Also, wenn er dir nicht gefällt, dann reich ihn doch an mich weiter.«
Aber das war in diesem Fall wirklich nicht nötig. Bevor sie aufgebrochen war, um sich mit Mr Barstow, dem Vermieter von Pear Tree Court, zu treffen, hatte Helena ihr noch einmal richtig Dampf gemacht. Sie würde ihn mit ihrem Organisationstalent und ihrem Hintergrundwissen überzeugen. Oder ihn mit ihrer Geheimwaffe, Gramps’ Kuchen, in die Knie zwingen. Eigentlich hatten sie sich in der Nähe des Lokals treffen wollen, aber es gab dort, wie Issy nun voller Genugtuung dachte, ja keine Cafés, in die man sich hätte setzen können, also kamen sie stattdessen in Des’ Büro zusammen. Des hatte eine schreckliche Nacht mit Jamie hinter sich. Seine Frau weigerte sich inzwischen, nachts aufzustehen, also hatte er mit dem kleinen Quälgeist dagesessen, während der sich mit hochrotem Kopf die Seele aus dem Leib geschrien und die propperen Füßchen bis an die Brust hochgezogen hatte. Des hatte ihm über die heißen Brauen gestrichen, ihm Calpol gegeben und es schließlich geschafft, das kleine Kerlchen in einen bewegten, unbequemen Schlaf zu wiegen, indem er ihn an sich geschmiegt hatte. Ihm selbst waren kaum zwei Stunden Nachtruhe geblieben. Er fühlte sich wie der Tod auf Urlaub.
Die blonde Frau war ebenfalls gekommen. Mit ihrer zweihundert Pfund teuren Hose, den spitzen Absätzen und der Lederjacke, die butterweich aussah, wirkte sie auf Issy unglaublich schlank und edel. Die junge Frau verengte die Augen zu Schlitzen. Ihre Konkurrentin brauchte doch mit Sicherheit gar nicht zu arbeiten. Die gab ja allein für Strähnchen schon mehr aus, als Issy früher im Monat verdient hatte.
» Caroline Hanford«, stellte sich die Blondine ohne zu lächeln vor und streckte ihr die Hand entgegen. » Ich verstehe gar nicht, warum dieses Treffen überhaupt nötig ist, immerhin habe ich mein Angebot zuerst abgegeben.«
» Jetzt haben wir aber ein Gegenangebot«, wandte Des ein, ließ am Kaffeeautomaten ein widerlich klebriges schwarzes Gebräu in drei Tassen laufen und schüttete den Inhalt der ersten runter wie Medizin. » Außerdem möchte Mr Barstow die Einzelheiten Ihrer Angebote mit Ihnen durchgehen.«
» Hatten Sie hier nicht früher mal eine Cafetière?«, fragte Caroline schroff. Sie hätte einen vernünftigen Kaffee gut gebrauchen können, da sie nicht gut geschlafen hatte. Das für teures Geld erstandene homöopathische Schlafmittel wirkte nicht so gut, wie man ihr versichert hatte. Da war mal wieder ein Termin bei Dr. Milton fällig, der auch nicht gerade billig war. Sie verzog das Gesicht, wenn sie nur daran dachte.
» Kürzungen«, murmelte Des.
» Na ja, wie auch immer, ich werde mein Angebot natürlich entsprechend erhöhen«, versicherte Caroline, ohne Issy auch nur eines Blickes zu würdigen. » Um welche Summe es auch gehen mag. Ich will bei diesem Projekt von Anfang an alles richtig machen.«
Ein kleiner, kahlköpfiger Mann marschierte in den Raum und grüßte Des mit einem Grunzen.
» Das ist Mr Barstow«, erklärte der Makler unnötigerweise.
Caroline setzte sofort ein zahnlastiges Grinsen auf. Sie wollte diese Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. » Hallo«, säuselte sie. » Darf ich Sie Max nennen?«
Mr
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