Traummann mit Zuckerkuss
schlang.
» Kuscheln!«, rief er fröhlich. Er hatte die Coco Pops aufgegessen und warf sich jetzt wieder auf seine Mutter. Pearl nahm ihn in den Arm.
» Du bist so verdammt süß«, sagte sie.
» Fernseher!«, rief Louis glücklich. Er wusste, wie er seine Mutter um den Finger wickeln konnte.
» Auf gar keinen Fall«, entgegnete Pearl. » Wir haben heute viel vor.«
Als Pearl und Issy sich an diesem Freitagmorgen vor dem Cupcake Café trafen, war es eisig kalt, aber sonnig. Sie hatten vierhundert Meter laufen müssen, um einen Kaffee zum Mitnehmen aufzutreiben, und ihr Atem bildete über dem dampfenden Gebräu kleine Wölkchen. Pearl trug ein weites Kittelkleid und hielt ihren Sohn an der Hand.
Louis war ein herzallerliebstes Kind, rundlich mit zartbrauner Haut, riesigen, leuchtenden Augen und einem Mund, der am liebsten breit grinste. Er griff eifrig nach dem Kuchen, den ihm seine Mutter mit zärtlichem Blick hinhielt, und hockte sich dann mit zwei Rennautos unter den kümmerlichen Baum.
Issy war zu Hause in bester Stimmung aufgebrochen, wurde jetzt aber plötzlich nervös. Die Sache kam ihr fast ein bisschen vor wie ein Blind Date. Wenn alles klappen sollte, dann würden sie jeden Tag acht, neun, zehn Stunden zusammen verbringen. Wenn es zwischen ihnen nicht funktionierte, dann konnte das eine Katastrophe werden. War es nicht ein riesiger Fehler, eine Geschäftsbeziehung mit jemandem zu planen, den man erst ein einziges Mal gesehen hatte? Oder sollte sie auf ihr Bauchgefühl hören?
Ihre Zweifel wurden zerstreut, als sie Pearl das Lokal zeigte und diese offensichtlich begeistert war. Sie konnte genau vor sich sehen, was Issy hier vorschwebte, auch sie konnte sich das fertige Café vorstellen. Sie bestand sogar darauf, in den Keller hinunterzugehen. Issy wollte wissen, was Pearl denn da unten vorhatte. Diese erklärte, sie wolle sich lieber davon überzeugen, dass die Treppe nicht zu eng für sie sei. Auf Issys Behauptung, das sei doch völliger Quatsch, reagierte sie nur mit einem gutmütigen Lachen, und Issy nahm sich insgeheim vor, die Theke noch weitere zehn Zentimeter von der Wand abzurücken, für zusätzliche Bewegungsfreiheit.
Je mehr Pearl von den Räumlichkeiten sah, desto besser gefiel ihr alles. Das Lokal hatte Charme. Und Issys Birnenkuchen war einfach unglaublich gewesen– er war luftig-leicht auf der Zunge zergangen, hatte aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wenn der Laden vernünftig anlief– und da die Leute hier in Nordlondon kein Problem damit hatten, mehr als zwei Pfund für einen Kaffee hinzublättern, sprach eigentlich nichts dagegen–, dann würde sie unheimlich gerne in diesem Café arbeiten. Issy schien nett zu sein– in Geschäftsdingen zwar offensichtlich ein wenig naiv, aber jeder fing schließlich klein an–, und ein warmes, gemütliches, duftendes Café mit freundlichen, hungrigen Menschen und vernünftigen Schichten– das wäre wesentlich angenehmer als ihre bisherigen Arbeitsstellen, so viel war sicher.
Aber es gab ein Problem. Sie liebte ihn abgöttisch, aber er stellte zweifellos ein Problem dar.
» Was für Öffnungszeiten hattest du dir vorgestellt?«, fragte sie.
» Na ja, angepeilt hatte ich acht Uhr morgens. Da gehen die meisten Leute zur Arbeit und hätten sicher gerne einen Kaffee«, erklärte Issy. » Wenn das gut läuft, könnten wir auch Croissants anbieten, die sind gar nicht so schwer zu backen.«
Pearl zog die Augenbrauen hoch.
» Die Arbeitszeiten wären also…«
» Für den Anfang dachte ich an halb acht bis vier«, sagte Issy. » Nach dem Nachmittagskuchen machen wir dann zu.«
» Wie viele Tage in der Woche?«, fragte Pearl.
» Hm, das käme darauf an, wie es läuft. Wenn der Laden gut geht, dann würde ich gerne fünfmal die Woche öffnen, allerdings auch samstags.«
» Und wie viel Personal wirst du einstellen?«
Issy blinzelte. » Na ja, zunächst einmal wären da nur wir beide.«
» Das heißt, wenn jemand krank ist oder im Urlaub oder Pause macht oder…«
Issy spürte Gereiztheit in sich aufsteigen. Pearl hatte noch nicht einmal angefangen und redete schon davon, sich freizunehmen.
» Ja, also, ich dachte, das würden wir uns dann überlegen, wenn es so weit ist.«
Pearl runzelte die Stirn. Wie schade, das war nämlich die beste, interessanteste Möglichkeit, die sich ihr seit Langem geboten hatte. Sie hätte gerne ein junges, kleines Unternehmen mit in Gang gebracht, wie aufregend! Hier würde sie wirklich etwas
Weitere Kostenlose Bücher