Traummann mit Zuckerkuss
wirklich, das liegt daran, dass du jetzt Unternehmerin bist. Ihr Schritt ist so beschwingt, Miss Randall. Du bist nicht länger das Mädchen, das ich damals kennengelernt habe und das Angst hatte, wegen einer Warze am Finger zum Gesundheitsdienst für Studenten zu gehen.«
Bei der Erinnerung musste Issy lächeln. » Ich dachte, da müsste ich mein Höschen ausziehen.«
» Und, wäre das so schlimm gewesen?«
» Nein.«
» Und jetzt sieh dich doch an! Eine Geschäftsfrau! Wenn du noch etwas nervtötender und wesentlich bekloppter wärst, könntest du direkt bei Big Boss mitmachen. Wenn sie da auch ein paar Backaufgaben hätten. Na ja, wenn es nur ums Kuchenbacken ginge.«
» Das fasse ich jetzt mal als Beinahe-Kompliment auf, was aus deinem Mund schon etwas heißen will. Aber du hast recht, ich bin wirklich furchtbar langweilig geworden. Ich denke eben an nichts anderes mehr.«
» Was ist denn mit diesem heißen Banktypen, diesem schludrigen Kerl mit der Hornbrille?«
» Was sollte denn mit ihm sein?«
» Nichts, es freut mich nur, dass du nicht herumsitzt und darauf wartest, dass Graeme wieder zu dir zurückkehrt.«
» Nein«, sagte Issy plötzlich. » Nein, das tue ich wirklich nicht. Hey, weißt du was– vielleicht sollte ich dich einfach begleiten!«
Helena begann, Mascara aufzulegen. » Hm, das geht leider nicht.«
» Wieso denn nicht? Auf die Art und Weise vergesse ich mal ein bisschen den Arbeitsalltag.«
» Das heute geht dich gar nichts an!«
» Lena, hast du etwa eine Verabredung?«
Ihre Freundin fuhr in aller Seelenruhe fort, sich die Wimpern zu tuschen.
» Du hast also wirklich ein Date! Mit wem? Du musst mir alles erzählen!«
» Das hätte ich ja schon längst«, meinte Helena. » Wenn du nicht ständig vom Cupcake Café reden würdest. Und jetzt bin ich leider spät dran.«
Sie drückte Issy einen dicken Kuss auf die Wange und schwebte in einer Wolke Agent Provocateur aus dem Zimmer.
» Ist es etwa einer von den Grünschnäbeln?«, fragte Issy und lief hinter ihr her. » Erzähl doch, komm schon. Es muss doch einen Grund dafür geben, dass du nicht mit der Sprache herausrückst.«
» Lass es gut sein.«
» Also doch! Es ist einer von den jungen Ärzten.«
» Das ist nicht dein Bier.«
» Wie nett von ihm, dass er zwischen all den tödlichen Behandlungsfehlern noch einen Moment Zeit findet, dich auszuführen.«
» Pst!«
» Ich hoffe, jeder bezahlt auch für sich selbst.«
» Halt den Mund!«
» Und nimm besser ein Buch mit, falls er dir über der Suppe einschläft!«
» Zieh Leine!«
» Ich bleibe wach und warte auf dich!«, rief Issy dem verschwindenden Rücken ihrer Freundin hinterher.
» Von wegen!«, lautete die Antwort, und tatsächlich fielen ihr am Ende von Mieten Kaufen Wohnen bereits die Augen zu.
Am nächsten Morgen war der Croissant-Rummel gerade vorbei, und Pearl faltete neue Schachteln zusammen, die sie bestellt hatten. Sie waren gestreift wie Zuckerstangen, und vorne prangte der Name des Cafés. Ein Dutzend Küchlein passten perfekt hinein, und sie würden die Schachtel mit einem rosafarbenen Bändchen verschließen, bevor sie sie den Kunden reichten. Die Schächtelchen waren wunderschön, aber es war gar nicht so einfach, sie zusammenzufalten, und Pearl übte schon einmal, um die Sache später aus dem Effeff zu beherrschen.
Die Klingel an der Tür kündigte Kundschaft an, und Pearl blickte auf die große Bahnhofsuhr– in ein paar Minuten würde der 11 - Uhr-Zucker-Ansturm einsetzen. Sie wischte sich über die Stirn. Mann, es war zwar toll, so beschäftigt zu sein, aber auch ganz schön hart. Issy war unten und arbeitete am weltweit ersten Ingwerbier-Cupcake. Der Duft von Zimt, Ingwer und braunem Zucker erfüllte den Raum und war absolut betörend. Alle wollten die neue Kreation probieren und scharten sich um die Treppe, als sie hörten, dass sie noch nicht fertig war. Es entspann sich die eine oder andere Unterhaltung, was Pearl zwar schön fand, im Moment brauchte sie aber vor allem Platz, um die leeren Kaffeetassen abzuräumen. Seit sie mehr zu tun hatten, hatte sich hellgelbes Geschirr zu dem graublauen und türkisfarbenen hinzugesellt, und sie wollte gerade die Spülmaschine anstellen. Nun musste sie auch noch für eine Lieferung unterschreiben, jetzt kamen die Eier noch voller Federn frisch von der Farm. Die musste sie abzupfen, die Ware nach unten bringen und außerdem die Leute in der Schlange bedienen, was aber nicht ging, weil sie keine Tassen
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